Aktiv, kompetent, selbstbestimmt und engagiert – kurz akse

Im Rahmen unserer Serie stellen wir diesmal akse vor, ein Verein mit Sitz im Wedding. Das Interview führte Martin Schultz mit Jenny Bießmann von akse e. V.

Schultz: Euer Verein trägt den Namen akse (aktiv und selbstbestimmt). Seid ihr ein Selbsthilfeverein?

Bießmann: aktiv und selbstbestimmt e.V. ist ein am 15.09.2016 gegründeter gemeinnütziger Verein in Berlin Wedding, welcher sich der Selbstvertretung von Menschen mit Behinderung zuordnet. Wir beraten deutschlandweit unabhängig und kostenlos zum Persönlichen Budget und weiteren behinderungsspezifischen Themen nach der Methode des Peer Counseling. Peer Counseling orientiert sich im Sinne des Empowerments und der Emanzipation an den Bedürfnissen und Erfordernissen der jeweiligen Ratsuchenden. Peer Counseling hat sich aus der Selbstbestimmt-Leben-Bewegung heraus entwickelt.

Wir sind ein Zentrum für Selbstbestimmtes Leben, unser Dachverband ist die Interessenvertretung Selbstbestimmt Leben e.V. (ISL e.V.). Politische Arbeit, sowie Beratung und Unterstützung von Menschen mit Behinderung sehen wir als unser Aufgabenprofil. 

Schultz: Wie kam es zur Gründung und wie hat sich der Verein seitdem entwickelt?

Bießmann: Der Kampf um ein gutes Bundesteilhabegesetz hat uns zusammengebracht und aufgezeigt das wir gemeinsam in der Behindertenpolitik mitmischen wollen und können. Wir sind ein bunter Haufen von jungen und junggebliebenen Menschen mit unterschiedlichen Behinderungen, welche ein Studium im sozialen, technischen oder kommunikativen Bereich abgeschlossen haben. Da wir alle Menschen mit unterschiedlichen Behinderungen sind, möchten wir auch anderen Menschen mit Behinderung ein selbstbestimmtes Leben ermöglichen, dies machen wir u.a. mit unserem Fachwissen rund um das Sozialgesetzbuch und durch unsere eigenen Erfahrungen mit Behörden.

Schultz: Was bedeutet Selbstvertretung für Dich persönlich?

Bießmann: Für mich bedeutet Selbstvertretung, dass Menschen mit Behinderung am politischen Geschehen partizipieren können. Des Weiteren bedeutet es für mich, dass ich als Mensch mit Behinderung, für meine Interessen eintreten kann im Sinne der UN-Behindertenrechtskonvention. Auch ein ganz wichtiger Aspekt ist, dass ich als Mensch mit Behinderung als Expertin in eigener Sache angesehen werde und frei wählen kann, wo und wie ich leben möchte.

Schultz: Welche Bedeutung hat die EUTB für euch?

Bießmann: Seit Januar 2018 haben wir das Bundesprojekt der Ergänzenden unabhängigen Teilhabeberatung kurz EUTB®, welches vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales gefördert wird. Mit diesem Projekt haben wir die Möglichkeit, Menschen mit Behinderung und/ oder deren Angehörige umfassend zum Thema Teilhabe zu beraten und sie zu unterstützen, Wege in die Selbstbestimmung zu gehen. Jetzt können wir Berater*innen mit Behinderung auf dem ersten Arbeitsmarkt beschäftigen und wir haben etwas finanzielle Sicherheit und müssen nicht jährlich neue Projekte beantragen. 

Schultz: Wie gestaltet ihr die Zusammenarbeit mit Kellerkinder e.V. und wie kam es dazu?

Bießmann: Der Verein Kellerkinder e.V. unterstützt unsere Ergänzende unabhängige Teilhabeberatung/EUTB® mit einem eigenständigen ehrenamtlichen Angebot. Die langjährigen Erfahrungen von den Kellerkindern liegen überwiegend bei der Peer-Beratung von Menschen mit seelischen/ psychischen Hindernissen. Ein eigenes EUTB® Angebot wollte der Kellerkinder e V. nicht anbieten, da es für Menschen mit seelischen Hindernissen nicht so einfach ist Vollzeitbeschäftigung kontinuierlich nachzugehen. Deshalb haben wir uns entschieden gemeinsam dieses Projekt anzugehen. Wir tauschen uns regelmäßig aus und lernen dadurch viel voneinander. Auch machen wir oft gemeinsame Beratungen, wenn Menschen mit Behinderung dies wünschen.

Schultz: Danke für das Gespräch.

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