Hilfe im Alltag mit Doppeldiagnosen

Wir stellen In der neuen BBZ-Serie Angebote und Selbsthilfegruppen in Berlin vor. Wir möchten damit Informationen und Chancen von Selbsthilfegruppen verbreiten, außerdem zu Gruppengründungen animieren sowie Vorurteile abbauen. Diese Serie richtet sich an bereits Aktive und Interessierte der Selbsthilfe.

Als ich bei Sekis in der Selbsthilfe-Datenbank nach einer Selbsthilfegruppe für diesen Artikel geschaut habe, ist mir die Gruppe für Menschen mit Doppeldiagnosen aufgefallen. Zunächst habe ich an Körper- mit einer Lernbehinderung gedacht. Dem ist natürlich nicht so. Umso mehr habe ich mich gefreut, dass Jason von der Selbsthilfegruppe „Dodia“ zu einem Interview zugesagt
hat.

BBZ: Lieber Jason, danke für das Interview. Was ist die „Dodia“ für eine Selbsthilfegruppe und hat sie eine bestimmte Zielgruppe?

Jason: Unsere Gruppe ist für Menschen mit Doppeldiagnosen, das heißt Sucht und eine andere psychische Krankheit.

BBZ: Okay, was sind beispielsweise andere psychische Krankheiten?

Jason: Das können sowohl Psychosen, Ängste, Depressionen als auch Persönlichkeitsstörungen und Manien sein. Der Konsum von Substanzen muss dazu gehören.

BBZ: Gibt es in der Selbsthilfegruppe nur Gesprächsrunden oder auch mal Aktivitäten?

Jason: Wir führen nur Gespräche, aber einige Mitglieder treffen sich auch privat.

BBZ: Gibt es ein Treffen, dass gut in Erinnerung geblieben ist?

Jason: Die Runde ist jedes Mal anders. Manchmal verlieren einige von uns Tränen und die Taschentücher werden herumgereicht. Manchmal geht es allen blendend und es wird viel gelacht. 

Teilweise haben Leute viele Sorgen in der vergangenen Woche gehabt, in anderen Wochen kaum. Was in den Treffen jedoch gleich bleibt, ist das gegen-seitige zuhören, austauschen und unterstützen.

BBZ: Wozu wurde die Selbsthilfegruppe gegründet?

Jason: Gegründet wurde die Gruppe, weil das Angebot für Menschen mit Doppeldiagnosen nicht ausreichend war. Klassische Suchtgruppen sind nicht unbedingt für Doppeldiagnosen geeignet, da beide Krankheiten sich bedingen und der Fokus in einer Suchtgruppe nur die Sucht ist. Zudem lehnen einige Teilnehmende von Suchtgruppen die Medikamente ab, die jeder von uns in unserer Gruppe nehmen muss.

Ich bin selbst betroffen und die Gruppe tut mir persönlich sehr gut. Außerdem möchte ich die Selbsthilfe für andere anbieten und ermöglichen. Ich bekomme häufig Feedback, vor allem von neuen Mitgliedern, dass die Gruppe viel besser auf sie zugeschnitten sei. Einige von den neuen Mitgliedern haben andere Gruppenerfahrungen gemacht und waren von denen nicht
beeindruckt.

BBZ: Sind Selbsthilfegruppen eine Chance?

Jason: Auf jeden Fall sehe ich Chancen. Wir unterstützen uns gegenseitig zum Beispiel im Alltag und bei sucht- oder krankheitsbedingten Themen. Insbesondere unterstützen wir uns in der Abstinenz. Unsere Mitglieder haben dieChance länger nüchtern zu bleiben, aber auch bei Rückfällen Unterstützung zu erhalten. Und somit besteht die
Chance mit der anderen psychischen Krankheit besser klar zu kommen.

BBZ: Wie viele regelmäßig teilnehmende Personen gibt es?

Jason: Die Gruppe gibt es seit 2006. Generell sind acht bis zehn Personen anwesend. Wir haben einige, die regelmäßig und vereinzelte, die ab und zu erscheinen.

BBZ: Wie lange dauert jeweils ein Treffen und gibt es regelmäßige Termine, wie bestimme Tage und Zeiten?

Jason: Die Treffen finden einmal die Woche zu einem festen Zeitpunkt statt. Sie dauern in der Regel 1,5 Stunden. Wenn viel oder wenig los ist, dann verlängern oder verkürzen wir das Treffen auch.

BBZ: Ist die Selbsthilfegruppe offen für neue Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Wie können neue Interessenten die Gruppe kontaktieren?

Jason: Die Gruppe ist offen, aber für die Teilnahme ist eine Doppeldiagnose zwingend notwendig. Interessenten können sich über die Website informieren: www.shg-dodia.de

BBZ: Jason, herzlichen Dank für die Infos und weiterhin viel Erfolg.

Von: