Alleine laufen? Lieber im Tandem!
Ein wichtiger Aspekt der Selbsthilfe ist Sport und Bewegung. In unserer BBZ-Serie „Selbsthilfe durch Sport und Bewegung“ stellen wir monatlich Sportlerinnen und Sportler mit Behinderungen aus Berlin sowie ihre Sportvereine vor.
Konstanze ist 44 Jahre und arbeitet als Physiotherapeutin. Ihr Wohn- und Arbeitsort ist in Berlin. Konstanze erzählt mir in unserem Interview, sie habe eine „Netzhaut Atrophie“, was eine Abmagerung oder Verkümmerung der Netzhaut bezeichnet. Dadurch hat Konstanze momentan noch ein Prozent Sehkraft. Durch ihre berufliche Tätigkeit als Physiotherapeutin ist Konstanze auch als Übungsleiterin im Bereich des Rehasports unterwegs. „ Denn von der Physiotherapeutin ist es nur ein kleiner Schritt zum Rehasport“, wie sie selbst sagt. Im Bereich des Rehasport ist Konstanze beim Landessportbund Berlin und im Verein Sporttreff Karower Dachse e.V. tätig.
Konstanze ist seit 2011 beim Landessportbund Berlin und hatte von Anfang an Unterstützung von Kirsten Ulrich, aktuell Vizepräsidentin und zuständig für Inklusion, Vielfalt und Gleichstellung beim Landessportbund sowie im Vorstand des Vereins „Sporttreff Karower Dachse“. Kirsten Ulrich wohnt in Berlin-Karow, ist Heilpraktikerin und, wie Konstanze, eine begeisterte Läuferin. 1997 ist Kirsten ist nach Karow gezogen und zu diesem Zeitpunkt gab es in Karow kein passendes Sportangebot. Da es in Karow sehr grün war und laufen überall möglich ist, begann Kirsten mit Laufen über kurze Strecken und landete irgendwann beim Marathon. „Vor ca. zehn Jahren begann ich dann mit Konstanze zu laufen. Wie das Zitat „Vogel fliegt, Fisch schwimmt , Mensch läuft“ ausdrückt, liegt dem Menschen das Laufen im Blut“, erzählt Konstanze lachend.
Deshalb dachte Kirsten sich, dass sich eventuell noch mehr Menschen mit Sehbeeinträchtigungen für das Laufen interessieren würden, wenn Guides verfügbar sind. Guides sind sehende Läuferinnen und Läufer, die Sportlerinnen und Sportler mit visuellen Einschränkungen bei der Ausübung ihres Hobbies und bei Laufwettkämpfen unterstützen. Blinde und seheingeschränkte Menschen (Blind-Runners) sind beim Laufen auf eine sehende Führungsperson (Lauf-Guide) angewiesen.
Da es in Berlin nicht viele Lauf-Guides gab, begannen Kirsten und Konstanze mit der Initiative Lauftandem bei den Karower Dachsen. „Wir suchen interessierte Läuferinnen und Läufer, die sich vorstellen könnten, als Guide zu laufen und bieten eine kurze Schulung an. In der Schulung weisen wir auf die Besonderheiten des Laufens im Tandem hin und üben das begleitende Laufen“, erklärt Konstanze. Beim Laufen in Tandem wird als Hilfsmittel entweder eine Schnur oder ein Schürsenkel, der in der Hand gehalten wird, verwendet. Es kann auch ein Band um die Hüfte getragen werden. Mehr Informationen zu den Guide-Schulungen gibt es unter https://karowerdachse.de/lauftandem-laufen-erleben.
Kosten: Eine Einzelmitgliedschaft kostet 12 Euro/Monat bzw. ermäßigt 9 Euro/Monat (als ermäßigt gelten Hilfeempfänger, Rentner, Pensionäre, Auszubildende und Studierende. Ein Anspruch ist mit den entsprechenden Unterlagen nachzuweisen). Zudem gibt es spezielle Tarife für Familien und Kinder. Beim Eintritt wird einmalig eine Anmeldegebühr verlangt (Einzelpersonen 15 Euro).
