Erfahrungsaustausch: Behindertenverbände aus 12 Staaten trafen sich

Rund 5.000 Kilometer legten Ilja Seifert, seine Assistenten Franziska und Jörn sowie ich von Berlin über Istanbul nach Taschkent mit dem Flugzeug zurück, um vom 7. bis 9. November an der internationalen Konferenz des Behindertenverbandes Usbekistans teilnehmen zu können.

Im Mittelpunkt stand der Erfahrungsaustausch zur Umsetzung von Artikel 27 (Arbeit und Beschäftigung) der UN-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK). Am dritten Tag ging es in eine der ältesten Städte der Welt, nach Samarkand. Auch wenn extra für die Konferenzteilnehmer eine Rampe auf dem zentralen Platz der Stadt errichtet wurde sahen wir, dass noch viel zu tun ist, um Menschen mit Mobilitätseinschränkungen die Sehenswürdigkeiten zugänglich zu machen. An der Konferenz, die von der UNO finanziell unterstützt wurde, nahmen Vertreter von Behindertenorganisationen sowie aus Politik und Verwaltungen aus Usbekistan, aus zehn weiteren Staaten der ehemaligen Sowjetunion, von der UNO und der OSZE teil. Im Mittelpunkt des Vortrages vom Ehrenvorsitzenden des ABiD, Ilja Seifert, stand das Empowerment, also Strategien und Maßnahmen für mehr Selbstbestimmung und Selbstvertretung von Menschen mit Behinderungen. Ich berichtete über die Erfahrungen und Probleme von Menschen mit Behinderungen auf dem Arbeitsmarkt in Deutschland.

Die Zusammenarbeit des ABiD mit den im IVB (Internationaler Verband der Behindertenorganisationen der postsowjetischen Staaten) zusammengeschlossenen Organisationen ist einmalig in der deutschen Behindertenbewegung als auch innerhalb der Zivilgesellschaft, sowohl hinsichtlich der Kontinuität als auch des Umfanges der Zusammenarbeit. Sie hat sich durch verschiedene Aktivitäten in den vergangenen 12 Jahren schrittweise entwickelt, seit dem Jahr 2014 auf Grundlage einer Kooperationsvereinbarung. Dabei hat der ABiD durch seine Mitwirkung im Deutschen Behindertenrat sowie im Europäischen Behindertenforum (EDF – der Zusammenschluss der Behindertenverbände der EU-Staaten) eine Brückenfunktion zwischen den Behindertenorganisationen der EU und Osteuropas eingenommen. Der Erfahrungsaustausch zur Ratifizierung, Umsetzung und zum Monitoring der UN-BRK findet seit mehreren Jahren mit wechselnden Schwerpunkten an wechselnden Orten statt. Der ABiD war bereits drei Mal Gastgeber (während der Reha Care in Düsseldorf sowie zwei Mal in Berlin). Die letzten Konferenzen fanden 2015 in Georgien, 2017 in Tadschikistan sowie unlängst in Usbekistan statt.

Am 29. und 30. März 2019 wird der ABiD eine Internationale Behindertenkonferenz „Teilhabe an Kultur, Sport und Tourismus – Leben ohne Barrieren“ in Berlin ausrichten. Dazu werden Vertreter von Behindertenverbänden aus Aserbaidschan, Armenien, Belarus, Georgien, Kasachstan, Kirgisistan, Moldova, Russland, Tadschikistan, Turkmenistan, Ukraine und Usbekistan sowie aus Deutschland Vertreter*innen von Behindertenorganisationen, aus Zivilgesellschaft, Politik und Verwaltung eingeladen. Im Mittelpunkt steht die Umsetzung des entsprechenden Artikels 30 der BRK. Die Konferenz wird vom Auswärtigen Amt mittels eines Projektes aus dem Programm „Ausbau der Zusammenarbeit mit der Zivilgesellschaft in den Ländern der Östlichen Partnerschaft und Russland 2018“ unterstützt. Da die BRK in Deutschland seit dem 26. März 2009 innerstaatliches Recht ist, steht diese Konferenz auch ganz im Zeichen des 10. Jahrestages dieses für die Behindertenbewegung wichtigen Meilensteins und bietet eine hervorragende Möglichkeit, am Beispiel des Artikel 30 die Erfahrungen aus Deutschland bei der Umsetzung der BRK zu präsentieren.

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