Aktionstag: Hörbeeinträchtigung steht im Mittelpunkt

In der Bundesrepublik Deutschland gelten 16% der Erwachsenen als hörbeeinträchtigt – das sind 11 Millionen Menschen. Von diesen sind circa 1 Million Menschen hochgradig oder an Taubheit grenzend schwerhörig, d.h. sie haben einen Hörverlust von über 70 Dezibel und können z.B. einen Staubsauger oder eine schleudernde Waschmaschine nicht mehr hören. Circa 83.000 Menschen in Deutschland sind gehörlos. 

Immer mehr Menschen jeden Alters und aller Bevölkerungsschichten werden durch Lärm- und Stresseinwirkungen im alltäglichen Leben oder durch plötzliche Krankheit schwerhörig oder ertauben sogar. Eine Hörminderung entwickelt sich meistens langsam, schränkt aber sehr schnell das Verstehen des gesprochenen Wortes ein. Zunächst werden einzelne Sprachlaute nicht mehr wahrgenommen. Im Kopf versuchen wir, das Nicht-Verstandene „irgendwie“ zu ergänzen und in einen sinnvollen sprachlichen Zusammenhang einzuordnen. Jedoch schon bald steht unser Gehirn, insbesondere bei Meetings, Feiern oder Restaurantbesuchen, vor schier unlösbare kommunikativen Herausforderungen, da immer weniger Informationen die entsprechenden Regionen erreichen und der rote Faden im Gespräch verloren geht. 

Gutes Hören und Verstehen sind wesentliche Voraussetzungen, um aktiv am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen und in sozialen Beziehungen und Netzwerken erfolgreich agieren zu können. Hörbeeinträchtigung ist eine unsichtbare Behinderung, die zu schwerwiegenden gesundheitlichen Problemen führen kann. Ein gestörtes Hörvermögen bewirkt Einschränkungen im (Sprach)verstehen, die in Folge zu Traurigkeit, Depression, Angst, verringertem Selbstwertgefühl, Unsicherheit im Umgang mit anderen Menschen und sozialer Isolation führen. Am 18. September veranstaltet der Schwerhörigen-Verein Berlin gemeinsam mit anderen Gruppen und Vertretern Hörbeeinträchtigter einen Aktionstag zum Thema Hörbeeinträchtigung in der St.-Lukas Kirche (Bernburger Str., direkt am Anhalter Bahnhof). 

Der Aktionstag steht unter dem Motto: Kommunikation verbindet – (Sprach)verstehen macht stark – Hörbehinderung in sozialen Beziehungen. Mit einem vielfältigen Programm klären wir über Hörbeeinträchtigung auf. Wir wollen das Bewusstsein für den Hörsinn schärfen sowie die Achtsamkeit Guthörender gegenüber Hörbeeinträchtigten stärken. Geplant sind Vorträge über Kommunikations- und Bewältigungsstrategien bei Hörschädigung, die individuelle Anpassung von Hörhilfen und die Besonderheiten im Unterstützungsbedarf für laut- und gebärdensprachlich orientierte Hörbeeinträchtigte. 

Darüber hinaus werden wir über das Wunder des Hörens und des Verstehens sowie die Anforderungen an eine barrierefreie Raumakustik eingehen. Passend zu den Vorträgen werden viele wichtige Akteur*innen mit Ständen vor Ort sein: Hilfsmittelanbieter*innen, Akustiker*innen, das Helios Klinikum Buch, das Hörtherapiezentrum Babelsberg, der Integrationsfachdienst, der Buchautor Thomas Sünder signiert sein Buch „Ganz Ohr“, Selbsthilfegruppen und Vereine mit Schwerpunkt Hörschädigung. Das DSB-HÖRMobil ist mit zahlreichen Anschauungs- und Beratungsangeboten vor Ort und bietet kostenlose Hörchecks in einer Hörkabine mit mobilem Audiometer an. Für Abwechslung sorgen künstlerische und sportliche Programmpunkte mit Schüler und Schülerinnen der Margarethe-von-Witzleben-Schule Berlin und Dr. Robert Weber.

Mit dieser Veranstaltung wollen die Organisatoren des Aktionstags über eine unsichtbare Behinderung aufklären, Unterstützungsbedarfe Hörbehinderter aufzeigen, die Achtsamkeit Guthörender im Umgang mit Hörbeeinträchtigten erhöhen und gleichzeitig das 120jährige Bestehen der Schwerhörigenselbsthilfebewegung würdigen.

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