Rollstuhlbasketballer mit langjähriger Erfahrung

In der Serie stellen wir jeden Monat Aktive mit Behinderungen aus dem Berliner Sport vor, denn wir finden Sport und Bewegung ist ein wichtiger Aspekt der Selbsthilfe.

Christoph Pisarz, 38 Jahre, ist Referent, Dozent, Übungs-, Bereichs- und Projektleiter beim größte Kinder-, Jugend- und Inklusionssportverein in Berlin „Pfeffersport e.V.“. Pisarz hat eine angeborene Querschnittlähmung und sitzt im Rollstuhl. Er hat als Rollstuhlbasketballer in den Jahren 2002 bis 2020 im Ligabetrieb gespielt. Ab 2013 war er auch als Coach im Rollstuhlbasketball tätig. Aktuell ist Pisarz noch Teil der Organisation und Leitung vom Pfeffersport Rollstuhlbasketball Berlin. Jasper Dombrowski von der BBZ hat Christoph Pisarz einige Fragen gestellt.

BBZ: Ich freue mich, dass du diesem Interview zugesagt hast. Lass uns direkt zum Sport kommen. Wie kamst du dazu und wann war das?

Pisarz: Wie es vielen Menschen geht, habe ich meinen ersten Sportverein durch Freunde kennengelernt. Eine Schulfreundin hatte 1993 Kontakt zum SC Berlin und Marianne Buggenhagen. Wir wurden anfänglich von ihrem damaligen Trainer, Bodo Heinemann, trainiert. Schnell gründeten wir gemeinsam die Rolli-Kindergruppe beim SC Berlin und später wurde ich Nachwuchs-
athlet im Rennrollstuhlfahren (Leichtathletik). Darüber hinaus gab es dann Kontakte zum Rollstuhlbasketballteam. Das Team wurde 2002 das ALBA Berlin Rollis Team. Von 2002-2010 war ich Mitglied, bevor ich 2011 zum Pfeffersport e.V. ging.

BBZ: Wie harmoniert der Sport Rollstuhlbasketball und deine Behinderung miteinander?

Pisarz: Unabhängig der Sportart und Einschränkung harmoniert Mobilität und Bewegung immer mit einer gewissen Lebensqualität. Meine Einschränkung gehört zu mir, macht mich aus. Eine Behinderung erfahre ich durch die Gesellschaft. Ohne den (Vereins-)Sport wäre ich heute nicht, wo ich jetzt beruflich und privat bin.

BBZ: Was waren deine bisherigen schönsten Sportmomente?

Pisarz: Es gab viele schöne Sportmomente! Jede Sportart für sich hatte seine Momente. Ob es die erste schwarze Piste auf dem Ski im Schnee ist, der erste Mini-Marathon als Kind, der Gewinn des bundesweiten Meyra-Cup 2014 im Rollstuhlbasketball oder der Aufstieg in eine höhere Liga (als Spieler und als Coach). Alle stehen für sich und nicht in Konkurrenz, daher fällt es mir schwer den einen Moment von vielen zu benennen.

BBZ: Was ist an dem Sport faszinierend?

Pisarz: Durch Sport lernt man sich, seine Grenzen und Möglichkeiten kennen. Im Teamsport kommt noch eine soziale Komponente hinzu. Ich denke das macht Sport und Mobilität aus. Rollstuhlbasketball ist eine sehr inklusive Sportart. Unabhängig vom Alter, Geschlecht oder Einschränkung, können fast alle Menschen diesen Sport betreiben. Ein Teamsport, in dem man zusammen gewinnt oder verliert.

BBZ: Das klingt ja im Bereich des Sports sowie der Selbsthilfe alles ziemlich gut. Ich kann mir aber vorstellen, dass es auch Schwierigkeiten gibt – gerade  bei der Ausstattung und den speziellen Rollstühlen. Ist das richtig?

Pisarz: Im Rollstuhlsport sollte man unterstützende Firmen als Partner haben. Ob Auswärtsspiele, Fahrtkosten
(Transporter-Logistik, Personen)oder das Sportgerät an sich, alles muss finanziert werden. Ein neuer Sportrollstuhl kostet zwischen 5.000 bis 10.000 Euro.

BBZ: Gibt es im Rollstuhlbasketball auch Wettkämpfe oder etwas wie eine Bundesliga?

Pisarz: Es gibt die Rollstuhlbasketball Abteilung beim Deutschen Rollstuhl-Sportverband e.V. (DRS). Der Ligabetrieb ist von der Landesliga bis in die erste Bundesliga. Auch in der aktuellen pandemischen Zeit wird ein möglichst gewöhnlicher Ligabetrieb bestmöglichst versucht.

BBZ: Dann ist Rollstuhlbasketball vermutlich schon paralympisch.

Pisarz: Die Sportart zählt zu den ersten paralympischen Sportarten der Geschichte.

BBZ: Kannst du unseren Leserinnen und Lesern noch verraten, wie und wo sie sich melden können, wenn sie nun Interesse am Rollstuhlbasketball haben?

Pisarz: Rollstuhlbasketball findet mehrmals pro Woche in der Malmöer Straße 8 in Berlin-Prenzlauer Berg statt. Wer Interesse hat, kann sich gerne bei mir per Mail pisarz@pfeffersport.de oder auf rbb.pfeffersport.de bzw. über Facebook und Instagram melden.
Neben der Sporthalle in der Malmöer Straße nutzt der Pfeffersport e.V. noch mehr Hallen, da wir als Mehrspartenverein viele (Rollstuhl-) Sportarten anbieten.

BBZ: Kannst du noch mehr zu Pfeffersport e.V. sagen? Gibt es einen Mitgliedsbeitrag?

Pisarz: Mit um die 4.000 Mitglieder gehört der Verein zu den größten Vereinen der Hauptstadt. Natürlich zahlen alle Mitglieder ihren Mitgliedsbeitrag und sind dann Teil der „Pfeffersport Welt“. Der Regelbeitrag beläuft sich auf 20€/Monat. Pfeffersport gewann 2020 die größte bundesweite Breitensportauszeichnung den großen Stern des Sports in Gold.

BBZ: Vielen Dank für das nette Interview.

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