Alte vergessene Gemüse- und Obstsorten: Teltower Rübchen

Die schlank-kugeligen Speiserüben sind nach dem Teltow benannt, der Brandenburger Landschaft, aus der sie stammen. Teltower Rübchen mit ihrer grau- bis braunstichigen weißen Färbung und gelblichem Rübenfleisch haben einen rettichartigen Geschmack – und eine sehr wechselhafte Geschichte.   

Das Teltower Rübchen gehört in der Familie der Kohlgewächse, in die Gruppe der Speiserüben. Ursprünglich waren die Teltower Rübchen ein Nahrungsmittel armer Leute. Da der Geschmack der Speiserüben immer mehr Menschen mundete, brachten die Bauern sie mehr und mehr in den Handel, insbesondere nach Berlin. So waren die auf den Brandenburger Sandböden gut gedeihenden, einen besonders delikaten Geschmack entwickelnden Teltower Rübchen im 18./19. Jahrhundert zu einer beliebten Delikatesse geworden. Selbst damalige Königshäuser ließen sich auf den damals noch beschwerlichen Transportwegen die Rübchen in Holzfässern liefern.

Solange es auf dem Land genügend billige Arbeitskräfte gab, war die geringe Erntemenge im Verhältnis zu der arbeitsintensiven Erntetätigkeit kein wirtschaftliches Thema. Denn lange betrieb man den Rübchenanbau als Folgekultur nach der Roggenernte: Die Rüben wurden dabei im August als Folgefrucht direkt im Feld ausgesät und ab Oktober geerntet. Besonders die Ernte war sehr arbeitsaufwändig, da jedes Rübchen einzeln herausgehackt werden musste.

Mit dem Fortschreiten der Mechanisierung, besonders aber durch die Veränderung der Landwirtschaftsstruktur in der ehemaligen DDR, als aus bäuerlichen Kleinbetrieben Genossenschaften wurden, war ihr Anbau nicht mehr wirtschaftlich. In diesen Jahrzehnten wurden Teltower Rübchen nur noch in kleinem Rahmen und für den Eigenbedarf genutzt.

Eine Gemeinschaft von Kleinerzeugern gründete im Herbst 1999 den „Förderverein für das Teltower Rübchen“. Dieser hat sich zum Ziel gesetzt, das originale Produkt und Saatgut zu schützen und zu mehren und den Anbau wieder zu beleben, will zudem das Rübchen als kulinarische Spezialität wieder breiter bekannt machen. Seit 1994 ist der Name „Teltower Rübchen“ durch ein Patent geschützt; dieser Schutz schließt neben den besonderen Merkmalen der Gemüsepflanze auch ihre Herkunft aus der Region Teltow ein. Heute werden in und um Teltow immer wieder Informationsveranstaltungen und Rübchenfeste organisiert.

Bedeutung für die Gesundheit 

Teltower Rübchen beinhalten offenbar ein großes gesundheitsförderndes Potential. Ihre dahingehend wichtigsten Inhaltsstoffe sind Glucosinolate und Bitterstofffe. Glucosinolate, schwefel- und stickstoffhaltige chemische Verbindungen, gehören zu den sekundären Pflanzenstoffen. Sie schützen die Pflanzen vor Schädlingen und gegen problematische Umwelteinflüsse und werden als wichtige Schutzfaktoren gegen das Auftreten vieler Erkrankungen bei uns Menschen angesehen. Sie geben vielen Gemüsearten, insbesondere sämtlichen Kohlgemüsen den leicht bitteren, aromatischen Geschmack. In Teltower Rübchen ist ihr Gehalt etwa doppelt so hoch wie in anderen Rüben. Bitterstoffe gelten in vieler Hinsicht als sehr gesund: Sie fördern eine gesunde Verdauung und sind gegen verschiedene gesundheitsschädigende Mikroorganismen wirksam. Teltower Rübchen enthalten alle essentiellen Aminosäuren, Vitamin C und E, alle wichtigen B-Vitamine wie auch Folsäure. Sie sind außerdem reich an ätherischen Ölen und an Ballaststoffen.

Wer auf Gemüse aus der Familie der Kreuzblütler allergisch reagiert, sollte vorsichtig beim Verzehr von Teltower Rübchen sein. Ansonsten lässt sich das Wurzelgemüse gut zu Salaten verarbeiten oder gekocht als Beilage zu verschiedenen Fleischgerichten genießen. Als klassisch gilt das Anbraten von ganzen oder halbierten Teltower Rübchen in Butter und karamellisiertem Zucker. Anschließend werden sie in Fleischbrühe abgelöscht und gedünstet. Die dabei entstehende dunkle Soße wird mit wenig Mehl leicht gebunden.

 

Bild: photocrew/Fotolia

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