Ein Gang durch Berlins Konsumtempel

Was vermissen wir während des Lockdown am meisten? Friseur, Kaffee trinken gehen und das Bummeln durch die Geschäfte. Es ist schon seltsam, wie der sonst so belebte Alexanderplatz ausschaut. Sehr leer. Auch wenn einige Geschäfte trotz dritter Welle aufhaben und die Menschen brav anstehen, wirkt der riesige Platz verlassen. 

Einkaufen und Alexanderplatz gehörten schon immer zusammen. Der bekannteste Einkaufstempel am Alex ist das Galeria Kaufhof. Ich gehe nicht mehr so gerne in dieses Kaufhaus, bis auf die „Fressabteilung des Ostens“ im Erdgeschoss gibt es da nicht mehr viel Interessantes für mich. Früher ist man gerne durch die verschiedenen Kaufhäuser der Stadt gebummelt.
Da fand man auf seiner „Trüffeltour“ immer noch das ein oder andere Angebot, dass man bei den anderen nicht finden konnte. Heute gehören die meisten Kaufhäuser nur einem großen Unternehmen und das merkt man auch beim Angebot. Einzige Ausnahme ist für mich das KADEWE am Wittenbergplatz. Dort gehe ich jedes Jahr zu Weihnachten hin, um mich an der schönen Weihnachtsdekoration zu erfreuen. Ansonsten gibt es eigentlich kein „klassisches“ Kaufhaus mehr, dass mich reizt.

Und die Malls, die es heute gefühlt an jeder Ecke von Berlin gibt, sind auch nicht so meines. In ihnen findet man fast immer die gleichen Geschäfte. Das war in Neunziger Jahren ganz anders. Da machte es noch richtig Spaß durch die Stadt zu juchteln und die Kaufhäuser aufzusuchen. Berlin war einmal so etwas wie die Hauptstadt der Kaufhäuser. Von vielen wird heute noch erzählt oder man hat deren Namen noch immer im Ohr.

Wie am Alexanderplatz

Dort gab es  das „Kaufhaus Tietz“, später Hertie, dass wie das KADEWE weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt war. Es muss ein imposanter Einkaufstempel mit prächtigen Verkaufsräumen gewesen sein, wenn man den Beschreibungen aus der damaligen Zeit Glauben schenken will. Eröffnete wurde es 1904 und gehörte wie das KADEWE zum „Hertie“ Konzern. Ein anderes berühmtes Kaufhaus, das es noch gibt und doch nicht mehr gibt und vielleicht bald wieder geben wird, ist das „Karstadt am Hermannplatz“. Heute unscheinbar und langweilig von Außen, gehörte es in den dreißiger Jahren zu den Touristenattraktionen von Berlin. Die Fassade des Kaufhauses ein Hingucker. Entworfen hatte diesen Bau der Architekt Philipp Schäfer im Stil des Expressionismus und Art déco.Auch wenn das Haus schon lange Geschichte ist, haben zumindest viele Berliner ein Bild von diesem Konsumtempel im Kopf. Es sah aus als wäre ein Stück von New York nach Berlin versetzt worden.

Bei seiner Eröffnung war „Karstadt“ das Non plus Ultra eines Kaufhauses. Es galt als eines der modernsten der Welt. Es gab Rolltreppen, Lifte, eine riesige Dachterrasse mit einem phänomenalen Blick über Berlin und das „Karstadt am Hermannplatz“ hatte sogar einen eignen U-Bahn Zugang. Das Kaufhaus existierte bis zum 25. April 1945. Da sprengte die SS den Bau, damit die Vorräte nicht an die vorrückenden russischen Truppen fallen. Seit Jahren gibt es Ideen, das Haus in einem ähnlichen Stil wieder aufzubauen. Doch wie in Berlin üblich, gibt es auch
hier vehementen Widerstand dagegen. Verstehe das, wer will.

Es gibt noch ein drittes Kaufhaus, das sozusagen auferstanden ist. Es ist eine Verschmelzung von alter und neuer Einkaufskultur. Ich meine die „Mall of Berlin“. Eine beeindruckende Einkaufsmeile an der Leipziger Straße. Hier stand einst das „Wertheim“, das größte Kaufhaus Europas mit bis zu 70.000 Quadratmetern Einkaufsfläche. Zum Vergleich das KADEWE hat heute ca. 60.000 Quadratmeter. Die Verkaufsräume dieses Konsumtempels sehen auf alten Fotos aus, als wären sie aus einem Schloss entliehen worden. Sie waren prächtig und spektakulär. Wenn Sie heute durch die Mall gehen, entdecken Sie einige Backsteinpartien, die vom alten „Wertheim“ übrig geblieben waren.

Es gibt heute noch einige andere „alte“ Kaufhausbauten in unserer Stadt. So das „Warenhaus Maaßen“ in der Oranienstraße, dass heute ein Hotel ist oder das „Warenhaus Jandorf“ an der Brunnenstraße. Hoffen wir mal, dass die Geschichte der Berliner Kaufhäuser niemals zu Ende geht.

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