Jetzt noch Gelder beantragen, um Barrieren abzubauen

In Berlin gibt es eine Fachstelle, die Projekte bzw. Trägervereine aus der Queeren Community berät, welche Barrieren abgebaut werden sollen mittels Barrierechecks. Zudem hilft die Fachstelle dabei, einen Antrag bei der Verwaltung für die finanzielle Förderung zu stellen. Mit Ariane Bürkner, einer Mitarbeiterin der Fachstelle IQZ, sprach Dominik Peter.

BBZ: Ariane, kannst du dich unseren Lesern und Leserinnen kurz vorstellen?

Ariane Bürkner: Sehr gerne! Seit April bin ich die Projektkoordinatorin für das Inklusive Queere Zentrum – IQZ, eine Fachstelle für LSBTIQ* mit BeHinderung, chronischer Erkrankung und Krisen-/Psychiatrieerfahrung. Das IQZ ist ein Projekt des “RuT – Rad und Tat: Offene Initiative Lesbischer Frauen e.V.” in Kooperation mit euch, dem Berliner Behindertenverband. Ich bin Diplom-Psychologin, habe viele Jahre als persönliche Assistenz gearbeitet und war in einem kleinen Kulturverein mit Theater-, Tanz- und anderen Angeboten für Menschen mit und ohne Lernschwierigkeiten als Geschäftsführung tätig. Gerade bin ich nach über 25 Jahren wieder zurück in meine faszinierende und im Vergleich zu anderen Städten regenbogenbunt schillernde Geburtsstadt Berlin gezogen und freue mich jeden Tag darüber.

BBZ: Um welche Inhalte geht es bei dem laufenden Projekt? Kannst du uns hier die Inhalte und Ziele portraitieren?

Ariane Bürkner: Das IQZ als Fachstelle ist eine Weiterentwicklung der vorhergehenden Projekte “Inklusive LSBTIQ*-Infrastruktur” und anderen Angebote des RuT e.V. So werden wir zum Beispiel den bestehenden RuT-Hilfsmittelverleih zusammen mit dem Berliner Behindertenverband ausbauen. Das Beratungsangebot soll erweitert und durch neues Informationsmaterial ergänzt werden. 

Wir freuen uns sehr, nach einer längeren Pause das Peer-Gruppenangebot “Queer In” wieder aufzunehmen und planen weitere Gruppen- und Freizeitangebote für Queers, die beHindert werden, Angehörige und Assistenzpersonen. In den Communities und der Mehrheitsgesellschaft wollen wir zu Mehrfachdiskriminierung sensibilisieren und zu mehr Sichtbarkeit für LSBTIQ*, die beHindert werden beitragen. Und wir unterstützen ganz konkret queere Vereine und Projekte beim Abbau von Barrieren durch Barrierechecks vor Ort und Antragsberatung zum LSBTI-Inklusionsfonds.

BBZ: Was müssen Vereine bzw. Institutionen möglichst bedenken bzw. berücksichtigen, bevor sie sich bei Euch melden?

Ariane Bürkner: Wir freuen uns sehr, dass sich Projekte bzw. Trägervereine aus der Queeren Community bei uns melden, um Barrieren in ihren Angeboten zu erkennen und abzubauen. Die Mittel dafür werden beim LSBTI-Inklusionsfonds der LADS (Landestelle für Gleichbehandlung – gegen Diskriminierung) beantragt. Wir vom IQZ kommen für einen Barrierecheck bei den Vereinen vorbei und besprechen dann gemeinsam die Maßnahmen und unterstützen bei der Antragstellung. Für die Vereine entstehen dabei vor allem zwei Hürden: Schon dieser Vorlauf (Barrierecheck, Maßnahmenplanung, Einholen von Kostenvoranschlägen) kostet Zeit und Energie. Und die geplanten Vorhaben müssen dann innerhalb des Kalenderjahres komplett umgesetzt und abgeschlossen sein. Das ist nicht immer einfach. Deswegen stehen wir vom IQZ zur Seite, beraten auf Augenhöhe und konzentrieren unseren Blick gemeinsam auf realitätsnahe Vorhaben. Denn jede reduzierte Barriere zählt. Die nächste Frist für die Antragstellung bei der LADS ist der 01. August. Da ist es wichtig zu bedenken, dass der Vorlaufprozess möglichst früh begonnen wird, um gegen Fristende nicht in Zeitstress zu geraten.

BBZ: Wie ist das Projekt bisher gelaufen?

Ariane Bürkner: Ich glaube, jedes Projekt benötigt zum Start eine Portion Extra-Energie für den Aufbau, zumal wir erst seit Mai auf ein vollständiges Team blicken. Umso mehr freue ich mich, dass wir bereits zur ersten Antragsfrist im Juni einige Projekte begleiten konnten und dass unsere Peer-geleitete Gruppe “Queer In” nun wieder monatlich mit Start zum 10. Juli von 16:00 – 17:30 als Videokonferenz angeboten wird. Meldet euch gern an.

BBZ: Herzlichen Dank für das Interview. Ich wünsche Euch viel Erfolg.

 

Queer In:

Hei du, bist du queer? Und wirst du beHindert, hast chronische Erkrankungen, Krisen- und/oder Psychiatrieerfahrung? Du suchst einen Raum, wo du dich mit Gleichgesinnten austauschen und vernetzen kannst? Dann schau doch bei uns – beim “Queer In” – vorbei! 

Wir wollen es uns gemütlich machen und über Themen sprechen, die uns gerade beschäftigen. Das Projekt „Inklusives Queeres Zentrum“ (IQZ) bietet für dich endlich wieder “Queer In” als ein online-Gruppenangebot an und freut sich über weitere Teilnehmer*innen – neue wie bereits erfahrene.

“Queer In” findet einmal im Monat – immer montags von 16:00 bis 17:30 Uhr – statt. Zur Anmeldung und um den Zoom-Link zu erhalten, schreibt bitte eine Mail an: IQZ@rut-berlin.de. Für unsere Treffen ist eine DGS-Dolmetschung (Deutsche Gebärdensprachdolmetschung) geplant. 

Schreib uns, wenn du (weitere) Unterstützung brauchst, um gut an dem Treffen teilnehmen zu können. 

Wir freuen uns über Teilnehmende unabhängig von Alter, Geschlecht, Art der BeHinderung, kultureller Prägung, Herkunft, Religion, Klasse und weiteren Kategorien, in denen Menschen unterdrückt werden.

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