Heidelberg – ein romantisches Juwel
Sie gilt als eine der schönsten Städte Deutschlands. Geboten werden Genuss, Geschichte und Grausiges.
Die Stadt ist geprägt von ihrer Lage: es liegt am Rande des Odenwalds, wo der Fluss Neckar in die Oberrheinebene fliesst. Eingerahmt wird Heidelberg von drei kleineren Bergen, dem Königstuhl (568 m), dem Gaisberg (375 m) und dem Heiligenberg (445 m). Inmitten dieser schönen Landschaft liegt Heidelberg, doch berühmt wurde das Städtchen durch seine Altstadt und das über der Altstadt schwebende Schloss – was in Wahrheit nur noch eine Ruine ist – und der Alten Brücke (Karl-Theodor-Brücke). Um einen, vielleicht sogar den schönsten Blick auf den Neckar, die Altstadt und das Schloss
genießen zu können, bietet sich ein Spaziergang auf dem Philosophenweg an. Dieser führt vom Stadtteil Neuenheim auf den Heiligenberg und liegt dem Schloss und dem Königstuhl gegenüber. Zwar ist der erste Teil des Wegs recht steil und mühsam, doch nach ein paar hundert Metern geht dieser in einen fast ebenen Weg über. Wer den steilen Anstieg geschafft hat, wird mit einem wunderschönen Ausblick belohnt, den man von zahlreichen Sitzbänken aus in Ruhe geniessen kann.
Eine gänzlich andere Perspektive auf die Stadt, aber ebenso reizvoll wie vom Philosophenweg, lässt sich von einem Ausflugsschiff geniessen. Hierfür bieten sich die Touren der Weissen Flotte an. Die Schiffe der Weissen Flotte bieten von 50-minütigen Stadtrundfahrten bis hin zu mehrstündigen Neckarrundfahrt diverse Touren an. Wer nun Lust bekommen hat und das Schloss besuchen will, der sollte die Heidelberger Bergbahn nutzen. Sie startet mit der Station Kornmarkt direkt in der Altstadt. Ein sogenanntes Schlossticket, welches neben der Fahrt auch gleich den Eintritt in den Schlosshof, Fasskeller und in das dort befindliche Apothekenmuseum enthält, kosten 9 Euro für Erwachsene, für Ermäßigte die Hälfte (Hin- und Rückfahrt).
Tipp: Mit der Heidelberger Bergbahn kann man auch noch weiter fahren und sich bis auf den Königstuhl bringen lassen.
Bummeln und Verweilen
Das Herz der Altstadt ist die Hauptstraße, welche sich als Fußgängerzone vom Bismarckplatz bis zum Marktplatz erstreckt. Kenner meinen, dass die Hauptstraße eine der schönsten Fußgängerzonen in Europa ist. Entlang der Straße liegen viele Cafés, Bistros, inhabergeführte Geschäfte und Filialbetriebe. Die Hauptstraße führt zudem am Marktplatz vorbei, an der die Heiliggeistkirche und das älteste Haus der Stadt, das Hotel Ritter liegen. Der Marktplatz ist im Prinzip das Zentrum der Altstadt, der mit seinen Cafés zum Verweilen geradezu einlädt. Eingerahmt wird der Markplatz nicht nur von der Heiliggeistkirche, sondern auch vom Standesamt, einem im Barockstil von 1701 bis 1703 erbauten Gebäude. Wer sich auf dem Marktplatz erholt hat, kann nun zur Alten Brücke schlendern, in dem man einfach der Steingasse folgt, die vom Marktplatz abgeht. Nach wenigen Metern erreicht man die Heidelberger Bonbon Manufaktur (heidelbonbon.de), in der in Handarbeit Bonbons und Lollis hergestellt werden. Wer die Köstlichkeiten nicht gleich selbst verkostet, hat ein schönes Mitbringsel.
Heidelbergs Geschichte ist gespickt mit vielen berühmten Namen, Ereignissen und auch mit Anekdoten. Eine der schönsten Anekdoten – weil sie den Humor der Einwohner wunderbar wiederspiegelt – ist der Brückenaffe. Die Geschichte des Brückenaffen reicht zurück ins 15. Jahrhundert. Damals lebte ein echter Affe in einem Brückenturm. Der Affe war als Spott und Hohn gedacht, denn mit dem Griff an sein blankes Hinterteil zeigte er jedem Vorbeigehenden den „Kurpfälzischen Gruß“. Das Hinterteil der später folgenden Plastiken war stets in Richtung Mainz gerichtet und somit galt dieser Gruß insbesondere den Mainzer Bischöfen. So machten die Heidelberger deutlich, dass ab diesem Punkt die Macht des Kurfürsten galt und nicht die der Mainzer Bischöfe. Heute wird der Affe als Wahrzeichen der Stadt vermarktet und ist als Stofftier ein gern gekauftes Mitbringsel.
