Die Ceciliengärten
Selbst ich kenne nicht alles in Berlin. Von den Ceciliengärten in Friedenau hatte ich noch nicht gehört. Durch ein Gespräch mit Freunden war ich neugierig geworden.
„Geh mal hin, du wirst überrascht sein“, sagten sie. Und ich war überrascht. Die Ceciliengärten sind keine Gartenanlage, wie der Name es vermuten lässt, sondern sie sind eine beeindruckende und schöne Wohnanlage unweit des S-Bahnhofs Friedenau an der Grenze zu Schöneberg. Überraschenderweise gehört diese Wohnanlage nicht zum UNESCO-Weltkultur „Siedlungen der Berliner Moderne“ wie die Gartenstadt Falkenberg, die Siedlung Schillerpark, die Großsiedlung Siemensstadt, die Hufeisensiedlung in Britz, die Weiße Stadt in Reinickendorf und die Wohnstadt Carl Legien, obwohl sie im gleichen Zeitraum wie diese erbaut wurde. Die Ceciliengärten sind nicht so streng im Aussehen. Sie kommen eher verspielt daher. An jeder Ecke der Siedlung entdeckt man den Einfluss des „Art déco“ und des Jugendstils. Sei es nun bei den Einfassungen der Hauszugänge oder an den Fassaden der Häuser.
Auf ihnen sind Reliefs angebracht, welche unterschiedlichste Motive zeigen, wie zum Beispiel eine Eisenbahn, eine Ricke mit einem Rehkitz, ballspielende Kinder und vieles mehr. Den eindrucksvollsten Zugang zu den Ceciliengärten hat man von der „Semperstraße“ aus. Dazu laufen sie vom S-Bahnhof Friedenau die „Spohnholzstraße“ entlang und biegen in die erste Querstraße nach rechts ab. Dort sehen sie einen Turm mit zwei Seitenflügeln mit hellen Verputz. Im Turm ist ein breiter Rundbogen eingelassen. Er ist sozusagen das Entree zur Wohnanlage. Eine schmucke Straße führt direkt zur langgezogenen Grünfläche im Mittelpunkt der Ceciliengärten. Im Sommer sprudelt an einem Ende der Anlage eine Fontäne und am gegenüberliegenden Ende steht der „Fuchsbrunnen“, der bei meinem Besuch noch „winterverpackt“ war.
Die Ceciliengärten erinnern an Angerdorf, bei dem die gesamten Gebäude um einen zentralen Platz erbaut wurden. So war es auch von Heinrich Lassen, dem Architekten und ehemaligen Baustadtrat von Schöneberg, geplant worden, nach dem Entwurf seines Kollegen Paul Wolf aus dem Jahre 1912. Er verfolgte beim Bau der Wohnanlage zwischen 1922 und 1927 eine bestimmte Idee. Er legt Wert darauf, dass sich alle 621 Wohnungen unterschieden, auch wenn es nur kleine Details waren. Das Areal umfasst gute 42 Hektar und der Gebäudekomplex mit seinen 18.700 Quadratmetern Wohnfläche bot über 1500 Menschen Platz zum Wohnen. Die Wohnungen hatten für die damaligen Verhältnisse eine gute Größe, im Durchschnitt ca. 90 Quadratmetern.
Eine weitere Besonderheit, neben den vielen dekorativen Details an den Häusern, ist der Turm, durch den wir zu den Ceciliengärten gegangen sind. Er wird auch „Atelierturm“ genannt. In ihm befand sich einst im oberen Teil eine Atelierwohnung, die sich ohne Zwischendecke über die vierte und fünfte Etage erstreckte. Dort wohnt bis 1933 der Maler, Grafiker und Schriftsteller Hans Baluschek, welcher vor allem durch seine realistischen Bilder vom Leben der Arbeiter in Berlin und seinen Illustrationen zum Buch „Peterchens Mondfahrt“ bekannt wurde.
Auf der großen Grünanlage gibt es zwei weitere „Sehenswürdigkeiten“ zu entdecken. Es sind zwei Damen mit den Namen „Der Morgen“ und der „Der Abend“. Sie stammen vom bekannten Bildhauer Georg Kolbe, der vor allem körperliche Skulpturen schuf. Die Dame „Der Morgen“, das ist die welche, ihre Arme der aufgehenden Sonne entgegenstreckt. Sie stand 1929 bei der Weltausstellung in Barcelona im „Deutschen Pavillon“. Dort finden Sie noch heute im rekonstruierten Ludwig-Mies-van-Rohe-Pavillon eine Kopie dieser Skulptur.
Ach ja und wenn sie sich bei ihrem Spaziergang durch die Ceciliengärten fragen, woher der Name kommt, dass kann ich ihnen auch noch verraten. Namensgeberin war die letzte kaiserliche Kronprinzessin von Deutschland, Cecilie Auguste Maria von Preußen. Sie war 1912, bei der Namensgebung, sowas wie die Lady Di des Deutschen Kaiserreiches.
Etwas kaiserlicher Klatsch muss am Schluss ja auch mal sein.
Informationen
Ceciliengärten, 12159 Berlin
Stadtteil : Schöneberg
Anfahrt: Die Ceciliengärten sind mit mehren Verkehrsmittel sehr gut zu erreichen. Hier das Beispiel wie im Artikel beschrieben.
S-Bahn S1 Station: S-Bahnhof Friedenau
Weg zu den Ceciliengärten ist gut berollbar, auch die Wohnanlage selbst ist gut berollbar.