Harte Arbeit – wenig Schutz

BBZ/DP Das Deutsche Institut für Menschenrechte fordert die Bundesregierung auf, die sogenannte Live-in-Betreuung in der häuslichen Pflege menschenrechtskonform auszugestalten.

„Die Betreuung pflegebedürftiger Menschen in Privathaushalten durch sogenannte Live-ins findet teilweise unter menschenunwürdigen Arbeits- und Lebensbedingungen und oft in einer rechtlichen Grauzone statt. Angesichts des steigenden Pflegebedarfs bei gleichzeitigem Fachkräftemangel ist eine menschenrechtskonforme Ausgestaltung der Live-in-Betreuung überfällig“, sagt Claudia Engelmann, stellvertretende Leiterin der Abteilung Menschenrechtspolitik Inland/Europa des Instituts.

In einer heute veröffentlichten Studie dokumentiert das Institut die Arbeits- und Lebensbedingungen von Live-in-Betreuungskräften in Privathaushalten. Deren Arbeit ist geprägt durch Verdienste weit unter Mindestlohn, Einsätze rund um die Uhr sowie die fehlende Trennung zwischen Wohn- und Arbeitsstätte. Die Betroffenen erleben häufig starke Überlastung und teilweise auch körperliche sowie sexualisierte Gewalt. Sich gegen Verletzungen ihrer Rechte zu wehren, fällt ihnen schwer. Das liegt an oft irregulären Beschäftigungsverhältnissen, an mangelnden Sprachkenntnissen sowie fehlenden Informations- und Beratungsangeboten.

„Um die Betreuungskräfte vor Ausbeutung zu schützen, muss die Live-in-Betreuung auf eine rechtssichere Grundlage gestellt werden. Sie darf außerdem nicht die Versorgungslücken eines dringend reformbedürftigen Pflegesystems füllen. Stattdessen muss die stationäre Pflege verbessert und bezahlbare professionelle Pflegedienstleistungen ausgebaut werden, um die Angehörigenpflege stärker zu unterstützen“, so Engelmann weiter. Eine menschenrechtskonforme Ausgestaltung der Live-in-Betreuung sei nur im Rahmen eines Pflegemixes denkbar, der durch ambulante Pflegeleistungen, Hinzuziehung weiterer Pflegekräfte oder die Einbindung Angehöriger ergänzt werden müsse.

Nach aktuellen Schätzungen von Beratungsstellen arbeiten zwischen 300.000 bis 700.000 Live-ins in Privathaushalten in Deutschland. Dabei handelt es sich in der Regel um Frauen aus Polen, Bulgarien und Rumänien, aber auch aus anderen osteuropäischen EU-Ländern und Drittstaaten. Beratungsstellen vermuten, dass die Zahl der ukrainischen Live-ins stark ansteigen wird.

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