Sizilien – Der perfekte Urlaub à la Carte

Die größte Mittelmeerinsel ist atemberaubend und abwechslungsreich.

„Durchs Tor und dann gleich nach links“, erklärte uns der Taxifahrer den Weg, als er uns an der Porta Messina, dem Beginn der autofreien Altstadt von Taormina absetzt. Unser Ziel ist das Teatro Greco-Romano. Der Tipp, unsere Besichtigungstour am antiken Amphitheater zu beginnen, erwies sich als Gold wert. Das teilweise eingestürzte Bühnengebäude gibt einen grandiosen Blick frei auf den riesigen Vulkankegel des Ätna, eine malerisch besiedelte Steilküste und die schön geschwungene Bucht von Naxos. Geht man auf dem Tribünenkamm um eine ruinöse Mauer herum, schweift der Blick über ein mehrere Dutzend Kilometer langes Steilküstenpanorama. Von hier oben entfaltet sich Sizilien wie eine gigantische, überwältigend abwechslungsreiche Menükarte. Wiederholung oder gar Langeweile ist garantiert ausgeschlossen. Jeden Tag kann der Urlauber gleichsam à la Carte entscheiden, wonach ihm heute der Sinn steht. Kulturelle Sehenswürdigkeiten aus mehreren Jahrtausenden oder kulinarische Genüsse. Postkartenreife Panoramalandschaften oder quirliges Treiben in stimmungsvollen Städten und Dörfern. Deren Atmosphäre reicht von verwunschen-mittelalterlich bis heiter-barock. Als erstes zieht es uns natürlich hinüber in die Altstadt von Taormina, das auf einem Felssporn hoch über dem Meer liegt.

Epizentrum des Tourismus

Taormina ist nicht nur die meistbesuchte Stadt Siziliens, sondern in und um Taormina stehen auch die meisten Hotelbetten der Insel. Die Hänge rings um die Altstadt sind gespickt mit tollen Villen und Hotels, die sich erstaunlich gut ins Gesamtbild einfügen und erst aus nächster Nähe mit ihrer Größe überraschen. Die steilen Serpentinen sind eine Herausforderung für jeden Verkehr, doch die Altstadt ist weitgehend autofrei. Der Corso Umberto ist so etwas wie die Gute Stube der Stadt. Gesäumt von wunderbar restaurierten Häusern mit Geschäften von Alta Moda bis Souvenirs und einigen Cafés ist er die perfekte Flaniermeile für Alt und Jung zum Sehen und Gesehen werden. Und natürlich für all die Touristen. Und obwohl es die in Taormina zuhauf gibt, stellt sich nirgends das Gefühl ein, in einem Massenziel zu sein. Am Ende weitet sich der Corso unvermittelt zur Piazza IX Aprile, einem zur Meerseite offenen Platz mit gigantischer Aussicht. Hier findet sich auch eines der berühmtesten Cafés der Insel, die „Wunderbar“. Im erklärten Lieblings-Café von Elisabeth Taylor spürt man, warum Taormina schon seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert Künstler und später auch den Jetset aller Herren Länder anzieht. Es ist das lebhafte und trotzdem lässige Lebensgefühl inmitten filmreifer Panorama-Blicke. Und wer sich abseits des Corso in den stimmungsvollen mittelalterlichen Gassen und Treppen Taorminas müde gelaufen hat, findet Erholung am Strand. Mit der Seilbahn geht es bei, selbstverständlich wieder einmal beeindruckender Aussicht, von Taormina hinunter an die Strände von Mazzaro und Isola Bella. Vor allem die winzige „Schöne Insel“, die über einen schmalen, rund 50 Meter langen Sandstreifen mit dem Strand verbunden ist, bietet schon wieder so ein Postkartenidyll der Extraklasse. Doch zumindest einen Abend lohnt auch der Abstecher ins nur rund 5 Kilometer südlich gelegene Naxos. Auf halbem Weg zu den Bootsanlegern liegt La Cambusa, ein trotz maritimen Logo innen hochmodern, ganz in weiß eingerichtetes Restaurant direkt am Wasser mit unvergleichlichem Blick über die Bucht von Naxos hinauf nach Taormina und dem fast senkrecht darüber liegenden Bergdörfchen Castelmola. Wer etwas mehr Zeit mitbringt, kommt schon am Vormittag nach Naxos. Die Ausgrabungen des antiken Naxos, der ältesten griechischen Siedlung auf Sizilien, lockt mit imposanten Megalithmauern und einer wunderschönen Uferregion.

Diana fountain in the center of Siracusa - piazza Archimede Syracuse, Sicily, Italy: sculptures of Archimede Square. Beautiful representative picture of Sicilian and Italian tourism.

