Macau – Weltkulturerbe und Spielerparadies
Das kleine Macau, die ehemalige Kolonie der Portugiesen, hat sich rasend schnell in eine Glitzermetropole verwandelt. Dennoch ist die Stadt am Perlflussdelta einer der faszinierendsten Orte west-östlicher Begegnungen.
Dem Boom und seinen Folgen zu entgehen, ist schlicht unmöglich. Selbst die Landkarte hat man verändert und die Fläche von Macau fast verdoppelt. Taipa und Coloane sind inzwischen keine eigenständigen Inseln mehr, wie noch bei meinem ersten Besuch in der ehemaligen portugiesischen Kolonie. Die beiden südlich der Halbinsel Macau gelegenen Eilande sind durch Landaufschüttungen bereits zusammengewachsen. Genau hier hat sich Macau neu erfunden und ist innerhalb weniger Jahre zur Welthauptstadt des Glücksspiels aufgestiegen. Die Landgewinnung im großen Stil verschaffte dem dichtbesiedelten Macau überhaupt erst die notwendige Fläche, um die gigantischen Casino- und Hotel-Paläste zu bauen, die heute den Cotai
Strip zieren. Hier stehen die größten Casinohotels der Welt. Und die mit den höchsten Baukosten. Das erst kürzlich eröffnete Wynn Palace zu errichten und auszustatten, hat 4,2 Milliarden US-Dollar verschlungen – Eine Springbrunnen- und Wassershow für rund 100 Millionen Dollar inklusive.
Das Glücksrad kam allerdings ins stottern, Besucherzahlen und Umsätze stagnierten oder sind sogar rückläufig. Um diesem Trend entgegenzuwirken, locken die Casino- und Themenhotels derzeit mit erheblichen Preisnachlässen und bescheren Touristen die seit Jahren günstigsten Möglichkeiten für einen Tripp nach Macau. Touristen aus Europa kommen meist wegen der pittoresken Altstadt und den Sehenswürdigkeiten, die noch etwas von jener aufregenden Epoche der ersten west-östlichen Begegnungen widerspiegeln.
Warum es in Macau so ein erquickliches Vergnügen ist, genau dieser Zeit nachzuspüren, ist vor allem dem Umstand zu verdanken, dass die Macanesen nicht nur sehr geschichtsbewusst und traditionsverbunden sind, sondern auch über die nötigen Mittel verfügten, um die Zeugnisse ihrer einzigartigen Vergangenheit zu bewahren und zu pflegen. Geld verdient wurde in der ehemaligen portugiesischen Kolonie eigentlich immer. Erst am Handel zwischen China und Europa, und als der sich mit der Gründung Hong Kongs unaufhaltsam genau dorthin verlagerte, legalisierte man in Macau Mitte des 19. Jahrhunderts kurzerhand das Glücksspiel. Seither erzielte man damit meist recht auskömmliche Einnahmen – In manchen Jahren bis zu 60 Prozent des Bruttoinlandsproduktes. Seither genießt Macau wie Hong Kong nun den Status einer Sonderverwaltungszone, getreu dem Motto „ein Land, zwei Systeme“.
Kirchen & Tempel
Ganz gleich, was man von der Architektur der Mega-Casinos hält, von denen es mittlerweile weit über 30 gibt, sie sind beeindruckend und unbestritten ein Anziehungspunkt. Über dem Eingangsbereich des brandneuen The Parisian Macao prangt etwa eine Eiffelturm-Replik, immerhin halb so hoch, wie das Original. Noch opulenter geht das The Venetian Macao vor. Der Kampanile von Venedig fast in Originalgröße ist ein Hinweis darauf, dass im Inneren die Serenissima nachempfunden wurde. Selbstverständlich inklusive Kanäle und Gondeln. Wer aber selbst nicht spielt, hat recht bald den Eindruck, in den
Retortenthemenwelten tatsächlich nichts zu verpassen und kann getrost zum Sightseeing in die Altstadt von Macau gehen. Die Fußgängerzone mit dem Pflaster im unverwechselbaren Wellenmuster bietet einen ersten Eindruck von der Einzigartigkeit Macaus. Prachtvolle, gut renovierte Häuser aus der Kolonialzeit und ein unverwechselbarer Mix aus zwei Kulturen. Barocke Kirchen und chinesische Tempel, Pousadas und verspiegelte Hochhausfassaden – Auf Schritt und Tritt gibt es neue Gegensätze oder ungewöhnliche Kombinationen zu sehen. Ein reizvoller Spaziergang führt vom Hauptplatz, dem Largo do Senado, hinauf zum Wahrzeichen der Stadt, der barocken Fassade der Pauluskirche, die ansonsten komplett bei einem Brand zerstört wurde. Auf dem Weg dorthin, kommt man an netten Cafés vorbei, in denen sich das Gesehene verarbeiten lässt.
Anreise: Direktflüge ab Deutschland nach Macau gibt es nicht. Die Anreise muss daher über Hong Kong über ein asiatisches Drehkreuz erfolgen.
Unterkunftstipps: Das Hotel Sofitel Macau At Ponte 16 bietet behindertengerechte Zimmer mit unterfahrbaren Duschen im Badezimmer an. Ein Zimmer ist ab 51 Euro p.P./DZ inklusive kostenfreien Internet buchbar. Alternativ bietet sich auch das Crowne Plaza Macau an. Auch dieses Hotel hat behindertengerechte Zimmer. Diese sind ab 42 Euro p.P./DZ buchbar.