„Brandenburg ist Vorreiter bei Long-COVID-Behandlungen“
Genesen ist nicht immer gesund: Eine SARS-CoV-2-Infektion kann auch bei mildem Krankheitslauf oder unbemerkter Infektion längerfristige gesundheitliche Folgen haben. Ärzte sprechen dann vom „Post-COVID-Syndrom“ oder „Long-COVID“. Im Land Brandenburg bieten bereits elf Reha-Kliniken und ein ambulantes Rehazentrum spezielle Angebote für die Behandlung von Long-COVID an. Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher kündigte heute in Potsdam eine weitere Vernetzung der regionalen Reha-Angebote und umfangreiche Aufklärungsarbeit zum Post-COVID-Syndrom an.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) schätzt, dass rund zehn Prozent aller an Covid-19 Erkrankten unter Langzeitfolgen leiden. Diese können Wochen nach einer Infektion auftreten und noch Monate anhalten. Am häufigsten treten Lungenerkrankungen auf, aber auch Schlaganfälle, Nervenerkrankungen, Leberfunktionsstörungen und Nierenversagen sind möglich. Betroffene, die einen schweren Krankheitsverlauf erleiden, benötigen nach Abschluss der Krankenhausbehandlung eine längerdauernde Rehabilitation auf Grund weiter bestehender Beschwerden: Die Symptome reichen von einer raschen Ermüdung (Fatigue), vielfältigen kognitiven Störungen (zum Beispiel Vergesslichkeit), Schlafstörungen und Ängsten über Atembeschwerden, verminderter körperlicher Belastbarkeit bis hin zu neurologischen Symptomen wie Gleichgewichtsstörungen und periphere Nervenschmerzen. Sie können zu relevanten Einschränkungen im privaten und beruflichen Alltag der Betroffenen führen.
Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher: „Long-COVID ist der lange Weg zurück in ein normales Leben, bei dem wir die betroffenen Menschen bestmöglich begleiten wollen. Mit seinen speziellen Reha-Angeboten ist Brandenburg Vorreiter in diesem Bereich. Unser Ziel ist es jetzt, unter dem Dach ‚Reha-Land-Brandenburg‘ ein Netzwerk zu bilden, in dem Behandlungs- und Rehabilitationskonzepte gemeinsam weiterentwickelt werden. Wir wollen aufklären und die Angebote bekannter machen, denn oft wissen Betroffene gar nicht, dass sie Reha-Leistungen bei Post-COVID in Anspruch nehmen können.“
Dr. med. Annette Twietmeyer, Oberärztin Sana Rehabilitationsklinik Sommerfeld: „Für die Behandlung von Long-COVID ist eine breite Expertise nötig von Kardiologie und Pneumologie über Physio- und Ergotherapie bis zu Logopädie und Psychologie. Unser Haus gehörte zu den ersten, die mit der Behandlung von Langzeitfolgen einer Corona-Erkrankung begonnen haben, dennoch wissen wir heute, dass wir mit unseren Erkenntnissen erst am Anfang stehen. Austausch, Aufklärung und Zusammenarbeit sind unabdingbar im Kampf gegen die Folgen der Corona-Pandemie.“
Dr. med. Manuel Anhold, Chefarzt Evangelisches Zentrum für Altersmedizin Potsdam: „Corona hat uns in vielfältiger Weise an Grenzen gebracht. Patienten mit für uns neuem Krankheitsbild mussten mit hohem Personalaufwand versorgt werden, zeitgleich rückten relevante Versorgungsaufträge oft in den Hintergrund. Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben in dieser Zeit Großartiges geleistet, während sie sich selbst Gefährdungen ausgesetzt haben und mitunter selbst zu Risikogruppen gehörten. Long-COVID betrifft insbesondere auch Personen aus dem Bereich Health Care. Auch deshalb ist die weitere Erforschung und Behandlung von Long-COVID ein Baustein zum Erhalt der medizinischen Versorgung.“
Patientinnen und Patienten, die wegen einer COVID-Infektion im Krankenhaus behandelt werden, können im Rahmen einer Anschlussheilbehandlung oder einer medizinischen Rehabilitation in einer Rehaklinik weiterbehandelt werden. Für die Betroffenen, die unter einem Post-COVID-Syndrom oder einem Long-COVID-Syndrom leiden, werden Rehabilitationsmaßnahmen in Form eines Heilverfahrens angeboten. Die Rehabilitanden erhalten einen individuell auf sie abgestimmten Behandlungsplan. Neben ärztlichen und pflegerischen Maßnahmen werden symptomabhängig Behandlungen aus den Bereichen Physiotherapie, Sporttherapie, Ergotherapie, Psychologie (zum Beispiel Gedächtnis- und Konzentrationstraining), eventuell auch Logopädie oder Musiktherapie angewendet. Ziel ist es, durch einen individuellen Rehabilitationsplan die vorhandenen Einschränkungen zu mindern und die Betroffenen bei der Krankheitsverarbeitung zu unterstützen.