Behindertenbeiräte in den Bezirken

Behinderte Menschen können sich im Land Berlin auf vielfältigste Weise politisch einbringen. Zum Beispiel in den Behindertenbeiräten der Bezirke. Dies ist geübte Demokratie in einer sehr kommunalen Form. Diese Behindertenbeiräten gibt es in jedem Bezirk. So auch in Tempelhof-Schöneberg. An den Beiratssitzungen nimmt beispielsweise Jasper Dombrowski teil. Er hat sich für diesen Beirat vom Berliner Behindertenverband e.V. nominieren lassen. Er ist das erste Mal in einem Behindertenbeirat. Dominik Peter befragte ihn über seine Erfahrungen. 

BBZ: Hallo Jasper, wie alt bist du, was machst du beruflich? Kannst du dich den Lesern etwas vorstellen?

Jasper Dombrowski: Sehr gerne. Ich bin 29, arbeite seit September 2017 beim Berliner Behindertenverband und layoute dort hauptsächlich die Berliner Behindertenzeitung. Sie erscheint 10 Mal pro Jahr. Zudem betreue ich die Social Media Kanäle des BBVs. Neuerdings mache ich auch mehr und mehr die Chefredaktion der BBZ. Außerdem bin ich Co-Moderator der Talkshow „3M“, die ich mit dir zusammen moderieren darf und die auf dem Fernsehsender von Alex Berlin und auf dem YouTube-Kanal des Berliner Behindertenverbands zu sehen sind. Auf dem YouTube-Kanal ist auch das Videoprojekt „Jasper kann‘s“ zu sehen, in dem ich meinen Alltag mit Assistenz zeige.

 BBZ: Seit wann bist du genau im Behindertenbeirat und wie ist dein Eindruck bisher?

Jasper Dombrowski: Die erste Sitzung des Beirats war am 23. Februar 2022, damals noch per Videokonferenz. Es ist interessant mitzubekommen, wie der Bezirk „regiert“ wird und auf Probleme aufmerksam gemacht wird. Im Behindertenbeirat sind es beispielsweise fehlende Aufzüge und das „E-Roller-Problem“. In Tempelhof-Schöneberg ist auch noch ein spezielles Thema der Umbau zu einem komplett barrierefreien Rathaus, wo allerdings der Denkmalschutz im Weg steht.

BBZ: Macht die Mitarbeit bisher Spaß?

Jasper Dombrowski: Auf jeden Fall. Dort bekomme ich mit, wie gelebte Demokratie abläuft mit Diskussionen und Abstimmungen. Wir schreiben auch Anträge, was sich aus unserer Sicht verändern oder verbessern müsste, die dann in der Bezirksverordnetenversammlung abgestimmt werden. Die Bezirksverordnetenversammlung ist das höchste Organ in der Politik eines Bezirks und entscheidet, was im Bezirk passiert.

 BBZ: Was ist offiziell die Aufgabe des Beirats?

Jasper Dombrowski: Der Behindertenbeirat vertritt im Bezirksamt die Interessen aller im Bezirk lebenden und arbeitenden Menschen mit Behinderung und ihrer Familien. Mit dem Ziel der gleichberechtigten und barrierefreien Teilhabe arbeitet der Beirat eng mit der Bezirksbeauftragten für Menschen mit Behinderung zusammen. Der Beirat wirkt daraufhin, dass in der Öffentlichkeit und bei Institutionen, die sich mit bezirklichen behinderungsrelevanten Angelegenheiten befassen, die Interessen von Bürger:innen mit Behinderung wahrgenommen und berücksichtigt werden.

BBZ: Wie groß ist der Behindertenbeirat, wie viele Personen gehören dem Beirat an? Wie oft trefft ihr euch und wie lange geht eine Sitzung?

Jasper Dombrowski: Als Beirat treffen wir uns vier Mal im Jahr für jeweils zwei Stunden. In unserem Beirat sind 19 stimmberechtigte Mitglieder. In die Sitzungen kommen auch nicht-stimmberechtigte Personen, die eingeladen werden. Das sind beispielsweise die Behindertenbeauftragte Gün Tank, der Bezirksbürgermeister Jörn Oltmann sowie Vertreter:innen aus den Fraktionen, die in der Bezirkverordnetenversammlung sitzen.

BBZ: Welche andere Vereine sind denn unter anderem in dem Beirat vertreten?

Jasper Dombrowski: Neben Einzelpersonen, sogenannte Selbstvertreter:innen, wurden auch Mitglieder von Vereinen in den Beirat berufen. Zum Beispiel vom Allgemeiner Blinden-und Sehbehindertenverein Berlin. e.V., der Deutschen Rheuma-Liga, FSD L-Werk, der Fürst Donnersmarck – Stiftung, dem Kunstatelier Omanut, dem SoVD Tempelhof – Schöneberg und von Sterntal
gGmbH

BBZ: Dein Arbeitgeber ist ja der Berliner Behindertenverband. Stellt er dich für die Beiratssitzungen frei?

Jasper Dombrowski: Ja, ich werde dafür freigestellt. Allerdings finden die Beiratssitzungen am Abend statt.

BBZ: Habt ihr manchmal auch besondere Gäste im Beirat?

Jasper Dombrowski: Sogar ziemlich regelmäßig. Wir hatten schon Personen von dem BVG-Muva-Angebot, des Vereins MINA e.V., eine Bezirksrätin (zuständig für Straßen) und auch jemanden der Monitoring-Stelle UN-Behindertenrechtskonvention sowie die bezirkliche Beratungsstelle für Menschen mit Behinderung, AIDS- und Krebserkrankung. Alle haben über ihre Arbeit berichtet.

BBZ: Jasper, besten Dank für das Interview

Der Berliner Behindertenverband e.V. setzt sich dafür ein, dass behinderte Menschen sich auf den unterschiedlichsten Ebenen einbringen können. Dies ist in der Satzung festgelegt: „Der Verband wirkt behinderungsübergreifend als Interessenvertreter von betroffenen Menschen“ (Paragraph 2, Absatz 3). „Der BBV schafft Voraussetzungen zur aktiven Mitarbeit behinderter Menschen und ihrer Angehörigen“ (Paragraph 2, Absatz 4).

Sie haben Interesse sich ehrenamtlich zu engagieren? Dann melden sie sich beim BBV. Wir klären dann, wo und wie sie mitwirken können. Dabei spielt die Art ihrer Behinderung für uns keine Rolle. Wir freuen uns auf Sie.

Kontaktmöglichkeiten

Adresse: Berliner Behindertenverband e.V., Jägerstraße 63 d, 10117 Berlin

Erreichbarkeit der Geschäftsstelle: Tel.: 030 / 204 38 47 und E-Mail: info@bbv-ev.de

Telefonische Sprechzeiten: Montag bis Freitag 14:00 Uhr bis 16:00 Uhr

Dieser Artikel ist durch den Berliner Partizipationsfond gefördert.

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