Jugendliche übernahmen das Schloss Bellevue
Am 06. und 07. Oktober fand das „Takeover Bellevue“ statt. Bei der Veranstaltung im Schloss Bellevue übernahmen 150 Jugendliche bzw. junge Erwachsene aus ganz Deutschland den Amtssitz des Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier. Ziel des Ganzen war es, Themen, die junge Menschen bewegen, in die Öffentlichkeit und Politik zu tragen.
Die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung hatte im Juli 50 junge Politikinteressierte zu einem Vorbereitungstreffen, die sogenannte Kerngruppe, eingeladen. Diese Kerngruppe sollte die beiden Tage im Schloss Bellevue gestalten. Zu den „eigentlichen“ Tagen am 06. und 07. Oktober wurden weitere 100 Jugendliche und junge Erwachsene eingeladen, die sich online bewerben konnten. An den Vorbereitungstreffen, die ausschließlich per Videokonferenz stattfanden, sollten sich die jungen Teilnehmenden Themen überlegen, die sie auf den Herzen hatten: Jugendpartizipation, Chancengleichheit, Inklusion, Klimawandel, Europa, Gesundheit, Solidarität und digitale Bildung. Alle Workshops sollten in den zwei Tagen die Themen künstlerisch aufbereiten und am Ende in einer Präsentation vorstellen.
Workshop drei im Detail
Ich bin Grafiker der Berliner Behindertenzeitung und war in der Kerngruppe. Zusammen mit vier weiteren Leuten habe ich den Workshop „IncluCulture – Jugend und Inklusion gemeinsam denken“ vorbereitet. Anfangs war es die Idee der Kerngruppe im Workshop drei aufzuzeigen, wie inklusiv beziehungsweise uninklusiv die Kultur ist. Wie zum Beispiel Jugend- oder Begegnungszentren.
Als sich die Kerngruppe und die anderen Bewerber*innen kurz kennengelernt hatten, gab es ein kurzes Brainstorming, was Inklusion bedeutet und wo es gelebt wird oder es zweifelsfrei gelebt werden sollte. Nach der Ideensammlung stellte die Gruppe zusammen fest, dass die Veranstaltung, obwohl es bereits ein breites Personenspektrum war, überhaupt nicht inklusiv war. Dabei handelte es sich nicht nur um die Inklusion von Menschen mit Behinderungen, sondern auch alle, die aufgrund ihrer Herkunft oder ihres Bildungsgrades diskriminiert werden.
„Das ist auf dieser Veranstaltung schon nicht gegeben. Wie sollen die Menschen die Inklusion erst im Alltag umsetzen?“, fragten sich die Teilnehmenden des Workshops. Deshalb entschied sich die Gruppe bei der Präsentation ihrer Ergebnisse für ein Spiel mit dem Bundespräsidenten, seiner Frau, Elke Büdenbender und den Teilnehmenden aus den anderen Workshops zu spielen. Das ausgedachte Spiel beinhaltete Fragen zu dem das Publikum sich erheben oder Handzeichen geben musste, wenn die Frage auf die Menschen zutraf.
Gesagt – getan
Bei der Präsentation stellte sich der Workshop auf die Bühne im Garten des Schlosses Bellevue und fragte in die große Runde: „Wer von Euch studiert oder hat studiert?“. Die Mehrheit der Anwesenden standen auf. Die Bühnenmoderatoren und Moderatorinnen setzen direkt mit einem Fazit an: „Wir sehen, dass die hier Anwesenden in der Mehrheit einen Hochschulabschluss hat. Wir dürfen die Menschen mit einem niedrigen Schulabschluss nicht vergessen“.
Darauf folgte die nächste Frage. „Wer von Euch hat eine Behinderung?“. Nur ein geringer Teil stand auf oder gab Handzeichen. Die Schlussfolgerung daraus: „Wir sehen, hier bei der Veranstaltung ist leider nur ein kleiner Teil von Menschen mit Behinderungen. Wir dürfen Menschen mit Behinderungen nicht vergessen“.
Es folgten noch Fragen, welche Personen aufgrund ihrer Herkunft oder ihrer sexuellen Orientierung diskriminiert werden. Auch dort standen viele Personen auf. Am Ende der Präsentation stellte der komplette Workshop ein abschließendes Fazit auf: Wir sehen, dass, obwohl es eine große Auswahl seitens der Veranstaltenden gibt, immer noch kein ausgewogenes Personenspektrum vertreten war. Der Kampf für Inklusion geht auch nach dieser Veranstaltung weiter“.
Mit Applaus, weiteren interessanten Präsentationen, einem bunten Abendprogramm mit guter Musik und tollen Gesprächen gingen zwei spannende Tage zu Ende.