Stärkung des Immunsystems durch ausreichenden und erholsamen Schlaf
Serie: Natürliche Helfer für die Immunabwehr, Teil 7
Schon in alltäglichen Redewendungen wie der Aufforderung „Schlaf Dich gesund!“ kommt die große Bedeutung von ausreichen- dem und tiefem Schlaf für die menschliche Gesund- heit zum Ausdruck. Und die meisten Menschen haben es wohl schon selbst, „am eigenen Leib“ erfahren, wie das Schlafbedürfnis selbst bei einer einfachen Erkrankung wie einer Erkältung steigt.
Schlaf stärkt das Immunsystem
Offenbar konnte durch Studien bereits belegt werden, dass im Schlaf die Zahl der natürlichen Abwehrzellen steigt, was für die erfolgreiche Bekämpfung von in den menschlichen Körper eingedrungenen Bakterien und Viren von großer Bedeutung ist. So haben Forscher der Universität Lübeck eine Gruppe von Studenten gegen Hepatitis A, eine Virus-Infektion, die zur Leberentzündung führen kann, geimpft. In der darauf folgenden Nacht durfte offenbar die eine Hälfte der Gruppe ganz normal schlafen, während die andere Hälfte noch bis zum nächsten Abend wach bleiben musste. Eine Kontrolluntersuchung einige Wochen später sollte nachweisen, wie gut sich bei den einzelnen Teilnehmern an diesem Versuch Antikörper gebildet hatten: Im Blut derjenigen, die in der anschließenden Nacht nicht geschlafen hatten, ließen sich nur halb so viele Antikörper gegen den Hepatitis-Erreger nachweisen wie im Blut derjenigen, die damals hatten schlafen können.
Körpereigene Regeneration im Schlaf
So ist der menschliche Schlaf nicht vergleichbar mit dem Stand-By-Modus elektrischer Geräte, in dem nicht viel passiert. Ganz anders nutzt der Körper offenbar diese Zeit, um sich selbst zu reparieren: Im Schlaf sinkt die Körpertemperatur um etwa ein halbes Grad Celsius. Die Muskeln werden kaum noch bewegt, sind so weitgehend entspannt. Und auch der Stoffwechsel arbeitet, während der Mensch schläft, offenbar deutlich langsamer. Es ist noch nicht im Detail geklärt, aber viele Anzeichen sprechen offenbar dafür, dass der menschliche Körper die Zeit des Schlafs besonders nutzt, um im Körper kursierende Freie Radikale unschädlich zu machen. Dies sind aggressive sauerstoffhaltige Moleküle, die bei normalen Stoffwechselprozessen im menschlichen Körper entstehen, zum Beispiel wenn Muskeln Energie verbrennen. Freie Radikale können Zellwände angreifen, können sogar die Erbsubstanz in der Zelle schädigen. Der menschliche Körper kann sich dagegen schützen, sich selbst helfen, indem er die Schädlinge mit Eiweiß umhüllt, tut dies offenbar vermehrt, während wir schlafen.
Wichtige Untersuchungen
Im Jahre 2008 haben Zoologinnen und Zoologen des Max-Planck-Instituts in Leipzig die Wechselbeziehung von Schlaflänge, Abwehrkräften und dem Parasitenbefall bei verschiedenen Arten von Säugetieren untersucht. Die Schlafdauer verschiedener Säugetierarten unterscheidet sich stark voneinander: Während zum Beispiel eine Giraffe nur wenige Stunden schläft, ruht ein Gürteltier bis zu zwanzig Stunden. Auch bei dieser Studie zeigte sich offenbar, dass Langschläfer unter den Tieren ein abwehrstärkeres Immunsystem und weniger Parasiten im Körper hatten als Tiere, die eher Kurzschläfer sind. Und eine Untersuchung mit 153 Männern und Frauen im Alter von 21 bis 55 Jahren hat wohl gezeigt, dass sieben Stunden Schlaf pro Nacht für ein starkes Immunsystem wichtig sind: Wer weniger schlief, war deutlich öfter von einer Erkältung betroffen. In dieser Studie wurde zwei Wochen lang die Schlafdauer erfasst. Anschließend ließen sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer Schnupfenviren (Rhinoviren) in die Nase einträufeln. Das Ergebnis: In der Gruppe mit weniger als sieben Stunden Schlaf pro Nacht bekamen dreimal mehr Personen eine Erkältung.
Dieser Befund könnte auch Bedeutung für den Menschen haben, als nach Angaben der beteiligten Forscher die tägliche Schlafdauer von Menschen in den vergangenen Jahrzehnten kontinuierlich abgenommen hat, dies auch negative Auswirkungen auf das menschliche Immunsystem haben könnte. Eine andere Untersuchung differenzierte das menschliche Schlafbedürfnis im Hinblick auf das Alter der Menschen und kam zu folgendem Ergebnis: Demnach schlafen erwachsene Menschen in Deutschland durchschnittlich 6 Stunden und 59 Minuten, also fast 7 Stunden. Und das individuelle Bedürfnis nach Schlaf ist offenbar abhängig vom Lebensalter: Denn Kleinkinder und Kinder schlafen deutlich länger als Erwachsene und ältere Menschen: Neugeborene schlafen bis zu 18 Stunden, Kinder im ersten Lebensjahr schlafen 14 bis 18 Stunden, Kinder im Alter von 1 bis 3 Jahren schlafen 12 bis 15 Stunden, Kinder im Alter von 3 bis 5 Jahren schlafen 11 bis 13 Stunden, Kinder im Alter von 5 bis 12 Jahren schlafen 9 bis 11 Stunden, Jugendliche schlafen 9 bis 10 Stunden, Erwachsene und Ältere schlafen 6 bis 8 Stunden (normalverteilt) und schwangere Frauen schlafen mehr als 8 Stunden.