Auf dem Weg zu einer neuen Sportart

In unserer neuen BBZ-Serie „Selbsthilfe durch Sport und Bewegung“ stellen wir nun monatlich Sportlerinnen und Sportler mit Behinderungen aus Berlin sowie ihre Sportarten bzw. Sportvereine vor. Wir finden Sport und Bewegung ist ein wichtiger Aspekt der Selbsthilfe.

Zu Anfang der Serie stellen wir Jasper Dombrowski vor. Er ist 26 Jahre und in Berlin geboren. Beruflich arbeitet er als Grafiker für die Berliner Behindertenzeitung und betreibt die Sportart „RaceRunning“. RaceRunning ermöglicht es Menschen mit Einschränkungen beim Laufen, speziell mit der Behinderung Cerebralparese, die Möglichkeit sich aktiv fortzubewegen. Der RaceRunner, der auch „Frame“ genannt wird, ist als Laufrad mit drei Rädern konstruiert und besitzt einen Sattel, auf dem die Sportlerinnen und Sportler sitzen. Dieser Frame wurde in Dänemark von Connie Hansen entwickelt und ist seitdem in der weltweiten Para-Leichtathletikszene im Breiten- und Spitzensport bekannt. In den Nordischen Ländern ist der RaceRunner deshalb schon länger etabliert und wird dort auch als Fortbewegungsmittel im Alltag benutzt.

Der Behinderten- und Rehabilitationssportverband Berlin (BSB) hatte im Dezember 2017 Jasper Dombrowski und seinen Freund, Linus Bade, über ihr gemeinsames Projekt „Handicap Lexikon“ angefragt, ob sie Lust hätten, RaceRunning den Berlinerinnen und Berlinern näher zu bringen. Anfangs war von Werbung sowie Präsentation die Rede. Als die Beiden sich mit Klaas Brose, Geschäftsführer des BSB. trafen und sich die Sportart anschauten, wurde allen klar, dass Jasper und Linus die Zielgruppe waren. Nach einem kurzen Probetraining, entschieden sich alle gemeinsam, dass Jasper und Linus sich von nun an einmal wöchentlich mit einer Trainerin zum RaceRunning-Training treffen.Zu Anfang finanzierte der BSB die Trainingseinheiten über ein Projekt namens „Sport im Park“, weswegen das Training im Grunewald stattfand. Nach einiger Zeit, auch wegen der zunehmend kalten Jahreszeit, ist die Trainingsgruppe in die Tartanhalle im Sportforum Hohenschönhausen gezogen. Bei gutem Wetter hat sich auch der Sportplatz im Sportforum oder der Friedrich-Ludwig-Jahnsportpark in Prenzlauer Berg für das wöchentliche Training etabliert.

„Gerade weil wir aufgrund unserer Cerebralparese Schwierigkeiten beim Laufen haben, ist RaceRunning ideal, denn dort können wir auch mal sprinten oder eine längere Strecke joggen, was im Alltag nicht so möglich ist. Auch im Bereich der Selbsthilfe hat es positive Auswirkungen. Die Sportlerinnen und Sportler können sich wöchentlich über den Sport, aber auch über Ihren Alltag während und nach dem Training austauschen “, so Jasper Dombrowski.

Seit Oktober 2018 trainiert Corinna Best das Team. Seitdem haben sie bereits einiges erlebt, wie diverse Wettkämpfe, etwa beim Sportfest des „Turn- und Sportvereins Lichterfelde“, in Cottbus, aber auch Trainingslager in München und Rostock. Dabei war auch ein internationaler Cup in Kopenhagen, wo es erste Medaillen für das Team gab. Das Berliner Team sucht auch noch Interessierte Menschen, die sich diese relative neue Sportart anschauen möchten und eventuell irgendwann einmal bei Wettkämpfen mitmachen.

Fakten zur Sportart 

In Deutschland gibt es nur eine Hand voll RaceRunning-Sportlerinnen und Sportler.  In Berlin bisher nur zwei Sportler. Linus Bade ist sogar der erste international klassifizierte RaceRunner in Deutschland bzw. in Berlin. Der Behinderten- und Rehabilitationssportverband Berlin hat bislang drei große und drei kleine Frames angeschafft. Die kleinen Frames werden noch in einem Krankenhaus für diverse Rehaeinheiten angewendet. Der BSB hat einzig in Berlin Frames im Angebot. International wird bereits daran gearbeitet, dass die Sportart RaceRunning in das Programm der Paralympischen Spiele als neue und dauerhafte Disziplin in der Leichtathletik aufgenommen wird.

Um in Wettkämpfen möglichst gleiche und faire Bedingungen zu schaffen, müssen alle Sportlerinnen und Sportler einmalig klassifiziert werden. Das bedeutet, alle werden aufgrund der unterschiedlichen Ausprägungen der Cerebralparese in verschiedene Startklassen aufgeteilt. Die Aufteilung übernehmen ausgebildete Menschen in Einzeluntersuchungen und Übungen. Es gibt drei Startklassen:

RR1: Schwere Beteiligung der unteren Extremitäten und des Rumpfes, ineffektiver Beinantrieb, schlechte Rumpfkontrolle und Beteiligung der oberen Extremitäten.

RR2: Mäßige Beteiligung der unteren Gliedmaßen und des Rumpfes. Asymmetrie, aber effektiverer Vortrieb als RR1.

RR3: Leichte bis mäßige Beteiligung einer oder beider oberen Extremitäten, mittlere bis gute Rumpfkontrolle.
Guter Abstoß und kein Schreckreflex.

Informationen: Behinderten- und Rehabilitations-Sportverband Berlin e.V., Hanns-Braun-Straße / Kursistenflügel, 14053 Berlin
E-Mail: info@bsberlin.de, Internet: www.bsberlin.de, Telefon: 030- 30 833 87 0

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