Parkinson Selbsthilfe in Tempelhof-Schöneberg

In Deutschland sind zirka 400.000 Menschen an Parkinson erkrankt, so zum Beispiel auch der Comedian Markus Maria Profitlich und TV-Legende Frank Elstner, die ihre Erkrankung sehr öffentlich gemacht haben. 

Die Krankheit ist bis heute nicht heilbar, aber behandelbar. „Typisch für Betroffene ist oft Rückzug. Viele Parkis gehen nicht gerne raus, weil sie sich aufgrund des Zitterns in der Öffentlichkeit nicht selten dumme Sprüche anhören müssen“, berichtet Christiane Edler (68) von der Selbsthilfegruppe Parkinson aus Tempelhof-Schöneberg. Sie selbst hat die Diagnose seit 2005. Die Gruppe trifft sich 2x im Monat und neben Gesprächen gehören 30 Minuten Qi Gong zu jedem Gruppentreffen. „Bewegung ist ein wesentliches Element im Kampf gegen das Fortschreiten der Erkrankung“, berichtet Frau Edler, die neben Spazierengehen und Schwimmen auch regelmäßig Gerätetraining in einem Sportstudio absolvierte und seit Corona ein Fitnessgerät zuhause nutzt. „Außerdem ist eine gesunde ausgewogene Ernährung hilfreich, ausreichend Schlaf, möglichst wenig Stress und genügend Ruhe und Entspannung.“ Sie selbst habe mit der Einnahme von Medikamenten so lange wie möglich gewartet. Zur Selbsthilfe kam sie nicht zufällig. Vor dreißig Jahren hatte sie nach einem Bandscheibenvorfall eine Zeit lang an einer Gruppe teilgenommen. Es hat ihr gut getan und daran hat sie sich erinnert. 

Heute ist sie nicht nur in der Selbsthilfe aktiv, sie versucht außerdem mit anderen Betroffenen ein Wohnprojekt zu initiieren und hat zu diesem Zweck den Verein Lebenspate e.V. gegründet. „Es ist nicht so einfach, aber wir stehen zum Beispiel in Kontakt mit der Wohnungsbaugesellschaft GESOBAU.“ Ein Problem ist es, neben einem geeigneten Haus die passende Gruppe zu finden. Aber Frau Edler ist zielstrebig und hat einen langen Atem, auch wenn sie krankheitsbedingt nicht mehr lange Strecken laufen kann. „Das Schlimmste an Parkinson ist die Isolation, das Zurückziehen“, sagte Frau Edler in einem Interview mit der Parkinson-Stiftung. Allerdings habe sich in den vergangenen 20 Jahren das Bild in der Öffentlichkeit verbessert und sie selbst geht ganz offensiv mit der Erkrankung um, wenn sie sagt: “Ich bin keine Alkoholikerin, auch wenn ich zittere. Ich habe Parkinson.“ 

In unserem Videointerview spricht Frau Edler auch über den Mangel an Bewegungsangeboten in der Stadt, wenn es ums Schwimmen geht. „Da sollte es mehr Möglichkeiten im Rahmen von Rehasport geben“. Man merkt, wie sehr sie sich für Betroffene engagiert und wie positiv sie Sport und Bewegung bei Parkinson einschätzt. Das halbstündige Bewegungsangebot Qi Gong in der Gruppe wird von einem Teilnehmer einer anderen Selbsthilfegruppe angeleitet, berichten Nicole Bichlmaier und Torsten Schuler von der Kontaktstelle Tempelhof-Schöneberg in unserem Gespräch. Anders sei es schwierig und übers Jahr kaum finanzierbar. Ein Glücksfall also für die Gruppe und ein schönes Beispiel für die gegenseitige Unterstützung und Zusammenhalt in der Selbsthilfe. Bewegung spielt auch sonst eine wichtige Rolle in Tempelhof-Schöneberg. So gibt es seit gut einem Jahr das Projekt IntoDance, ein Angebot für Menschen mit Bewegungseinschränkungen (auch im Rollstuhl), ebenfalls gefördert von der AOK Nordost, die 2018 und 2019 auch das bundesweite Pilotprojekt „Selbsthilfe bewegt“ ermöglicht hat. 

Die Selbsthilfekontaktstelle gibt es seit 1985, im Nachbarschaftshaus des Trägers gibt es insgesamt 11 Räume (bis 140 qm), die natürlich nicht nur von der Selbsthilfe genutzt werden, außerdem einen Garten. Aktuell in Gründung gibt es u.a. eine Gruppe Angehörige Parkinson und eine Gruppe Angst und Panik. Die nächste Veranstaltung am 6. November ist der Workshop „Selbst-verbunden & frei sein mit dem „inneren Kind“. Ein besonders schönes Motto gibt Torsten uns am Ende noch mit, das tatsächlich wie gemacht erscheint für die Selbsthilfe, auch wenn es den einen oder anderen Profi provozieren könnte. Es lautet: Die Arche Noah wurde von Laien gebaut, die Titanic von Fachleuten!

IntoDance richtet sich an Menschen mit körperlichen Einschränkungen. Egal ob sitzend, stehend oder im Rollstuhl: Ihr findet hier den Raum euch im Tanz frei zu entfalten! Der Workshop wird von professionellen Tänzerinnen geleitet.Infos gibt es unter
www.intodance.art

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