Abseits der „Affenkunst“ kommen in Heidelberg allerdings auch Anhänger von „echter „Kunst auf ihre Kosten. Unter dem Begriff Kunst Heidelberg gibt es einen Zusammenschluss von 17 Galerien und Museen der Stadt (www.kunstheidelberg.de). Dazu zählen beispielsweise Galerien wie die Galerie P13 (in der Altstadt) und Kunst2, die sich auf zeitgenössische bildende Kunst spezialisiert haben.
Heidelberg wartet aber auch mit einer gänzlich ungewöhnlichen Sehenswürdigkeit auf. Die Rede ist vom Körperwelten-Museum. Untergekommen ist die Ausstellung in einem ehemaligen Männerbad. Auf rund 1.000 m² werden Gunther von Hagens und Angelina Whalleys Plastinate gezeigt. Die in der Ausstellung gezeigten Objekte, die empfindliche Besucher sicherlich mit einem grausigen Gefühl besuchen, stammen aus dem Körperspende-Programm des Instituts für Plastination in Heidelberg. Ebenfalls sehenswert ist die Sonderausstellung „Körperwelten der Tiere“. Sie umfasst 100 Exponate – von der Maus bis zum Elefanten.
So schön Heidelberg auch das ganze Jahr über ist, es gibt Tage, an denen es sich besonders lohnt, die Stadt zu besuchen. Dazu zählen die Tage der „Heidelberger Schlossbeleuchtung“. Jeweils am ersten Samstag im Juni und September und am zweiten Samstag im Juli wird ein Brillantfeuerwerk von der Alten Brücke gezündet und in dessem Mittelpunkt das Schloss steht. Es ist ein Feuerwerk, dass erstmals 1815 stattfand. Damals verweilten Kaiser Franz I. von Österreich, Zar Alexander I. von Russland, Friedrich Wilhelm III von Preußen und Kronprinz Ludwig von Bayern in Heidelberg und schmiedeten ihre Allianz gegen Napoleon. Damals wurde eine Schlossbeleuchtung noch mit einfachsten Mitteln durchgeführt, etwa durch das Anstecken von Tüchern, erst viel später etablierte sich das eigentliche Feuerwerk.
Heidelberg im jetzt
Leider hat Corona hat auch in Heidelberg seine Spuren hinterlassen. Eine der schönsten Sehenswürdigkeiten ist das Hotel zum Ritter, das in einem denkmalgeschützten Renaissance-Gebäude aus 1592 residiert. Dies ist seit März jedoch geschlossen, denn der Betreiber, die Castlewood Hotels & Resorts, sah keine wirtschaftliche Chance mehr. Wann das Hotel, welches direkt gegenüber der Heiliggeistkirche steht, wieder öffnen wird, steht derzeit in den Sternen.Dafür bietet die Altstadt immer noch eine große Auswahl an Gastronomiebetrieben, wie Cafés und Weinstuben. Besonders empfehlenswert ist die Konditorei Café Schafheutle (Hauptstraße 94), das Café Extrablatt (Hauptstraße 53, schöner Innenhof) und das Strohauer Café Alt Heidelberg (Hauptstraße 49). Wer eine Weinstuben besuchen möchte, der sollte Vater Rhein (Untere Neckarstraße 20) oder die Weinstube Schnitzelbank (Bauamtsgasse 7) auf den Plan haben. In der Schnitzelbank kann neben regionalen Weinen auch der Pfälzer Saumagen probiert werden, eine echte Spezialität der Region.
Wer heutzutage Heidelberg mit seinen gerade einmal 150.000 Einwohnern besucht, der stellt schnell fest, dass es der Stadt wirtschaftlich sehr gut geht. Überall ist alles restauriert und erstrahlt im schicken Ambiente. Der Wohlstand der Stadt ist eng mit dem Wissensstandort Heidelberg verbunden. Fünf Hochschulen und international renommierte Forschungseinrichtungen, wie das Europäische Laboratorium für Molekulare Biologie, das Krebsforschungszentrum und gleich vier Max-Planck-Institute haben ihren Sitz in der Stadt. Den Grundstein zur Wissensstadt Heidelberg legte die bereits 1386 gegründete Ruprecht-Karls-Universität. Einen Besuch der Universität rundet daher einen Besuch wunderbar ab. Hier empfiehlt es sich eine spezielle Stadtführung zu buchen, die den Karzer, die Aula und die Universitätsbibliothek enthalten sollte. Eine derartige Führung ist bereits ab 11 Euro buchbar.
Ein anderes Standbein, der in den letzten Jahrzehnten der Stadt viel Geld einbrachte, ist der Tourismus. Vor dem Pandemie zählte die Stadt jährlich 11,9 Mio. Gäste. Zudem pendeln rund 115.000 Menschen wegen ihrem Beruf täglich nach Heidelberg. Insofern ist Heidelberg längst nicht mehr nur eine romantische Kleinstadt sondern längst auch zur wirtschaftlichen Metropolregion Rhein-Neckar-Region herangewachsen. Dennoch hat es sich seinen unvergleichlichen Charme bewahren können.