Website behindertenparlament.berlin ging online
Die große Demo am 5. Mai, dem Europäischen Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung, mussten die Veranstalter wegen Corona in diesem Jahr absagen. Das symbolträchtige Datum nutzten sie jedoch, um mit einer öffentlichkeitswirksamen Aktion vor dem Abgeordnetenhaus Berlin die Website behindertenparlament.berlin und die Social Media-Kanäle offiziell freizuschalten.
Wenigstens das Wetter spielte mit, als die wichtigsten Akteure Christian Specht, Gerlinde Bendzuck und Dominik Peter mit dem notwendigen Sicherheitsabstand vor laufenden Kameras und heftigem Blitzlichtgewitter gemeinsam „Drei, zwei, eins …“ runterzählten und Specht den roten Knopf drückte. Für Christian Specht, Selbstvertreter und Mitglied im Vorstand der Lebenshilfe Berlin, ist damit ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zum ersten Berliner Behindertenparlament geschafft. Gerlinde Bendzuck, Vorsitzende der Landesvereinigung Selbsthilfe Berlin, forderte, Politik in Berlin müsse endlich inklusiv werden für Menschen mit Behinderung und chronischen Erkrankungen, um politische Prozesse von Anfang an mitzugestalten. Dominik Peter, der Vorsitzende des Berliner Behindertenverbands, betonte: „Nur gemeinsam sind wir stark. Nur wenn sich viele Vereine und Institutionen miteinbringen, können wir auch alle Behinderungsarten richtig und gut vertreten.“
Das Präsidium des Abgeordnetenhauses hat Christian Spechts Idee von einem Behindertenparlament wie in Bremen von Anfang an unterstützt. „Wir wollen Inklusion hier im Parlament haben“, stellte die Vizepräsidentin Manuela Schmidt (Die Linke) fest und bedauerte, dass die ursprünglich für den 18. Juni geplante Sitzung wegen der Coronakrise verschoben werden muss. Sie und eine fraktionsübergreifende Gruppe der behinderten- und sozialpolitischen Sprecherinnen und Sprecher waren sich einig: „Aufgeschoben ist nicht aufgehoben!“ Maik Penn (CDU) gab das feste Versprechen, dass das Behindertenparlament stattfinden wird. Lars Düsterhöft (SPD) und Fatoş Topaç (Bündnis 90/Die Grünen) wollen mit dem Behindertenparlament Teilhabe in Berlin schneller voranbringen. Für Stefanie Fuchs (Die Linke) und Thomas Seerig (FDP) ist das Behindertenparlament nur ein Zwischenschritt. Ziel sei, mehr Menschen mit Behinderung in die Parlamente zu bringen.
Zu den Gratulanten vor dem Abgeordnetenhaus gehörten auch Christine Braunert-Rümenapf, die Landesbeauftragte der Menschen mit Behinderung, der die Stärkung der Selbstvertretung wichtig ist, sowie Ursula Engelen-Kefer. Die Vorsitzende des SoVD Berlin-Brandenburg erinnerte daran, dass das zarte Pflänzchen der Inklusion nicht durch Corona zunichte gemacht werden dürfe.