Interview mit Patrick Schimmel, Mitinitiator der „Wohnen im Barnim GbR“

Lutz Kaulfuß: Wie kamen Sie auf die Idee, ein Wohnhaus für Wohngruppen selbst umzusetzen? Sind Sie vom Fach?

Patrick Schimmel: Wir haben schon länger über Wohnformen für Menschen mit Handicap nachgedacht. Ausschlaggebend hierfür ist unser großer Sohn, der schwerbehindert ist und das wir seit Jahren mit einem Personalleasing Unternehmen für Pflegepersonal erfolgreich am Markt agieren und sehr viele Einblicke in sämtliche Einrichtungen erlangen konnten. Als Eltern macht man sich viele Gedanken, wie man seine Kinder am besten unterstützen und fördern kann. Mit der Zeit haben wir immer mehr gemerkt, dass das Angebot an solchen Wohnformen nicht besonders groß ist. Und als wir das Glück hatten, gleich mehrere barrierefreie Wohnungen auf einmal anmieten zu können, haben wir nicht lange überlegen müssen.

Lutz Kaulfuß: Wie groß ist das Haus? Wie viele Wohngruppen können bei Ihnen wohnen und wo steht es?

Patrick Schimmel: Die Wohnungen befinden sich in Bernau in einer Top Lage. Sie sind mitten im Grünen, direkt an einem schönen Park angeschlossen. Zu Fuß sind es zirka sechs Minuten zum Bahnhof, drei bis fünf Minuten zur Bahnhofspassage und Innenstadt, mit einer Vielzahl an Geschäften, Cafés, Ärzten und Therapeuten. Wir haben insgesamt 9 Wohnungen in 3 Mehrfamilienhäusern angemietet. Jede Wohnung ist ca. 150 m² groß, bietet 3 Zimmer für jeweils 1 Bewohner von etwa 25 m² Größe. Ein möblierter Gemeinschaftsraum mit gemütlicher Sofaecke, ein Esstisch und eine Küche stehen zum gemeinsamen Zusammenleben zur Verfügung.

Lutz Kaulfuß: Ist das Wohnhaus bereits fertig und gibt es denn schon erste Bewohner?

Patrick Schimmel: Ein Haus ist schon fertig. Seit dem 4. Januar sind mittlerweile schon 8 Bewohner eingezogen und füllen die Räume mit Leben. Es wird gemeinsam gekocht, gespielt, erzählt, sprich einfach gemütlich zusammen gelebt. Besonders beeindruckt hat uns der soziale Umgang untereinander. Da gibt es den einen Bewohner, der den Rollstuhl seines Mitbewohners schiebt, um gemeinsam im Park spazieren zu gehen. Oder eine Frau, die gerne einmal für ihre Mitbewohner einkaufen geht, wenn diese gerade nicht können.

Auch die gemeinsame Speiseplanerstellung läuft völlig unkompliziert. Jeder kommt auf seine Kosten und niemand wird benachteiligt. Auch individuelle Gourmetwünsche, wie z.B. eine Leberpastete gemeinsam herstellen, wird gerne in Anspruch genommen.

Innenansicht
Innenansicht eines Wohnraumes.

Lutz Kaulfuß: Sie erwähnten mir gegenüber, dass Sie ein ganzheitliches Konzept anbieten. Was verstehen Sie darunter?

Patrick Schimmel: Wir sind eine ambulant betreute Wohngruppe. Vor Ort hat unser ambulanter Pflegedienst seine Sozialstation und betreut alle Bewohner rund um die Uhr. Es ist immer jemand vor Ort um zu helfen. Sei es unser Pflegedienstleiter, die Fachkräfte oder unsere Pflegehelfer. Auch einen Therapieraum für Ärzte, Ergotherapeuten oder Photologen haben wir zur Verfügung um eine geeignete Behandlung vor Ort gewährleisten zu können.

Was uns ganz wichtig ist, ist einen Familiencharakter gemeinsam zu leben. Das sollen nicht nur unsere Bewohner empfinden, sondern auch unsere Mitarbeiter. Jeder soll Spaß am Leben haben und glücklich sein, dass er hier sein darf. Natürlich gibt es auch Dinge, die man weniger gerne macht, aber gemacht werden muss, wie zum Beispiel putzen. Aber auch hier packen wir es gemeinsam an und unterstützen wo wir nur können. Gemeinsam sind wir stark ist nicht nur unser Motto, wir leben es.

Lutz Kaulfuß: Naja, das Putzen macht mir auch weniger Spaß. Kommen wir mal zu Ihren Erfahrungen. Welche haben Sie bisher bei der Verwirklichung des Projekts sammeln können, die besonders positiv oder negativ waren?

Patrick Schimmel: Unsere bisherigen Erfahrungen sind durchweg positiv. Unsere Bewohner sind in den von uns zusammen gestellten Wohngruppen (Männer, Frauen und gemischt) sehr gut angekommen. Was uns aufgefallen ist, dass unsere Bewohner ein großartiges Miteinander pflegen – auch Wohngruppen übergreifend. Zum Beispiel haben wir nachmittags gemeinsam gespielt, sind spazieren gegangen oder haben einfach ein Film geschaut.

Wir als Initiator der Wohngruppen sind selbst absolut positiv überrascht wie gut unsere Bewohner sich gegenseitig unterstützen, auch wenn sie mal einen nicht so guten Tag haben oder emotional nicht gut drauf sind. Negative Erfahrungen können wir bisher nicht berichten.

Lutz Kaulfuß: Herr Schimmel, besten Dank für das Interview.

Informationen:
Wer Kontakt zur Familie Schimmel aufnehmen möchte und Interesse an einen Wohnplatz oder an weiteren Informationen hat, kann dies unter www.wohnbar-24.de bzw. https://www.facebook.com/WohnenImBarnim.

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