Mozart, Schinkel und die Berliner U-Bahn
Als ich das erstmal auf dem U-Bahnhof „Museumsinsel“ ausstieg und nach oben schaute, summte ich innerlich „Sternenhimmel, Sternenhimmel oha“ von Hubert Kah.
Obwohl dieser „schinkelblaue“ (RBB) Sternenhimmel mit seinen 6662 LED-Lichtern von einer ganz anderen Musik inspiriert wurde. Von Mozarts „Zauberflöte“ und einem Bühnenbild, welches Karl Friedrich Schinkel 1816 für eine Aufführung in der heutigen Staatsoper „Unter den Linden“ entworfenen hatte. Karl Friedrich Schinkel war für den Schweizer Architekten Max Dudler auch sowas wie ein Ideengeber für die Gestaltung dieses 175. U-Bahnhofs von Berlin. Denn viele Gebäude in der unmittelbaren und weiteren Umgebung wurden von Schinkel entworfen.
So hat Dudler symbolisch die Säulen der vielen Gebäude, zum Beispiel des „Alten Museums“, aufgenommen. Denn die Mitte des Bahnhofs gleicht einen Säulengang. Rechts und links sieht man viereckige Säulen, mit grauen polierten Granitstein verkleidet. Das würde eigentlich ziemlich massig aussehen, wenn da nicht in deren Mitte ein weißer Lichtstreifen wäre. Diese weißen Lichtstreifen lassen die Massigkeit der Säulen verschwinden. Das ist auf dem gesamten U-Bahnhof so, angefangen bei den Zugängen zum Bahnhof, am Zeughaus, beim Schloss oder beim Kronprinzenpalais. Der neue U-Bahnhof „Museumsinsel“ wirkt elegant funktionell, vornehm und trotzdem schlicht. Noch ein Wort fiel mir beim ersten Anblick des Bahnhofs ein, dass man in Berlin sehr sehr selten gebraucht. Er wirkt edel.
Eigentlich dachte ich, der aquamarinblaue Sternenhimmel zieht sich über die gesamte Decke des Bahnhofes. Doch dem ist nicht so. Er ist nur über den beiden Gleisen angebracht worden auf denen die Züge fahren. Ein ideales Fotomotiv für alle Touristen und Berliner. Mit modernen Fahrstühlen ist der Bahnhof auch barrierefrei zu erreichen. Wenn man auf dem etwa 180 Meter langen Bahnsteig steht, dann befindet man sich sozusagen direkt unter dem Kupfergraben und der Schlossbrücke. Gut 20 Meter unter der Oberfläche. Der Bau war eine technische Meisterleistung, da der Berliner Untergrund alles andere als ideal für den Bau eines solchen Projektes war. Er war nass und morastig. Gespannt verfolgten wir Berliner, den Weg des Bohrers „Berlinde“ unter dem Wasser und danach die Vereisung der Baugrube auf minus 37 Grad Celsius in den Medien. Das Schönste an diesem U-Bahnhof ist, dass man nun direkt zu den Sehenswürdigkeiten kommt. Sei es nun das Zeughaus, der Kunstmarkt, die Oper oder die anderen Museen drumherum.
Alles ist sozusagen in Sprungweite
Überhaut ist dieser sogenannte „Lückenschluss der U5“ eine gute Sache, finde ich zumindestens. Man kommt schneller und bequemer zum Hauptbahnhof. Auch die anderen neuen Bahnhöfe können sich sehen lassen. Sei es nun der am „Roten Rathaus“ – mit seinen pilzförmigen Säulen der sehr offen und großzügig wirkt – oder der Umsteigebahnhof „Unter den Linden“ mit seinen beiden Ebenen, der riesig ist. Alle neuen Stationen sind hell und luftig. Berlin und
die BVG haben sich den Bau etwas kosten lassen, aber ich finde, die Investition hat sich gelohnt. Das habe ich selbst gemerkt. Viele Freunde und Bekannte haben mich schon gefragt, ob sich denn eine Fahrt vom Alex zum Hauptbahnhof lohnt. Sie lohnt sich. Und man kann hier wunderbar auf einer mobilen Art und Weise durch das Zentrum unserer Hauptstadt flanieren.
Eines würde ich mir wünschen von der BVG und dem Senat für die zukünftige Sanierung von Berliner U-Bahnhöfen. Man sollte mit derselben Liebe zum Detail an deren Umbau herangehen und nicht nur funktional und langweilig technisch bauen. Wie in anderen Großstätten z. B. Moskau, könnte solche U-Bahnhöfe neue Sehenswürdigkeiten und Visitenkarten für die Stadt Berlin werden. Das hat Berlin und haben wir Berliner und Berlinerinnen doch verdient. Oder was meinen Sie?
U-Bahnhof „Museumsinsel“
Berlin-Mitte, Schlossbrücke / Unter den Linden
Zugänge: Zeughaus (Deutsches Historisches Museum) Kronprinzenpalais, Schloßplatz,
Station: U5, Bahnhof ist barrierefrei
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