Schnelle Bälle helfen bei Parkinson
Wir stellen in dieser BBZ-Serie Angebote und Selbsthilfegruppen in Berlin vor. Wir möchten damit Informationen und Chancen von Selbsthilfegruppen erläutern, außerdem zu Gruppengründungen animieren sowie Vorurteile abbauen. Diese Serie richtet sich an bereits Aktive und Interessierte der Selbsthilfe.
Auf meine Frage, wie lange es die interessante Selbsthilfegruppe bereits gibt, antwortet mir Wolfgang Hoelscher-Obermaier: „Der Verein PingPongParkinson Deutschland e.V. wurde am 02.02.2020 gegründet, ist also gerade drei Jahre alt geworden. In Berlin versuchen nun sechs Vereine, in Kooperation mit der Selbsthilfegruppe PingPongParkinson gezielt Menschen mit Parkinson in Tischtennisgruppen zu integrieren. Der Welt-Parkinson-Tag, der am 11. April stattfindet, hat das Ziel mehr Bewusstsein für die Krankheit auf Betroffene und deren Angehörige zu schaffen.“.
Wolfgang Hoelscher-Obermaier hat selbst die Diagnose Parkinson im Jahr 2008 im Alter von 44 Jahren bekommen. Er erzählt, er habe bereits vor der Gründung von PingPongParkinson viel Sport, wie Radfahren, Nordic Walking, Kajak fahren, Skilanglauf und mehr betrieben, um sich dem Fortschreiten der Symptome entgegenzustemmen. „Tischtennis ist für mich wegen der vielfältigen Anforderungen nicht nur eine ideale sportliche Ergänzung, sondern es besteht auch eine unglaublich gute Stimmung, viel Solidarität und Zusammenhalt, um Parkinson für alle Betroffenen erträglicher zu machen. Das ist für mich der entscheidende Antrieb, mich seit 2021 als Landesleiter bei PingPongParkinson ehrenamtlich zu engagieren und möglichst vielen betroffenen Berliner:innen die Teilnahme zu ermöglichen.“
Zu seinem eigenen Umgang mit der Krankheit erzählt mir Herr Hoelscher-Obermaier: „Sobald die Zeit gekommen war, berichtete ich im privaten wie im beruflichen Umfeld recht offen von meiner Diagnose. Auch habe ich verschiedene Selbsthilfegruppen besucht. Die PingPongParkinson-Gruppen haben mir persönlich am meisten zugesagt, da sie sowohl Bewegung als auch den ungezwungenen Austausch ermöglichen. Ich empfehle allen Berliner:innen mit Parkinson aber auch, bald eine Gruppe der Deutschen Parkinson Vereinigung zu besuchen.“
Der PingPongParkinson Deutschland e.V. unterstützt Personen mit Parkinson und deren Angehörige dabei, zusammen mit lokalen Tischtennis-Vereinen PPP Stützpunkte als Selbsthilfe zu errichten und zu organisieren, um Tischtennis zu spielen – meist mit anderen Menschen mit Parkinson, oft aber auch (ganz im Sinne der Inklusion) mit Menschen ohne Parkinson. Zum Teil findet in den Gruppen eine Anleitung durch Trainer:innen oder ein gemeinsames Aufwärmen mit Dehnübungen etc. statt.
Dass regelmäßige Bewegung Menschen mit Parkinson gut tut, ist unbestritten. Durch Tischtennis lässt sich das Fortschreiten vieler Symptome spielerisch verlangsamen, da es Beweglichkeit, Gleichgewicht, Reaktionsvermögen, Koordination und Konzentration trainiert. Außerdem ist Tischtennis ein wirksames Mittel, um der sozialen Isolierung entgegenzuwirken, in die viele Menschen nach ihrer Parkinson Diagnose fallen. „Ein Austausch über die Parkinsonerkrankung und persönliche Erfahrungen mit Krankheitsverlauf, Berufstätigkeit, Medikamenten, Neurolog:innen, Pflegeversicherung etc. findet in den Gruppen nicht systematisch, sondern auf ungezwungene Weise und spontan am Rande des Trainings statt. Das geschieht bei jedem Training ganz von selbst. Es ist manchmal auch sehr rührend zu beobachten, wie schnell sich Teilnehmer:innen unterschiedlichen Alters anfreunden und sich untereinander helfen. Es gibt beispielsweise Teilnehmer:innen, die einen so starken Tremor haben, dass sie es kaum schaffen, die regelmäßig einzunehmenden Medikamente aus der Packung zu holen. Sofort ist jemand aus der Gruppe zur Stelle, um zu helfen.“, berichtet Wolfgang Hoelscher-Obermaier.
Auch organisiert der PingPongParkinson Deutschland e.V. regelmäßig Beratungsangebote für Betroffene und Angehörige, wie Onlinevorträge mit anerkannten Neurolog:innen, die die Gruppe auch sonst unterstützen, etwa indem sie Patient:innen nach ihrer Entlassung die Teilnahme an PPP Gruppen empfehlen.
An jedem Stützpunkt wird in der Regel ein- bis dreimal wöchentlich trainiert. Eine Trainingseinheit dauert in der Regel zwei bis drei Stunden, aber selbstverständlich nehmen alle nur so lange teil, wie sie möchten. Unabhängig von Vorkenntnissen, Alter oder Stadium der Erkrankung sind alle Menschen mit Parkinson und ihre Angehörigen in den PPP-Stützpunkten jederzeit willkommen. Interessierte können einfach zu den Gruppen kommen. Besser ist es aber, die Ansprechpartner:innen vorab zu kontaktieren. Diese, sowie die Orte und Zeiten finden sich auf http://www.pingpongparkinson.de/ppp-stuetzpunkte-berlin.
Gerne können sich Interessierte auch an den Landesleiter Berlin, Wolfgang Hoelscher-Obermaier, unter 01575 629 38 58 oder berlin@pingpongparkinson.de wenden.