Ein Inklusionsprojekt wartet noch immer auf den Baustart

Der traditionsreiche Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark soll zu einem inklusiven Vorzeigeprojekt werden, einem „InklusionsSportpark“, der Menschen mit und ohne Behinderungen die gemeinsame Teilhabe am Sport ermöglicht. So oder so ähnlich steht es in jedem Koalitionsvertrag der letzten drei Senate. 

Doch trotz jahrelanger Planungen, Werkstattverfahren und politischer Versprechungen ist der Umbau noch immer nicht realisiert. Obwohl der organisierte Sport, das Netzwerk Sport & Inklusion und die ansässigen Sportvereine unermüdlich seit gut einem Jahrzehnt für die Umsetzung dieser Vision kämpft.

Eine Vision der Inklusion – seit über einem Jahrzehnt in Arbeit

Bei der Demonstration des Sports im und um den Jahnsportpark am 11. Oktober mit über 200 Teilnehmenden machte Stefan Schenck, Vizepräsident des Behinderten- und Rehabilitations-Sportverband Berlin e.V. (BSB), auf die Dringlichkeit des Projekts InklusionsSportpark aufmerksam und betonte, dass es dabei keine halben Lösungen geben dürfe. Es gehe darum, eine inklusive Sportwelt zu schaffen, in der Menschen mit und ohne Behinderung gemeinsam aktiv sein können. „Ein InklusionsSportpark ohne Inklusion ist eben kein InklusionsSportpark! Und ein InklusionsSportpark ohne Park, also ohne den dritten Bauabschnitt, torpediert den InklusionsSportpark ebenso, wie ein Stadionneubau, an dem die inklusiven Elemente ‚herausgespart‘ wurden.“, so Schenck.

„Nur mit einem vollständig inklusiven Neubau des Stadions schaffen wir einen Ort, an dem wirklich alle Menschen teilhaben können – ob als Sporttreibende, als Zuschauende oder als Mitarbeitende“, erklärte Schenck. Der Stadionneubau sei der zentrale Baustein, um die Vision eines inklusiven Sportparks zu verwirklichen und Berlin als Vorreiter für eine inklusive Gesellschaft zu positionieren.

Inklusion nur mit Stadionneubau und drittem Bauabschnitt möglich

Christoph Pisarz, Rollstuhlbasketball-Trainer des SV Pfeffersport e.V., betont die Wichtigkeit der Pläne für den dritten Bauabschnitt. Neben dem inklusiven Stadionneubau erhält der Sportpark für alle eine Inklusions-Forschungs-Sporthalle, sowie eine Blinden-Lauf- und Rollstrecke – beides einzigartig in Deutschland. „Inklusion ist ein Menschenrecht! Der InklusionsSportpark ermöglicht allen Menschen, gleichberechtigt und unabhängig von der Hilfe Dritter, Sport zu erleben. Ob passiv als Zuschauende oder aktiv als Sporttreibende ist die Wahl des Wie und Wo beim Menschen selbst“, betonte er in seinem Demostatement. 

„Wir wollen den InklusionsSportpark JETZT! Für eine Gesellschaft, in der niemand ausgegrenzt wird. Für eine Zukunft, in der Inklusion nicht auf der Strecke bleibt, sondern im Herzen Berlins gelebt wird“, rief Pisarz den Demonstrierenden zu, die seine Forderungen mit lautem Applaus unterstützten.

Weitere Redner bei der Demo, die Vorsitzenden der Sportjugend Berlin, des Bezirkssportbund Pankow und des SV Empor betonten eine weitere wichtige Komponente des Sportparks für alle: alleine bei den im Kiez ansässigen Sportvereinen stehen zusammen fast 1.000 Kinder auf Wartelisten, weil Sportflächen fehlen. Im dritten Bauabschnitt sollen deswegen unter anderem eine Drei-Feld-Halle und zwei Großspielfelder zusätzlich entstehen.

Rückendeckung von Politik und Sportvereinen

Unterstützt wird der „Sportpark für alle“ auch von verschiedenen politischen Akteuren und Sportvereinen. Dass der Weg steinig bleibt, machte auch Mario Freund, Vizepräsident des LSB, deutlich: „Es wird weiterhin große Anstrengungen erfordern, die nötigen Finanzmittel zu sichern, Planungsprozesse und den Stadionneubau voranzutreiben.“ Dazu stehen der LSB und der BSB in engem Austausch mit dem Berliner Senat, um den InklusionsSportpark als ganzes Vorhaben zu realisieren. 

Ein langer Weg, aber das Ziel vor Augen

Im Jahnsportpark muss noch die eine oder andere Hürde genommen werden – doch die Vision, ihn zu einem inklusiven Sportpark umzugestalten, bleibt dabei verfahrensleitend. Die Demonstration zeigte, dass es eine breite Unterstützung für das Projekt gibt – und der Druck auf die Politik, endlich die nächsten Schritte zu gehen, wächst. Denn Sport, so das Demomotto „braucht Platz und Inklusion braucht Raum“.

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