Para Radsport-Team war erfolgreich
Sensationelle Ausbeute: Die deutschen Para Radsportler*innen haben bei den Weltmeisterschaften im kanadischen Baie-Comeau hervorragende Leistungen gezeigt. So bringen 14 Athlet*innen 14 Medaillen mit nach Hause. Zur starken Teamleistung haben Überfliegerinnen wie die beiden Doppel-Weltmeisterinnen Maike Hausberger, die am Abschlusstag auch im Straßenrennen Gold bejubelte, und Annika Zeyen ihren Teil beigetragen.
Dreiradfahrerin Angelika Dreock-Käser und Handbikerin Annika Zeyen hatten das Eis gleich am ersten Tag gebrochen und im Zeitfahren die ersten beiden Goldmedaillen für das deutsche Team gewonnen. Was bei der Para Radsport-WM im kanadischen Baie-Comeau dann folgte, war geradezu ein Goldrausch – und das über alle Klassen hinweg. Die insgesamt 14 Medaillen, davon achtmal Gold, viermal Silber und zweimal Bronze, stehen für eine herausragende WM-Bilanz, die im Vorfeld weder die 14 Sportler*innen noch der kommissarische Bundestrainer Reneé Schmidt erwartet hatten. „Was die Mannschaft hier bei den Weltmeisterschaften geleistet hat, ist kaum in Worte zu fassen und hätte ich mir nicht erträumen können. Ich bin sehr stolz auf die sportlichen Ergebnisse, aber auch auf den Zusammenhalt. Das Team ist hier merklich zusammengewachsen. Alle haben sich gegenseitig unterstützt. Auch das ist ein Baustein des Erfolgs“, sagte Schmidt, der als Trainer am Paralympischen Stützpunkt Brandenburg in Cottbus tätig ist.
Die Dreiradfahrer*innen stellten sich im kanadischen Küstenort als Medaillengaranten heraus. Die Bernriederin Dreock-Käser gewann nicht nur das Zeitfahren in der T2-Klasse, sondern schnappte sich auch Silber im Straßenrennen. Ihre Teamkollegin Jana Majunke schnitt ähnlich erfolgreich ab: Sie wurde nach 2021 erneut Straßen-Weltmeisterin und zudem WM-Dritte im Zeitfahren. Auch die Zusammenarbeit funktionierte: „Wir hatten uns vorgenommen, in beiden Wettkämpfen jeweils eine Medaille zu gewinnen, egal, wer welche Farbe bekommt. Das ist uns dank starker Leistungen und guter Zusammenarbeit im Straßenrennen bestens gelungen“, sagte die 55-jährige Dreock-Käser. Auch das Männer-Duo bewies Topform zum Saisonhöhepunkt. Maximilian Jäger aus Bad Kissingen kehrt mit Silber (Zeitfahren) und Bronze (Straße) zurück in die Heimat.
Die drei für Deutschland nominierten Handbiker erlebten gänzlich unterschiedliche Weltmeisterschaften. Der 45-jährige Merklein hatte im Zeitfahren mit technischen Problemen zu kämpfen und fuhr als Sechster ins Ziel. Das stark besetzte Straßenrennen seiner Klasse war ebenso hart umkämpft. Merklein hielt sich bis zur vorletzten Runde in der dicht besetzten Spitzengruppe, ehe er abreißen lassen musste und als Neunter ins Ziel fuhr. WM-Debütant Manuel Scheichl sammelte erste Erfahrung und belegte zweimal den sechsten Rang.
Zeyen hingegen setzte ihrer bisherigen Saison die Krone auf: Nach Siegen im Zeitfahren und im Straßenrennen kürte sich die 37-Jährige nun zur Doppel-Weltmeisterin. Nachdem sie bereits die Doppel-Europameisterschaft und den Gesamtweltcup gewonnen hatte, wurde sie zur Überfliegerin im Team. „Die Rennen waren aufgrund des steilen Anstiegs am Berg wahnsinnig hart und haben mir alles abverlangt. Ich bin überglücklich, dass alles aufgegangen ist, was ich mir vorgenommen hatte und ich den Erwartungsdruck standgehalten habe. Das ist die perfekte Saison“, sagte die Handbikerin vom SSF Bonn.
Drei Medaillen am Abschlusstag
Dieses Fazit dürfte auch Zweiradfahrerin Maike Hausberger (C2) aus Trier ziehen: „Es waren zwei tolle Rennen, ich hatte richtig Spaß und bin wahnsinnig stolz“, berichtete Hausberger. Auch sie siegte im Zeitfahren sowie zum Abschluss im Straßenrennen und ist zudem Gesamtweltcupsiegern. Das anspruchsvolle Streckenprofil in Baie-Comeau meisterten auch die anderen Zweiradfahrer*innen, die bereits beim Zeitfahren für einen Goldrausch sorgten: Durch Hausberger (C2), Michael Teuber (C1) und Kerstin Brachtendorf (C5) gab es an Tag zwei innerhalb von wenigen Minuten gleich dreimal Gold.
In den Straßenrennen setzten alle ihre Erfolgsserie fort: Die 50-jährige Brachtendorf sicherte sich den Vize-WM-Titel. In der C3-Klasse freute sich Steffen Warias nach einem temporeichen Straßenrennen über Silber. Bei der zehnten WM-Teilnahme hat Warias damit seine siebte Medaille gewonnen
Nach den intensiven WM-Tagen und einer langen Saison dankte Trainer Schmidt allen Beteiligten: „Ein großes Lob geht auch an die Heimtrainer, die während der Saison und vor der WM sehr gute, professionelle Arbeit mit den Athletinnen und Athleten geleistet haben.“ Auch dem Betreuerteam, unter anderem den Mechanikern und Physiotherapeuten, sprach Schmidt seinen Dank aus.
Die Saison auf der Straße ist nun nach drei Weltcups, Europameisterschaften, den Internationalen Deutschen Meisterschaften sowie den Weltmeisterschaften beendet. Für die Para Radsportler, die auf der Bahn starten, steht im Oktober noch ein weiteres Highlight an: die Bahnrad-WM in Frankreich.