Mitgliederversammlung 2022 des Paritätischen Berlin
Eine Mitgliederversammlung ist der Ort für den Geschäftsbericht, für die Aussprache mit den Mitgliedern und für die Entlastung des Vorstands. Die Mitgliederversammlung des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes Berlin am 30. November in Kreuzberg enthielt diese Punkte. Doch für viele Mitgliedsorganisationen stand ein anderer Aspekt dieses Mal ganz weit oben auf der Tagesordnung: die persönliche Begegnung.
Etwa 200 Vertreterinnen und Vertreter der 814 Mitgliedsorganisationen haben sich in den Räumen des Tagungswerks Jerusalemkirche versammelt. Etwa 30 weitere Mitglieder nahmen digital an der hybriden Veranstaltung teil. Damit hatte sich der übergroße Teil der Teilnehmenden für die persönliche Begegnung entschieden. Gemeinsam schauten sie mit der Geschäftsführung, dem Vorstand und dem Beirat zurück auf eine herausfordernde Zeit, in der auch der persönliche Austausch nicht wie gewohnt stattfinden konnte.
„Krisen meistern“
Als eine „Dauerkrise als Normalzustand“ bezeichnete der Vorstandsvorsitzende des Paritätischen Berlin, Stefan Dominik Peter, die zurückliegende Zeit. Von Corona-Pandemie über den Auswirkungen des Ukrainekrieges bis hin zur Energiekrise hatten und haben die Mitgliedsorganisationen schwierige Situationen zu bestehen. „Aber eines haben wir in Berlin gelernt:
Krisen meistern, das können unsere Mitgliedsorganisationen“, sagte der Vorstandsvorsitzende.
Dr. Ulrich Schneider, Geschäftsführer des Paritätischen Gesamtverbands, nutzte die Mitgliederversammlung, um ein stärkere Unterstützung fürs Soziale durch die Politik einzufordern: „Wir werden über den Winter und das Frühjahr kommen. Aber wir sind so müde, immer wieder zu erklären, dass wir kein Add-on sind, sondern wichtige soziale Infrastruktur“. Die Mitglieder, die die wichtige Arbeit für die Menschen leisten, hätten die „volle Wucht“ der Krisen abbekommen und müssten nun teilweise selbst gerettet werden. Der Paritätische Gesamtverband und auch der Landesverband Berlin kämpfen unablässig dafür, dass die Träger der sozialen Infrastruktur nicht vergessen werden, etwa bei der Gas- oder Strompreisbremse.
Den Geschäftsbericht für 2021/22 stellte die Geschäftsführerin, Frau Dr. Gabriele Schlimper, vor. Dabei skizzierte die Geschäftsführerin ein Jahr mit teilweise guten Verhandlungsergebnissen im Bereich der Entgelte, aber auch ein Jahr, in dem viele Probleme ungelöst geblieben sind oder die Ausgestaltung durch die Politik noch zu unkonkret war. So brauche es zum Beispiel dringend Fachkräfte,
Katastrophenpläne für Berlin sowie das Zusammendenken von Umwelt- und Sozialpolitik. Ganz aktuell müsse die im Roten Rathaus unterzeichnete Charta der Wärme umgesetzt werden. „Die Idee ist gut. Wir machen da mit, denn nichts ist schlimmer als Einsamkeit, Isolation und soziale Kälte“, sagte Dr. Schlimper. Jetzt müsse aus der Charta der Wärme aber etwas Lebendiges gemacht werden, auch durch eine gute Verteilung der zugesagte Mittel durch das Land Berlin.
Förderung der Mitgliedsorganisationen
Die wirtschaftliche Lage des Verbandes, so Dr. Schlimper, ist gut. Das belegte auch der vorgestellte Geschäftsbericht. „Wir können in diesem Jahr aus unseren Einnahmen eine Million Euro für die Förderung unserer Mitgliedsorganisationen zur Verfügung stellen“, sagte die Geschäftsführerin. Neben dem Resümee der zurückliegenden Zeit wurde auch in die Zukunft und über den Tellerrand geschaut. Der Landesverband hatte sich dafür Rabbiner Yehuda Teichtal vom Jüdischen Bildungszentrum Chabad Lubawitsch eingeladen. In seinem lebendigen und Mut machenden Vortrag unterstrich er in vielen kleinen Geschichten die Wichtigkeit, gerade in schwierigen Zeiten zusammen zu stehen, sich um Bedürftige zu kümmern und sich auch aufkommendem Antisemitismus gemeinsam entgegen zu stellen.
„Das Unterhalten in der Pause, das ist das Wichtigste – vor allem bei der ersten Vorortsitzung seit 2019“, brachte es Margit Hankewitz vor der Bekanntgabe der Ergebnisse der Beiratswahl auf den Punkt. Dass dieser Austausch unersetzbar ist, wurde nach zwei rein digitalen Mitgliederversammlungen am 30. November allen Beteiligten nochmals deutlich. Ob während des offiziellen Teils oder bei den vielen Gesprächen im Foyer danach: Die persönliche Begegnung war das Wichtigste an dieser Mitgliederversammlung. Bei der Mitgliederversammlung wurde das Ergebnis der Briefwahl bekanntgegeben. Demnach werden folgende Personen in den nächsten vier Jahren den Beirat verstärken: Ria Schneider, Dr. Martin Kaufmann, Aliye Stracke-Gönül, Bilgin Lutzke.
Anmerkung: Dieser Beitrag ist ein Nachdruck von Der Paritätische Berlin.