Es gibt Hindernisse beim Sonderfahrdienst

Gabi Köpsel und Dorothea Ismail berichten über ihre Erfahrungen in einfacher Sprache Den Sonder-Fahr-Dienst oder kurz SFD können Menschen mit Behinderung nutzen. Dazu muss auf ihrem Behinderten-Ausweis der Buchstabe T auf der Rückseite stehen. Dann werden sie für 2 Euro pro Fahrt befördert. 

Für Gabi Köpsel bedeutet der SFD Teilhabe am gesellschaftlichen Leben: „Ich kann ja Busse nicht alleine nutzen. Und Bahnen auch nicht. Da verirre ich mich. Der SFD fährt mich, wenn ich Mutti im Seniorenwohnheim besuche. Und er fährt mich zum Berliner Behindertenverband. Zum Beispiel wenn wir Artikel für die Berliner Behindertenzeitung (BBZ) machen. Oder wenn ich beim Versand von der BBZ helfe. Deshalb bin ich dankbar, dass es den SFD gibt. Wirklich! Aber manche Sachen sind auch viel zu schwierig. Zum Beispiel eine Fahrt zu bestellen. Meine Betreuer haben nicht die Zeit dafür. Sie können keine 20 Minuten in der Warteschleife hängen. Oder nachfragen, wenn keine Bestätigung für eine Emailanfrage kommt. Deshalb finde ich es so toll, dass mich Dorothea vom BBV unterstützt. Aber was machen die, die keinen BBV haben?“ 

Hindernisse

Dorothea Ismail findet, dass auch die App des SFD viel zu umständlich ist. „Vor allem, wenn man die Zeiten für eine Rückfahrt ändern will. Das geht nicht ohne vorher zu stornieren. Dann muss man alles neu eingeben. Da kann es passieren, dass das Zeitfenster, das zu Beginn der Prozedur noch frei war, dann plötzlich weg ist. Wenn dann auch das stornierte Zeitfenster inzwischen gebucht ist, steht man ganz ohne Fahrt da! Aber auch das System, das die Fahrer informiert, ist wohl nicht sehr ausgereift. Für eine Fahrt von Gabi wurde ich mal angerufen, weil der Fahrer für das Fahrziel auf der Karl-Marx-Allee in Mitte eine Neuköllner Postleitzahl angezeigt bekam. Dort ist es aber ja Karl-Marx-Strasse und nicht -Allee. Die Zeit für den Umweg, bis der Irrtum aufgeklärt ist, fehlt dann natürlich hinten und vorne.“

Behinderungsbedingte Bedarfe

Besonders unverständlich ist für beide Frauen aber, wenn gar nicht Rücksicht genommen wird auf Besonderheiten von Behinderten. „Nicht alle Behinderten können endlos aushalten, bis sie wieder zu einer Toilette kommen“, erklärt Gabi Köpsel. „Zum Beispiel wenn man schon 20 oder 30 Minuten gewartet hat bis zum Abholen. Und dann ist auch noch dichter Verkehr! Dann ist man leicht mal eine Stunde unterwegs. Wenn dann erst noch ein Umweg gefahren werden muss, um einen weiteren Fahrgast auf zu nehmen, dann kriege ich Panik. Dann sind es auch schon mal eineinhalb Stunden oder noch mehr gewesen. Aber es ist doch ein Fahrdienst für Menschen mit Behinderung. Da muss es mehr beachtet werden, was wir können und was nicht.“ 

Gabi Köpsel lebt in einem Union Hilfswerk-Wohnheim. Sie ist auf einfache Sprache angewiesen. Dorothea Ismail arbeitet beim BBV e.V. als „Lotsin“. Sie unterstützt Menschen mit Behinderung, die ehrenamtlich im Verein mitarbeiten. Ehrenamtlich bedeutet ohne Bezahlung. Lutz Kaulfuß hat das Gespräch aufgeschrieben.

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