Senatorin Franziska Giffey über die kreative Stadt
In dieser Serie fragt Jasper Dombrowski von der BBZ-Redaktion Menschen aus Berlin zu ihrer Stadt. Was läuft gut, was schlecht in Berlin und welche Wünsche gibt es.
Franziska Giffey ist eine Politikerin von der SPD. Sie war Bezirksbürgermeisterin von Berlin-Neukölln und im Anschluss Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Franziska Giffey war vom Dezember 2021 bis April 2023 Regierende Bürgermeisterin von Berlin. Aktuell ist sie Senatorin für Wirtschaft, Energie und Betriebe sowie stellvertretende Bürgermeisterin von Berlin.
BBZ: Wo ist Ihr Lieblingsplatz in Berlin und warum?
Franziska Giffey: An Berlin ist einzigartig, dass überall etwas los ist und die Stadt zeitgleich mit ihren vielen Parks und Plätzen sehr grün ist und Erholung bietet. Besonders im Sommer bin ich gern im Britzer Garten im südlichen Neukölln. Der ist eine echte Oase mit Wasser und tollen Pflanzen – und zeigt, wie schön auch dieser Bezirk ist. Immer eine Anfahrt wert ist natürlich auch der Wannsee mit seinen schönen Ausflugslokalen.
BBZ: Was ist cool in Berlin?
Franziska Giffey: Berlin ist die Stadt der Freiheit und Vielfalt, die Menschen aus der ganzen Welt anzieht. In dem neuen Europamonitor-Ranking liegt Berlin im internationalen Vergleich auf Platz 6 – vor New York, Barcelona und London. Jede und jeder kann nach seiner und ihrer Vorstellung glücklich werden und den für sich passenden Lebensentwurf finden.
Wenn ich in der Stadt unterwegs bin, fällt mir immer wieder auf, wie individuell und kreativ die Menschen hier sind. Das zeigt Selbstbewusstsein und Mut für Neues. Beides überträgt sich auch in unsere Wirtschaft, die Menschen sind offen für Innovationen und neue Ideen. Das spiegelt sich positiv in vielen Bereichen wie in der Mode- und Kreativwirtschaft, der Veranstaltungsbranche oder in unserem innovativen und starken Start up-Ökosystem wider.
BBZ: Was ist schlecht in Berlin?
Franziska Giffey: Ich arbeite lieber daran, was man besser machen kann. So ist mir zum Beispiel ein sauberes Berlin wichtig, denn damit steigern wir die Lebensqualität für alle Menschen. Wir haben nach wie vor ein Sauberkeitsproblem in unserer Stadt. Da kann und muss jede Berlinerin und jeder Berliner mitmachen, aber auch wir als Landesregierung können viel für die Müllvermeidung und den besseren Einsatz von Ressourcen tun.
Als Senatorin für Wirtschaft, Energie und Betriebe bin ich auch Aufsichtsratsvorsitzende der BSR, der Berliner Stadtreinigung. Es ist uns zum Beispiel gelungen, dass die BSR seit diesem Jahr 135 Spielplätze in ganz Berlin reinigt, damit die auch für unsere Kleinsten und ihre Familien schön und sauber sind.
BBZ: Wenn ich Regierende Bürgermeisterin von Berlin wäre und Geld hätte, würde ich …?
Franziska Giffey: Ich wollte ja ursprünglich Lehrerin werden. Mein Herzensanliegen war es schon immer, dass alle Kinder die beste Bildung erhalten und unabhängig von ihrer Herkunft ihre Chancen nutzen können. Vieles davon haben wir schon erreicht wie die gebührenfreie Bildung von der Kita bis zum Hochschulabschluss. Trotzdem sehen wir, dass noch immer mehr junge Menschen in Steglitz-Zehlendorf Abitur machen als in Neukölln. Das ist eine immerwährende Aufgabe, die wir mit unterschiedlichen Maßnahmen angehen müssen, zum Beispiel mit mehr Sprachförderung und Begleitung, damit wirklich jedes Kind die gleichen Chancen hat.
Außerdem ist mir der Bereich Ausbildung sehr wichtig. Als Wirtschaftssenatorin weiß ich um den großen Bedarf an Fachkräften in unseren Unternehmen. Sie sind der Schlüssel für Wohlstand und anhaltendem Wirtschaftswachstum. Deshalb hat der Berliner Senat das Bündnis für Ausbildung gestartet. Damit wollen wir 2.000 zusätzliche betriebliche Ausbildungsplätze bis 2025 erreichen.
BBZ: Was bewegt Sie gerade besonders?
Franziska Giffey: Mich bewegt sehr, dass der Ton in unserer Gesellschaft rauer geworden ist. Statt einem mehr an Respekt, Solidarität und Verständnis für ein gutes Miteinander haben wir ein mehr an Beleidigungen, Ausgrenzungen bis hin zu offenem Hass. Und das überall. Im Klassenzimmer, auf der Straße, im alltäglichen Leben und auch besonders in den sozialen Netzwerken. Menschen, die sich ehrenamtlich engagieren und so für eine starke Demokratie einsetzen, sind zunehmend vermeintlich gerechtfertigten und hinzunehmenden Angriffen ausgesetzt. Diese Angriffe müssen konsequent geahndet werden, denn es kann nicht sein, dass sich Menschen aus Angst weniger engagieren.