Sven Przibilla ist verstorben

Völlig überraschend ist Sven Przibilla von uns gegangen. Viele Leser der BBZ kannten ihn als den Autor unserer Rubrik „Berlin Flaneur“. 

Auf seine eigene humorvolle Art grub er jeden Monat neue Geschichtchen, Anekdoten und zeitgenössische Zusammenhänge über Berlin heraus und verpackte diese in wunderbar humorvolle Artikel. Er nahm die Leser mit auf eine Reise durch die Stadtgeschichte und zeigte auf, wie wunderschön Berlin sein kann. Aber er blickte auch dorthin, wo Berlin hässlich ist oder es einmal war. Eigentlich war er eine Art von Stadtschreiber, aber eben immer mit einem schmunzelnden Augenzwinkern.

Ich habe Sven 2009  kennengelernt, als ich bei der Berliner Behindertenzeitung mich erstmalig ehrenamtlich engagierte. Damals freute es mich, ihn als Autor für die Berliner Behindertenzeitung gewinnen zu können. Mit der Zeit entwickelte er seinen ganz eigenen Stil und wuchs allmählich  in die Rolle des Berlin Flaneurs hinein. Bildlich wurde der Berlin Flaneur von seinem damaligen Lebensgefährten Angelo Favia in ein Logo zusammengefasst: Einen Mann im Frack, mit Zylinder und Spazierstock. Wir nutzen dieses wunderbare Logo bis heute.

Für Sven, selbst nicht behindert, war es von Anfang an wichtig, sich für Inklusion einzusetzen. Es war für ihn quasi eine Selbstverständlichkeit. Genauso wie es für ihn selbstverständlich war, eine gute Tasse Kaffee zu trinken und dazu ein Zigarettchen zu qualmen. Gerne verbanden wir dies mit unserer ehrenamtlichen Arbeit – vor oder nach einer Redaktionssitzung.

Überhaupt war das Engagement von Sven sehr beachtlich. Seit vielen Jahren moderierte er mit viel Leidenschaft und Herzblut die Radiosendung „Voll Normal“, die bei Alex Berlin ein Mal die Woche ausgestrahlt wird. Eine Radiosendung, die von Sigurd Seifert ins Leben gerufen wurde. Zuletzt hatte Sigurd die Verantwortung für die Sendung komplett an Sven übergeben. Seine Themen der Sendung waren kunterbunt. Doch jedes behindertenpolitische Thema, was wir an ihn herangetragen haben, fand bei ihm Eingang in die Sendung.

Ich habe mit Sven viel, sehr viel gelacht. Er war ein äußerst humorvoller Zeitgenosse. Wir konnten beide auch wunderbar über uns selbst Späße machen und über uns selbst herzhaft lachen. Dieser Pfundskerl wird uns bei der Zeitung mächtig fehlen.

Doch wir wollen den Berlin Flaneur nicht einfach einstellen. Wir lassen den Flaneur weiterhin durch die Stadt schlendern. Seine Texte sind archiviert und dieses Archiv werden wir für die Leser öffnen und damit Sven gedenken und Danke sagen. Seine Texte von einst, sind auch heute noch aktuell. Ich bin mir sicher, Sven würde sich darüber sehr freuen.

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