Zu wenig Inklusion im deutschen Schulsystem
Anlässlich der UN-Staatenprüfung und des vorgelegten Prüfberichts hat die Bertelsmann Stiftung ein neues Infoblatt mit dem Titel „Inklusion im deutschen Schulsystem“ vorgelegt.
Demnach tritt der Ausbau der Inklusion an deutschen Schulen seit Jahren mehr oder weniger auf der Stelle. Dies, so die Bertelsmann Stiftung, zeigen auch ausgewertete statistische Daten auf. Als zentraler Gradmesser für die Umsetzung der UN-BRK gilt die Exklusionsquote.
Sie beziffert, inwiefern sich die Bundesländer dem Ziel, „Kinder mit Behinderung nicht (…) vom unentgeltlichen und obligatorischen Grundschulunterricht oder vom Besuch weiterführender Schulen auszuschließen“, angenähert haben. Je geringer dieser Wert ausfällt, desto mehr Schüler:innen mit sonderpädagogischem Förderbedarf werden inklusiv (an allgemeinen Schulen) unterrichtet.
Im Jahr 2021/22 betrug die bundesweite Exklusionsquote zirka 4,3 Prozent. Zum Zeitpunkt des Beitritts Deutschlands zur UN-Behindertenrechtskonvention im Jahr 2008/09 lag die Exklusionsquote bei 4,8 Prozent. Dies bedeutet, dass nach 13 Jahren die bundesweite Exklusionsquote unwesentlich gesunken ist.
Schaut man sich die Ergebnisse im Detail an, sind große Unterschiede bei den Bundesländern festzustellen. Je nach Bundesland schwanken die aktuellen Exklusionsquoten zwischen 0,8 Prozent (Bremen) und 6,6 Prozent (Sachsen-Anhalt). Dieses Mal schneidet Berlin sogar sehr gut ab: mit einer Exklusionsquote von 2,4 landet Berlin gemeinsam mit Schleswig-Holstein im Bundesländer-Ranking auf Platz 2. Bedenklich ist jedoch, dass die Exklusionsquote 2021/22 im Vergleich zum Vorjahr in Mecklenburg-Vorpommern stark und in Brandenburg und Sachsen-Anhalt schwach angestiegen sind.
In dieser Veröffentlichung wird kritisiert, dass elf von sechzehn Bundesländer den Zugang zu einer Schule für Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf in Abhängigkeit von fachlichen, personellen und sächlichen Voraussetzungen einschränken.
Rückbau oder Erhalt von Doppelstrukturen
Die Publikation macht deutlich, dass es auch ein stark unterschiedliches Bild beim Rückbau der Förderschulen gibt: während der Rückbau in Bremen demnach recht weit fortgeschritten ist (um 76,0 Prozent), verzeichnen Bayern oder Baden-Württemberg nur sehr geringe Rückgänge – um sehr magere 1,9 bzw. 3,5 Prozent.
Diese Fakten zeigen deutlich auf, dass es generell noch viel Nachholbedarf in punkto Inklusion an deutschen Schulen gibt, auch wenn es Bundesländer gibt, die in diesem Bereich vorankommen. So verwundert es auch nicht, dass die Mitarbeiter der Bertelsmann Stiftung als Konsequenz festhalten: „Je nach Wohnort haben Kinder und Jugendliche mit sonderpädagogischem Förderbedarf höchst unterschiedliche Zugangschancen zur inklusiven Bildung“. Anders ausgedrückt: der Wohnort entscheidet, ob Kinder in den Genuss der UN-BRK kommen.