Bündnis fordert wohnungspolitischen Kurswechsel

BBZ/PM Mit der am 16. März neu gegründeten „Sozialen Plattform Wohnen – Für eine menschenorientierte Wohnungspolitik“ wollen sich acht Wohlfahrts-, Sozial- und Fachverbände für Menschen engagieren, die auf dem derzeitigen Wohnungsmarkt kaum Chancen haben. 

Die Mitzeichner der Plattform sehen mit Sorge, dass besonders in den Ballungsgebieten kaum noch bezahlbarer Wohnraum vorhanden ist. Am stärksten von Wohnungsnot betroffen sind Menschen ohne Arbeit, mit einer Behinderung oder Krankheit, in einem bestimmten Alter,  mit Schulden oder Alleinerziehende. Den Stimmen dieser Menschen möchte die Soziale Plattform Wohnen Gehör verschaffen.Die Initiatoren fordern von den Verantwortlichen in Politik und Wirtschaft stärkere Investitionen der Öffentlichen Hand für bezahlbaren Wohnraum, die Stärkung nicht-profitorientierten Bauens, Schutz vor Verdrängung besonders gefährdeter Menschen und die Förderung von barrierefreiem und inklusivem Wohnen.
Ulrich Schneider, Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Gesamtverbandes, erklärte dazu: „Wir Sozialverbände müssen uns laut und deutlich in die wohnungspolitische Debatte einmischen. Wohnen ist ein Menschenrecht und keine Ware. Die Realität sieht leider anders aus, besonders für Ärmere, Ältere und Kranke. Ihre Interessen müssen wir auch auf dem Wohnungsmarkt vertreten. Deswegen haben wir die Soziale Plattform Wohnen ins Leben gerufen“. 

„Als Verband kommen wir an unsere Grenzen“, erklärt Verena Bentele, Präsidentin des Sozialverbandes VdK über die Motivation, an der Plattform mitzuwirken. „Alle Erfolge, die wir für unsere mehr als zwei Millionen Mitglieder errungen haben, wie die Grundrente oder höhere Rentenansprüche, werden wieder aufgefressen durch rasant steigende Mieten und zu wenig barrierefreien Wohnraum. Wir brauchen eine Wende in der Wohnungspolitik“. Heinz Hilgers, Präsident des Deutschen Kinderschutzbundes, ergänzt: „Die Mietenexplosion trifft Familien mit geringem Einkommen besonders hart. Weder die Löhne noch andere familienbezogene Leistungen halten mit dem Mietenanstieg Schritt. Da bleibt kaum Geld  für Kleidung, Zoobesuche und Bildung. In vielen Gegenden fehlen auch kindgerechte Angebote wie Spielplätze. Wir brauchen mehr bezahlbaren Wohnraum für Familien“. Die Soziale Plattform Wohnen veröffentlicht zu ihrem Auftakt die Broschüre „Menschen im Schatten des Wohnungsmarktes“, in dem neben den Forderungen der Plattform auch sechs spannende Reportagen von Menschen zu finden sind, die es auf dem Wohnungsmarkt schwer hatten bzw. haben. In der Broschüre gibt es beispielsweise den Beitrag „Eine Treppe zu viel – Wohnraumversorgung von Menschen mit Behinderung“. In diesem Beitrag wird dem Leser Einblick in das Leben und die Probleme des Rollstuhlfahrers Marco Reschat (35 Jahre) gewährt, der in Kiel wohnt. Eines wird in dem Artikel zudem klar: der Mangel an barrierefreien und bezahlbaren Wohnraum ist ein gesamtdeutsches Problem. Anders ausgedrückt: Kiel ist überall. Die Broschüre auf der Internetseite „www.wohnen.paritaet.org“ heruntergeladen werden.

Einsatz der Verbände

Der Sozialen Plattform Wohnen gehören der Paritätische Gesamtverband, der Sozialverband VdK, der Deutsche Kinderschutzbund Bundesverband e.V., die Internationale Gesellschaft für erzieherische Hilfen e.V., die Volkssolidarität Bundesverband e.V., der Verband alleinerziehender Mütter und Väter e.V., die Deutsche Gesellschaft für Soziale Psychiatrie e.V. und  der Sozialverband SoVD e.V. an. 

Wohnen ist ein existenzielles Grundbedürfnis eines jeden Menschen. Doch in städtischen und ländlichen Regionen mangelt es zunehmend an bezahlbarem und würdigem Wohnraum. Für große Teile der Bevölkerung stellt die Versorgung mit geeignetem Wohnraum eine erhebliche Herausforderung dar, insbesondere für Menschen in besonderen Lebenslagen, wie Menschen mit Behinderung, Geflüchtete, wohnungslose Menschen, Rentnerinnen und Rentner oder Menschen in Armut.

Folgen dieser Entwicklung können erhebliche Einschränkungen in der Lebensqualität, die Beeinträchtigung von Teilhabechancen und Verdrängung sein. Die Situation auf dem Wohnungsmarkt hat weitreichende Auswirkungen auf die sozialen Träger, wie Einrichtungen in der Eingliederungshilfe oder Frauenhäuser, indem sie Menschen mit Betreuungsbedarf abweisen müssen oder ihnen der Wohnraum gekündigt wird. Der Paritätische Gesamtverband setzt sich für eine soziale Wohnungspolitik ein, die gutes Wohnen für alle schafft.

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