Behindertenbewegung bleibt sichtbar – trotz Corona
Jedes Jahr am 5. Mai findet der sogenannte „Europäische Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung“ statt. In Berlin wird seit vielen Jahren an diesem Tag eine Demonstration und eine Abschlusskundgebung organisiert.
Wegen der Corona-Pandemie und der Ansteckungsgefahr kommt eine Demonstration für die Verantwortlichen derzeit nicht in Frage. Doch der Protesttag wird in diesem Jahr mit dezentralen und virtuellen Veranstaltungen in Berlin geradezu gespickt sein. Den Auftakt bildet eine Flashmob-Aktion vor dem Roten Rathaus. Im Rahmen der Aktion werden politische Forderungen übergeben. Diese Forderungen kommen von jenen Vereinen, die normalerweise den Protesttag organisieren. Die Forderungen werden als Sprechblasen auf einer Wäscheleine befestigt, die vor dem Rathaus aufgehängt wird. Zudem wird der Forderungskatalog auch an Berlins Sozialsenatorin Elke Breitenbach (Die Linke) übergeben. Weitere Flashmobs sind in Berlin zudem angekündigt.
Vom Flashmob zum Parlament
Am Nachmittag „tagt“ dann das 1. Berliner Behindertenparlament ab 15 Uhr (siehe Seite 4 – 5). Dieses Jahr in digitaler Form. Das bedeutet, die Veranstaltung wird im Internet ausgestrahlt. Per Video werden zahlreiche Berliner Protagonisten aus der Berliner Behindertenbewegung zu sehen und zu hören sein. Für diese Veranstaltung haben neben Elke Breitenbach unter anderem auch die Senatorin für Bildung, Jugend und Familie, Sandra Scheeres (SPD) und die behindertenpolitische Sprecher und Sprecherinnen der Fraktionen ihr Kommen zugesagt.
Allerdings finden an diesem Tag auch Veranstaltungen statt, die sich nicht nur mit der Berliner Landespolitik auseinandersetzen. Abilitywatch geht die Bundespolitik frontal an. Hierzu ist ab 17:00 Uhr ein Livestream geplant. Themen wie Super-Wahljahr, Corona und Barrierefreiheit sollen angegangen werden. Wer an dieser Veranstaltung teilnehmen möchte, kann dies auf dem YouTube-Kanal von Abilitywatch. Übrigens, der Verein Abilitywatch ist eine Organisationsplattform der Behindertenbewegung. Sie organisiert Kampagnen, Aktionen und Öffentlichkeitsarbeit (www.abilitywatch.de).
Fazit: Überrollte die Corona-Pandemie die Planungen letztes Jahr und sorgte dadurch für viele Absagen von Protestaktionen, hat sich dieses Jahr die Behindertenbewegung darauf eingerichtet. Sie nutzt die vorhandenen technischen Möglichkeiten voll aus und setzt damit ein Zeichen. In einem Wahljahr ist dies extrem wichtig, denn die Pandemie zeigt eines sehr deutlich auf: von einer Inklusion sind wir noch meilenweit entfernt.