Selbsthilfe – auch im Krankenhaus

Wir stellen In dieser BBZ-Serie Angebote und Selbsthilfegruppen in Berlin vor. Wir möchten damit Informationen über Selbsthilfegruppen verbreiten, außerdem zu Gruppengründungen animieren sowie Vorurteile abbauen. Diese Serie richtet sich an bereits Aktive und Interessierte der Selbsthilfe.

„Wir sind eine gemischte Selbsthilfegruppe von Arm- und Beinamputierten und deren Angehörigen. Viele von uns sind in unterschiedlichen Höhen amputiert, wie am Oberarm, Ellenbogen, Vorfuß, Ferse, sowie am Unterschenkel, Oberschenkel oder im Hüftgelenk. Die Gründe der Amputation sind unterschiedlich. Es können gesundheitliche, aber auch „externe Gründe“ sein, wie Verkehrs- oder Arbeitsunfälle“, erzählt mir Sylvia Wehde, Vorsitzende des Amputierten Treffpunkt Berlin-Brandenburg e.V. 

Die Selbsthilfegruppe, die der Amputierten Treffpunkt Berlin-Brandenburg e.V. gegründet hat, ist für weibliche wie männliche Personen offen. Die Altersspanne bewegt sich von 28 bis 95 Jahren. „Unsere Gruppe hat 100 Mitglieder und hat dieses Jahr zehnjähriges Jubiläum. Wir sind sehr gemischt, unsere Mitglieder kommen aus Berlin, Brandenburg und Sachsen-Anhalt. Wir treffen uns in der Villa Donnersmarck in Berlin-Zehlendorf. Unter Corona haben wir uns auch online per Zoom getroffen“, berichtet Wehde weiter. In der Villa Donnersmarck hat die Gruppe ideale Räume gefunden, die für alle Bedürfnisse geeignet sind – von der Toilette bis zum Garten ist alles rollstuhlgerecht und bietet ein angenehmes Ambiente. Zudem ist die Selbsthilfegruppe gerne auch in der Selbsthilfekontaktstelle im Mittelhof.

Unter ihrem Motto „Wir wollen unsere Amputation nicht einfach hinnehmen, sondern lernen, das Bestmögliche aus dieser Situation zu machen“, trifft sich diese einmal im Monat. An erster Stelle steht der Erfahrungsaustausch untereinander, wie zu Prothesenproblemen, Druckstellen, zum Thema Schmerz, auch zu Versorgungsproblemen mit Krankenkassen sowie Versicherungen und vielem anderen mehr. Der Grundgedanke ist Betroffene beraten Betroffene, denn viele von den Teilnehmenden verfügen mittlerweile über einen großen Schatz an Erfahrungen. Auch die sportliche Betätigung mit der Behinderung gehört zu den Gruppenaktivitäten, da das flüssige Laufen für viele Beinamputierte oft ein Problem ist. Mit der Technik des Nordic Walkings wird das Abrollen versucht zu verbessern. 

Öffentlichkeitsarbeit ist alles

Im Interview erzählt Sylvia Wehde: „Stolz sind wir auch auf unseren Kontakt zu einer befreundeten Gruppe aus Magdeburg, mit der auch ein reger Erfahrungsaustausch stattfindet. Außerdem gab es im September 2023, zu unserem zehnjährigen Bestehen, einen Tag der offenen Tür in der Villa Donnersmarck. Dort haben wir uns als Gruppe bekannt gemacht, um neue Interessierte anzusprechen.“

Auch an Veranstaltungen von Selbsthilfekontaktstellen und Krankenhäusern nehmen die Teilnehmenden teil, um die Gruppe vorzustellen und über ihre Arbeit zu berichten. Natürlich ist der Amputierten Treffpunkt Berlin-Brandenburg e.V. auch für Amputierte da, für die ein Besuch nicht möglich ist. Es ist immer eine Beratung am Telefon, per E-Mail oder auch bei Besuchen im Krankenhaus oder häuslichen Umfeld, möglich.

Am Schluss sagt Sylvia Wehde noch: „Gerade Besuche bei frisch amputierten Menschen oder bei Personen, die vor einer Amputation stehen, sind nicht einfach. Dafür bereiten wir uns gut vor, deshalb nehmen einige von unserer Gruppe an einer jährlichen Peer-Schulung teil. Peer im Krankenhaus nennt sich ein Pilotprojekt, das in Berlin startete und bundesweit immer mehr Verbreitung findet. Peers gehen auf Anfrage sogar ans Krankenbett und beraten auf Augenhöhe frisch Amputierte. Wir hoffen, dass immer mehr Ärzte und Krankenhäuser davon erfahren, denn die Peer-Beratung hilft, die Diagnose der Amputation besser zu verarbeiten.

Die Selbsthilfegruppe ist auch für neue Mitglieder offen. Interessierte können Kontakt aufnehmen: Sylvia Wehde, 0157 75 39 229, Email: berlin-brandenburg@amputiertenselbsthilfe.de

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