Der Start in der Selbsthilfe ist nicht immer einfach

Gruppenneugründungen werden bei Bedarf von den Selbsthilfekontaktstellen unterstützt, aber auch die Aufnahme in bestehende Gruppen gelingt aus unterschiedlichen Gründen nicht immer reibungslos. Manche Selbsthilfegruppen (SHG) nehmen auch (zeitweise) keine Neuen auf. 

In den Selbsthilfekontaktstellen sind Anfragen zu Gruppen, Angst, Depression und Sucht besonders häufig und nichts ist schlimmer, als Interessierte auf eine Warteliste setzen zu müssen. In der Kontakt- und Informationsstelle für Selbsthilfe Pankow (Kurzform KIS Pankow) hat man sich daher 2015 zusammen mit Mitgliedern aus den Gruppen zum Thema Depression und Angst etwas überlegt und den Offenen Treff (OT) initiiert. Einmal pro Woche trifft sich der Offenen Treff, moderiert von mindestens zwei Selbsthilfeerfahrenen, und steht für alle Interessenten offen. Jede(r) kann kommen, egal wie oft, um die Selbsthilfe kennenzulernen. Natürlich wird nach Möglichkeit in feste Selbsthilfegruppen vermittelt, aber viele nutzen den Offenen Treff quasi als ihre Gruppe. Die Gastgebenden, die „alten Hasen“, wissen, dass zu jedem Termin ein oder
mehrere Interessenten erscheinen können, das ist die Herausforderung und gibt es so in sehr vielen anderen Gruppen nicht. 

Darüber hinaus gab es von Anfang an ein weiteres Ziel des Offenen Treff Angst und Depression und das war die Bekanntmachung von Selbsthilfe im Bezirk. So wurden sehr früh durch persönliche Kontakte das Krankenhaus in Weißensee und die vier bezirklichen Tageskliniken (TK) angesprochen und Patienten an deren „Wandertag“ eingeladen, eine Art Infoveranstaltung zu besuchen. Dabei wurden bewusst die Gruppen ins Stadtteilzentrum eingeladen und nicht die Kliniken besucht, denn die Patienten sollten wissen, wo es im Bezirk Selbsthilfe gibt, wie die Atmosphäre ist und natürlich auch an diesem Tag aus der Umgebung der Tagesklinik herauszukommen.

Eine Gastgeberin der ersten Stunde ist Nicole Witte: „Als Gründungsmitglied durfte ich bis heute die Entwicklung des Offenen Treffs verfolgen und begleiten. Mittlerweile habe ich einen fast sechsjährigen Erfahrungsschatz aus diesen wöchentlichen Treffen. Die Treffen alternieren wöchentlich in der Tageszeit. Um ein großes Spektrum der Pankower zu erreichen, gibt es pro Monat zwei Vormittags- und zwei Abendtermine. Es kommen Menschen von 18 bis 80 Jahre mit unterschiedlichsten Gefühlslagen, Erwartungen und Themen. Das Prinzip Beratung auf Augenhöhe ist uns als Gastgebende sehr wichtig. Wir sind ebenfalls betroffen von psychischen Erkrankungen und bringen uns aktiv mit in das Gespräch ein. 

Die Themen sind weit gefächert, wenn auch bestimmte Themen wie Einsamkeit, Schwierigkeiten in sozialen Beziehungen oder Probleme am Arbeitsplatz immer wieder auftauchen. Im gemeinsamen Gespräch tauschen wir uns aus, geben eigene Erfahrungen weiter oder hören aufmerksam zu. Aus den Rückmeldungen der Teilnehmer*innen entsteht dadurch ein Gefühl der Verbundenheit, ein Gefühl von weniger Alleinsein mit diesen Themen und Gefühlen sein und oftmals auch ein Gedankenanstoß, gewisse Dinge mal auszuprobieren oder aus einer anderen Perspektive zu betrachten“. 

2016 hat das Gastgeberteam eine von der AOK Nordost geförderte Broschüre herausgegeben. Unter dem Titel „Aus eigener Kraft‘‘ werden verschiedenste Wege beschrieben, die den einzelnen Personen in Ihrem Alltag und depressivem/ängstlichem Erleben helfen oder geholfen haben. Geschmückt mit eigenen Fotos, Gedichten, Zeichnungen, Interviews und einem großen Adressteil für wichtige Anlaufstellen ist dieses Heft ein oft sehr geschätztes Giveaway. 2016 wurde die Broschüre im Broschürenwettbewerb des Netzwerk Patienten- und Familienedukation in der Pflege e.V. ausgezeichnet. Mittlerweile ist die 2. Auflage im Umlauf und findet nach wie vor großen Anklang. 

„Die Corona-Pandemie stellt auch uns vor große und neue Herausforderungen. Da auch das Stadtteilzentrum Pankow vorübergehend schließen musste, galt es schnell eine Alternative zu den Präsenztreffen zu finden. So fanden die Treffen dann über eine geschützte Onlineplattform statt. Im Juli konnte das Haus wieder öffnen. Nun galt es aber, nur eine bestimmte Personenanzahl in einen Gruppenraum aufzunehmen. Derzeit erfordert eine gewünschte Teilnahme am Offenen Treff eine vorherige Anmeldung über die dafür eingerichtete Mailadresse“, so Nicole Witte.

Anmeldung per E-Mail an offenertreff-kispankow@web.de / Tel: 030 49 98 70 910. Mehr Info https://humanistisch.
de/x/kisberlin/inhalte/angst-und-panikstoerungen.

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