Barrierefrei unterwegs in Berlin?
Wer in Berlin den öffentlichen Nahverkehr benutzen muss und auf Barrierefreiheit angewiesen ist, braucht viel Geduld und starke Nerven. Momentan sind von insgesamt 175 U-Bahnhöfen in Berlin 36 Bahnhöfe nicht stufenlos erreichbar. Von den restlichen 139 Bahnhöfen verfügen 131 über einen Aufzug und acht über eine Rampe.
Momentan ist es so, dass die S-Bahnhöfe nahezu barrierefrei sind. Sie haben Rampen und bieten viel Platz. Ältere S-Bahnen werden nur noch eingesetzt, wenn besonders viele Menschen unterwegs sind. Auch die neuen U-Bahnwägen sind ebenerdig zugänglich. Das betrifft aber bisher nur 40 Prozent aller U-Bahnen. Alle anderen kann man nur über eine Rampe erreichen. Die Busse der BVG sind seit 2009 barrierefrei. Seit 2020 testet die BVG eine Bushaltestelle, die 22 cm hoch ist. Bei dieser Bushaltestelle wird keine Rampe mehr benötigt. Getan hat sich seitdem bei den Bussen und deren Haltestellen jedoch nicht mehr viel. Wann andere Bushaltestellen ebenfalls angeglichen werden sollen, ist nicht bekannt. Besser sieht es bei den Straßenbahnhaltestellen aus. Hier sind mehr als 530 von 803 Haltestellen in Berlin barrierefrei. Die Bahnhöfe Bornholmer Straße und Südkreuz gelten als sogenannte Zukunftsbahnhöfe. Hier werden neue Konzepte, zum Beispiel intuitive Hinweise durch Piktogramme und Farbkonzepte, getestet. Diese Tests werden ausgewertet und auf andere Bahnhöfe ausgeweitet.
Zukünftige Situation
Dem RBB erklärte die BVG in einem Artikel vom 21.07.2021, dass alle Bahnhöfe bis 2024 entsprechend umgebaut werden sollen. Auch die Bahnen selbst, vor allem die U-Bahnen, sollen modernisiert werden. Im Herbst 2022 werden die ersten 24 Testfahrzeuge erwartet. Frühestens Ende 2023 startet die Serienlieferung. Die Anzahl der U-Bahnen wird bis 2035 um ein Drittel wachsen. Außerdem soll das Hinweissystem in den U-Bahnhöfen vereinfacht werden. Informationen sollen gleichzeitig sichtbar und hörbar gemacht werden. Auch die
BVG-App wird ständig aktualisiert.
Hilfreiche Unterstützung
Wenn Fahrgäste im Berliner Nahverkehr auf Barrierefreiheit angewiesen ist, stoßen sie schnell an ihre Grenzen. Hinzu kommt, dass Barrierefreiheit nicht bedeutet, dass man überall ohne Hilfe hinkommt. Ein Elektro-Rollstuhl zum Beispiel kann nicht jede beliebige Rampe ohne Hilfe passieren. Hilfreiche Unterstützung bieten einige virtuelle Angebote. In der BVG-Verbindungssuche kann zwischen „voll barrierefrei“ und „bedingt barrierefrei“ gewählt werden.
Im Liniennetz sind Aufzüge und Rampen gekennzeichnet. Besonders hilfreich ist auch der Pendler-Alarm für regelmäßig gefahrene Strecken, den man in der BVG-Fahrinfo-App aktivieren kann. Der Alarm zeigt an, ob es dann auf der jeweiligen Strecke Probleme gibt. Defekte Aufzüge und Rolltreppen können auf der Webseite der S-Bahn Berlin und bei „brokenlifts“ nachgeschaut werden. Alternativen zum Nahverkehr bieten das „BerlMobil“ und der „Berlkönig“. Das BerlMobil wird von dem Land Berlin als Sonder-Fahrdienst angeboten und fährt berlinweit plus fünf Kilometer über die Stadtgrenze hinaus. Jedoch ist dieses Angebot nicht für spontane Ausflüge gemacht. Fahrgäste müssen den Fahrdienst mindestens zwei bis drei Tage anmelden. Der Berlkönig hingegen funktioniert wie ein Taxi. Das Angebot der BVG verfügt über rollstuhlgerechte Fahrzeuge und eine Begleitperson fährt kostenlos mit.
Über den Autor: Francis Schülke absolvierte im Januar sein Schulpraktikum bei der BBZ. Er ist 15 Jahre alt, geht in die neunte Klasse und wohnt in Neukölln. Francis schreibt schon immer gerne – auch häufiger für die Schülerzeitung. Die BBZ-Redaktion wünscht viel Erfolg auf seinem weiteren Weg.