„Wir wollen Erlebnisse schaffen“

Petra Gottwald und Inge Hartwig sind beide um die 60 und in ihrer Selbsthilfegruppe, die den schönen Namen „Trotz Schlaganfall sinnvoll leben“ trägt, sehr aktiv. In der Regel treffen sich die Mitglieder der SHG jeden zweiten und vierten Mittwoch im Monat für zwei Stunden in den Räumen der Kontaktstelle Horizont.

Als der Aufzug nicht funktionierte, suchte das Team von Horizont für die Gruppe Räumlichkeiten im Nachbarschaftshaus Ostseeviertel,  da Rollstuhlnutzer zur Gruppe gehören. Und als Präsenztreffen wegen Corona nicht möglich waren? „Einige sind technisch nicht so gut ausgestattet, daher haben wir telefoniert und eine Teilnehmerin hat sogar Briefe geschrieben, um in Kontakt zu bleiben“, berichtet Frau Hartwig in unserem Gespräch, das wir zu dritt per Videokonferenz führen. Inge Hartwig hatte schon mit 19 Jahren einen Schlaganfall erlitten.

„Damals in der DDR gab es keine Selbsthilfegruppen, aber eine gute Versorgung durch die Reha-Abteilung im Gesundheitsamt. Ich konnte dann später studieren und habe im Gesundheitsamt in Marzahn gearbeitet. Nach der Wende habe ich dann weiter die Möglichkeiten von Physio- und Ergotherapie genutzt und bin schließlich auch in der Selbsthilfe gelandet.“ Vor einigen Jahren traf sie dort beim Taiji-Training Petra Gottwald. „Ich wurde 2003 aus dem gewohnten Leben gerissen, habe Monate in der stationären und anschließend ambulanten Reha verbracht und dort in der Gartenstraße einen Flyer der SHG Hohenschönhausen entdeckt,“ erzählt sie. 

Heute leitet sie die Gruppe und freut sich, wenn neue Teilnehmer/ -innen dazu kommen.  „Vor ein paar Jahren hatten wir so viel Zulauf, dass wir nicht alle Interessenten aufnehmen konnten und eine Warteliste führen mussten, aber heute sind wir wieder offen.“ Die Gruppe möchte Erlebnisse schaffen und so treffen sich die Mitglieder nicht nur zum Gespräch und zum Üben (spielerisches Gedächtnistraining), sondern waren auch schon gemeinsam im Kino, im Planetarium oder zum Angeln. Die Weihnachtsfeier musste coronabedingt ausfallen, soll aber möglichst im April nachgeholt werden. Dafür hat man jedenfalls schon einen Gast eingeladen. Hans Neumann ist passionierter Radfahrer und hält Vorträge, z.B. über seine Tour 3.500 Kilometer durch Kanada und Alaska. „Da kommen wir nicht hin, aber die Vorträge mit faszinierenden Bildern sind spannend“, sagt Frau Hartwig und hofft, dass die ungewöhnliche Weihnachtsfeier im September stattfinden kann.

Hohenschönhausen ist einer von zwei Standorten in Lichtenberg. Tanja Salzmann, Julia Asmus und Melanie Gumz sind das Team. „Die Zusammenarbeit beider Standorte funktioniert einwandfrei, wir teilen uns den Bezirk auf“, sagt Julia Asmus und fügt hinzu:“ Auch in Pankow und Neukölln gibt es zwei Kontaktstellen.“ Im November findet hoffentlich im Bezirk wieder das gemeinsame Selbsthilfe-Forum stattfinden, in diesem Jahr mit dem Thema „Selbstbestimmt bis ans Lebensende – Palliative Betreuung“. Eine Mitarbeiterin kennt die Selbsthilfe auch aus eigener Erfahrung als Ansprechpartnerin einer Gruppe. „Das hilft mir vor allem beim Erstkontakt, wenn jemand anruft und nicht sicher ist, wie Selbsthilfe funktioniert. Niemand muss beim ersten Treffen viel erzählen, man kann beim ersten Mal auch nur zuhören. Es ist auch gut, den anderen am Anfang offen zu sagen, wie man sich fühlt und wir von der Kontaktstelle freuen uns auch über Feedback, auch wenn jemand dann erklärt, warum er oder sie nicht mehr kommen möchte, ist das für uns und auch für die anderen in der Gruppe hilfreich.“ GruppenansprechpartnerInnen in der Selbsthilfe sind übrigens keine LeiterInnen, sondern eher „Brücke in die Gruppe“. Die wichtigste Botschaft, die alle Mitarbeitenden in den Kontaktstellen beim Erstkontakt mitteilen lautet: „Wenn man es nicht probiert, kann man eine tolle Chance verpassen, durch eine Gruppe besser mit dem eigenen Problem, der Krankheit oder Behinderung umzugehen, gestärkt eine
 Krise zu bewältigen oder einfach gemeinsam etwas zu erleben.“

Wichtig ist den beiden Damen von der SHG Schlaganfall neben dem Team der Kontaktstelle der Landesselbsthilfeverband Schlaganfall- und Aphasiebetroffener und gleichartig Behinderter Berlin e.V. (LVSB). 

Selbsthilfekontaktstelle Lichtenberg Horizont Hohenschönhausen
Ahrenshooper Straße 5, 13051 Berlin
Tel.: 030 962 10 33 | Mail: info@selbsthilfe-lichtenberg.de | Web: www.selbsthilfe-lichtenberg.de

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