Barrierefreiheit war Thema auf der ITB

Ausgebuchte Messehallen und Rekord-Umsätze gehören zur Bilanz der Messe Berlin. Digitalisierung und „Overtourism“ (gemeint sind hier Orte, wo mehr Touristen kommen, als verträglich) waren diesmal die aktuellen Themen. 10.000 ausstellende Unternehmen aus 186 Ländern trafen sich vom 7. bis 11. März 2018 auf der weltweit größten Tourismusmesse. Auch das Thema barrierefreier Tourismus war auf der 52. Internationalen Tourismus Börse (Kurzform ITB) mehr präsent, als in den Jahren zuvor.

Am 9. März kamen im Rahmen des ITB-Kongresses etwa 200 Teilnehmer zum 7. Tag des barrierefreien Tourismus, der von der Deutschen Zentrale für Tourismus (DZT) in Kooperation mit dem Verein „Tourismus für Alle Deutschland e.V.“ (NatKo) durchgeführt wurde. Im Mittelpunkt standen die Themen barrierefreier Aktivtourismus und Barrierefreiheit im ländlichen Raum. Dank der verspäteten Regierungsbildung konnte Iris Gleicke bereits zum fünften Mal in ihrem Amt als Tourismusbeauftragte der Bundesregierung mit einem Grußwort die Konferenz eröffnen. Und sie nutze es mit einem leidenschaftlichen Appell für mehr Barrierefreiheit im Tourismus, dankte ausdrücklich der NatKo für ihr ausdauerndes Engagement und versprach – wenn auch nicht mehr in diesem Amt – weiterhin dafür zu kämpfen.

Deutliche Fortschritte gibt es bei der Einführung des vom Bundeswirtschaftsministerium geförderten bundeseinheitliche Kennzeichnungs- und Informationssystem „Reisen für Alle“. Das vom Deutschen Seminar für Tourismus zusammen mit der NatKo und vielen weiteren Tourismusorganisationen und Behindertenverbänden entwickelte System steht inzwischen auf einer stabilen finanziellen Grundlage und kann auf zunehmend mehr zertifizierte touristische Einrichtungen in der gesamten Reisekette verweisen. Der Leiter des Bereiches Tourismus beim ADAC, Carsten Cossmann, erläuterte, wie sich der Verband mit seinen 20 Millionen Mitgliedern für eine Mobilität für alle engagiert und es hinsichtlich der Beratung und Ausweisung von barrierefreien touristischen Angeboten voran geht.

In der Podiumsdiskussion und den Vorträgen wurde deutlich, dass Barrierefreiheit kein Nischenthema mehr ist. Praxisnah wurden gute Beispiele – auch zum Nachahmen – für die Entwicklung und Vermarktung barrierefreier Angebote präsentiert. Etwa von Christian Mayer (Tourismus Marketing Niedersachsen), Robert Hänzel (ElsterPark Brandenburg) Manuel Wilke (TUI Deutschland), Harald Gmeiner (Alpenregion Tegernsee-Schliersee), Bernd Dohn (Deutsches Jugendherbergswerk), Harald Kuhnle (KUHNLE-Tours GmbH) und Peter Krause (Tourismusverband Ruppiner Seenland). Dr. Ulrike Regele vom Deutschen Industrie- und Handelskammertag sprach sich auf Nachfrage gegen verbindliche Regelungen zur Schaffung von Barrierefreiheit für die Privatwirtschaft aus. Sie setzt weiterhin auf die Freiwilligkeit, auch, um vor allem die kleineren Unternehmen nicht zu überfordern. Anthony Kahlfeld berichtete über die Vorbereitungen für die Rollstuhlbasketball WM 2018 vom 17. bis 26. August 2018 in Hamburg. Dies soll ein großes barrierefreies und inklusives Sport- und Tourismus-Event werden. NatKo-Vorsitzender Dr. Rüdiger Leidner verwies ebenso wie NatKo-Vorstand Annerose Hintzke in ihrem Schlusswort auf die am 1. Juli 2018 in Kraft tretende EU-Pauschalreiserichtlinie, mit der Reisende mit Mobilitätseinschränkungen ein Recht auf verlässliche Informationen zur Barrierefreiheit bereits mit Abschluss des Reisevertrages erhalten.

Die Vorträge und Diskussionen können auf der Homepage der DZT (www.germany.travel) nachgelesen bzw. gehört werden. Die nächste ITB Berlin findet vom 6. bis 10. März 2019 statt und sicher kann man sich jetzt schon den 8. März für den 8. Tag des barrierefreien Tourismus vormerken. Zuvor – am 1./2. Oktober 2018 findet in Brüssel der 2. Weltkongress für barrierefreien Tourismus statt. Anmeldungen und Informationen gibt es unter www.destinationsforall2018.eu.

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