Aktion Mensch: Jugendliche mit Beeinträchtigung am häufigsten von Diskriminierung betroffen

Laut Ergebnissen des Inklusionsbarometers Jugend der Aktion Mensch – der ersten bundesweiten Vergleichsstudie zu Teilhabechancen von jungen Menschen im Alter von 14 bis 27 Jahren mit und ohne Beeinträchtigung – haben mehr als sechs von zehn jungen Menschen bereits Diskriminierungserfahrungen gemacht. Dabei ist der Anteil der Jugendlichen mit Beeinträchtigung mit 85 Prozent deutlich höher als der Jugendlichen ohne Beeinträchtigung mit 61 Prozent.

Ebenfalls alarmierend ist es, dass sich ein Drittel der jungen Menschen mit Beeinträchtigung sich sorgt, zukünftig noch stärker diskriminiert oder ausgegrenzt zu werden. Junge Menschen ohne Beeinträchtigung betrifft diese Sorge nur halb so häufig. „Die Zahlen verdeutlichen: Es ist noch ein weiter Weg, bis Vielfalt mehrheitlich als normal oder gar als Vorteil für unsere Gesellschaft wahrgenommen wird. Deshalb ist Inklusion von Anfang an in allen Lebensbereichen so wichtig. Wenn gleichberechtigtes Miteinander von Geburt an gelernt und gelebt wird, profitieren alle davon und die Diskriminierungsspirale beginnt erst gar nicht“, kommentiert Christina Marx, Sprecherin der Aktion Mensch.

Insgesamt zeigt das erste Inklusionsbarometer Jugend der Aktion Mensch, das es deutlich schlechtere Teilhabechancen für junge Menschen mit Beeinträchtigung gibt. Die Bedürfnisse und Herausforderungen der Generation Z ähneln sich, unabhängig von dem Faktor Beeinträchtigung. Jedoch sehen sich junge Menschen mit Beeinträchtigung in allen fünf untersuchten Teilhabedimensionen – soziale Beziehungen, Alltagsleben, Selbstbestimmung, individuelle Entfaltung und Nichtdiskriminierung – mit deutlich größeren Herausforderungen konfrontiert. So verbinden junge Menschen mit und ohne Beeinträchtigung zwar die gleichen Vorlieben bei der Freizeitgestaltung. Allerdings haben Menschen mit Beeinträchtigung weniger Möglichkeiten, diese gleichberechtigt wahrzunehmen und damit teilzuhaben – beispielsweise aufgrund des großen Mangels an Barrierefreiheit. Dies gilt ebenso für ihren Schul-, Ausbildungs- und Berufsalltag.

Familie statt Inklusion

Am ehesten zufrieden ist die Generation Z mit ihren sozialen Beziehungen. Dabei geben junge Menschen mit Beeinträchtigung als wichtigste Stütze mit 72 Prozent die Familie an. Für junge Menschen ohne Beeinträchtigung liegen dagegen Freundschaften mit 86 Prozent auf Platz eins. „Junge Menschen mit Beeinträchtigung sind ganz besonders auf ein privates Netzwerk und Verbündete angewiesen, die sie unterstützen und für sie kämpfen. Denn wo der Einflussbereich der Familie aufhört, versagen die gesellschaftlichen Strukturen. Zu individuellen Diskriminierungserfahrungen kommt dann eine strukturelle Diskriminierung hinzu“, so Christina Marx.

Appell an die Generation Z

Nur gut die Hälfte der befragten jungen Menschen mit Beeinträchtigung ist mit ihrem Leben insgesamt zufrieden – gegenüber mehr als drei Viertel der jungen Menschen ohne Beeinträchtigung. Zudem treiben sie deutlich mehr Zukunftssorgen um. Insgesamt zeigt sich, dass es noch ein weiter Weg bis zur vollständigen gleichberechtigten Teilhabe aller jungen Menschen ist. 

Christina Marx appelliert: „Junge Menschen sind in unserer Gesellschaft mit ihren Anliegen unterrepräsentiert und haben keine ausreichende Lobby. Dabei sind sie unsere Zukunft. Es ist Aufgabe von jeder Person junge Menschen zu unterstützen und eine gleichberechtigte Teilhabe der Generation Z sicherzu-
stellen.“

Über das Inklusionsbarometer Jugend

Im Rahmen der ersten bundesweiten Vergleichsstudie befragte die Aktion Mensch 1442 junge Menschen im Alter von 14 bis 27 Jahren, davon 718 mit Beeinträchtigung und 724 ohne Beeinträchtigung. Die persönlichen Befragungen wurden in Zusammenarbeit mit Ipsos Public Affairs zwischen November 2023 und Februar 2024 durchgeführt. 

Aus den Umfrageergebnissen wurde ein Teilhabeindex errechnet. Ziel der partizipativ angelegten Studie ist es, ungleiche Teilhabechancen von jungen Menschen mit und ohne Beeinträchtigung zu identifizieren, um auf Basis der gewonnenen Erkenntnisse Inklusion weiter voranzu-
treiben.

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