Der Springbrunen „Der Diana“ in Syracuse, der auch bei der Gruppenreise besucht wird (BBZ-Leserreise). Foto: Fotolia/pitrs.

Furchtbar und Fruchtbar

Neben seiner Küstenlage ist Taormina aber auch ein perfekter Ausgangspunkt zur Erkundung des gesamten Südostens. Von Catania mit seinem internationalen Flughafen im Süden und Messina im Nordosten etwa jeweils nur eine Autostunde entfernt, lassen sich von hier aus abwechslungsreiche Ausflüge ins Hinterland unternehmen. Wer nur eine Woche oder weniger auf Sizilien verbringt, findet im Südosten viele sehenswerte Ziele. Etwa Castiglione, ein malerisches Dorf ist mehr als nur einen Fotostopp wert. Wie ein Mantel schmiegt sich der Ort um einen Berg, der von den Normannen mit einer imposanten Burg gekrönt wurde. Auf dem Hin- oder dem Rückweg lohnt ein Abstecher ins Weingut Patria zwischen Solicchata und Passopisciaro, um Ätna-Weine zu verkosten und als Mitbringsel zu erstehen. Allem voran steht aber ein „Besuch“ des Ätna. Er ist einer der wichtigsten und beeindruckendsten Touristenmagneten der Insel. Vom Süden, sprich von Catania aus gelangen täglich mehrere Tausend Besucher, auch Kreuzfahrer, mit Seilbahn und Vierradfahrzeugen bis in die Region der vier aktiven Gipfelkrater. Die Sizilianer sprechen von der Dame Etna, weil sie angeblich wie eine Frau ist – furchtbar und fruchtbar“. Furchtbar ist die sprichwörtliche Unberechenbarkeit des Vulkans mit den weltweit meisten historisch belegten Ausbrüchen. Warum die Menschen aber dennoch immer wieder im Schatten des Vulkans siedeln ist schnell erklärt. Die vom Vulkan an die Oberfläche gebrachten Mineralien machen zehntausende Hektar Ackerland zum sprichwörtlichen Garten Eden. Hier wächst alles, was die Herren vergangener Jahrhunderte importiert haben. Zitrusfrüchte, Feigen, Datteln und vieles mehr.

Sehenswürdigkeiten von Weltruf

In Sizilien treffen Welten aufeinander – nicht nur geologisch und botanisch, sondern vor allem kulturell. Von der frühen Antike bis hinein in die Neuzeit galt: Wer das Mittelmeer und seine lukrativen Handelswege beherrschen wollte, musste Sizilien beherrschen. Folglich gaben sich hier viele Großmächte gleichsam die Klinke in die Hand. Phönizier und Griechen. Römer und Byzantiner. Normannen, Araber und Spanier. Und jede hat ihre Spuren hinterlassen. Das ist weiter nicht verwunderlich. Das besondere ist aber, dass Sizilien bei fast allem, was es an Sehenswertem aus der Vergangenheit zu bieten hat, auch gleich noch mit Attraktionen von Weltrang gesegnet ist. Wer also länger als eine Woche auf Sizilien verbringt, sollte sich unbedingt einige der über die gesamte Insel verteilten Hinterlassenschaften der großen Kulturen ansehen. So lockt die Villa Romana Casale mit der größten mosaikbedeckten Fläche aller bekannten Bauten aus der Römerzeit. Aber nicht nur die Menge der Mosaiken, auch ihre Qualität ist einzigartig. Und im Valle dei Templi bei Agrigent stehen einige der besterhaltenen griechischen Tempel. Selbst die Bauten aus der Normannenzeit wären allein schon eine Reise wert. Etwa der imposante Dom von Cefalu oder die märchenhafte Capella Palatina in Palermo mit ihren weltberühmten Goldmosaiken. Und man wäre nicht in Sizilien, wenn Erholung und Zerstreuung in der Natur oder in malerischen Altstadtgassen nicht gleich um die Ecke lägen.

Info

Anreise Economy Class

Zur Anreise stehen drei Flughäfen in Catania, Palermo und Trapani zur Verfügung. Zahlreiche Flugunternehmen, dazu zählen unter anderem Air Berlin, Air Dolomiti, Easyjet, Germanwings, Lufthansa oder Ryanair, fliegen nach Sizilien. Teilweise bestehen sogar Flugverbindungen ab Regionalflughäfen. So fliegt Ryanair beispielsweise ab Weeze nach Palermo oder ab Hahn und Karlsruhe nach Trapani.

 

Bilder: Fotolia

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