Das „Summit House“

Wir besuchen heute ein Haus, in dem Fernsehgeschichte geschrieben wurde. In dem man heute herzhaft Lachen und amüsiert Schmunzeln kann. Es geht zum „Theodor-Heuss-Platz“, genauer gesagt zur „Pommernallee“/ Ecke „Heerstraße“, zu den „Wühlmäusen“. 

Dieses Kabarett, genauer gesagt das „Berliner Kabarett-Theater – Die Wühlmäuse“, wurde 1960 unter anderem von Dieter Hallervorden gegründet. Seitdem ist es eine Institution in unserer Stadt. Es hatte mehrere Spielstätten in seiner der Geschichte, die bekannteste war die im „Europacenter“. Seit dem Jahre 2000 ist die Spielstätte am „Theodor-Heuss Platz“, direkt gegenüber dem RBB-Funkhaus beheimatet.

Dorthin war ich letztens eingeladen worden und erlebte amüsiert das Programm des Kabarettisten Arnulf Rating. Ich war überrascht, wie groß das Theater ist. Es hat einen gemütlichen alten Charme im positiven Sinn. Es gibt einen Rang und bietet über 500 Gästen Platz. Da es bis zum Vorstellungsbeginn noch etwas Zeit war, zückte ich mein Smartphone, um etwas über den Spielort herauszufinden.  

Überrascht stellte ich fest, dass das Haus eine sehr interessante Geschichte hat, die eng mit dem „Funkturm“, dem „Haus des Rundfunks“ an der Masurenallee und den britischen Alliierten verbunden ist. Errichtet wurde es 1929/30 im Stil der „Neuen Sachlichkeit“ als „Amerikahaus“. Entworfen hat es der Berliner Architekt Heinrich Straumer. Zusammen mit dem Bauherrn Heinrich Mendelsohn schuf er sozusagen, die Urgroßmutter der heutigen modernen „Shopping-Malls“. Das noch heute modern anmutende Konzept war eine Mischung aus Einkaufserlebnis, Kultur, Freizeit und Geschäft.

Im „Amerikahaus“ gab es ein riesiges Kino und ein ebenso großes Kabarett mit je über 1200 Plätzen. Es gab ein großes Einkaufszentrum, auf dem Dach konnte man sich sonnen und Sport treiben, es gab Clubräume, Cafés und Restaurant und im Kellergeschoss fand man 60 Kegelbahnen vor.

Und noch eine Besonderheit gab es – die Heerstraße

Ab 1938 befand sich dort oben im Turm ein Studio und die Sendeanlage des 1. regulär sendenden Fernsehsenders der Welt „Paul Nipkow“. Wenn Sie so wollen der Ursprung von ARD, ZDF, BBC und allen anderen TV Sendern weltweit. Bis November 1943 wurden die Signale zum nahegelegenen Funkturm gesendet und in Deutschland in den Fernsehstuben verbreitet. Im November 43 wurde das „Amerikahaus“ von einer Bombe getroffen und durch ein Feuer schwer beschädigt. Nach dem Sieg der „Alliierten“ beschlagnahmte die Britische Armee das Gebäude und ließ es wieder instand setzen. 

Es wurde zum Mittelpunkt für die Britischen Alliierten. Es gab ein riesiges Einkaufszentrum, wo die Briten zollfrei einkaufen konnten, Räume für die britische Militärverwaltung und es gab auch wieder Restaurants, Cafés, Kegelbahnen und auch ein Kino. Das befand sich, wenn ich die alten Fotos von damals richtig interpretiere, dort wo heute „Die Wühlmäuse“ ihre Spielstätte haben.

Und aus dem „Amerikahaus“ wurde das „Summit House“

Bis 1991 behielten die Briten das Hausrecht. Dann wurde es an den Senat von Berlin zurückgegeben und stand leer. Im Jahr 2000 kaufte es Dieter Hallervorden und etablierte dort die neue Wirkungsstätte des „Berliner Kabarett-Theater“. Von 2016 bis 2022 war dort in den Büroräumen eine Außenstelle des „Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge“ untergebracht. Seit dem steht es wieder leer und soll saniert werden. Mal sehen wie lange es dauern wird und was dann kommt.

Ich frage mich, ob die meisten Besucher „Der Wühlmäuse“ die Geschichte des Ortes kennen und ob sie wissen, dass hier Fernsehweltgeschichte geschrieben wurde. Ich glaube mal nicht. Aber ein Spaziergang dort hin und vielleicht ein Besuch „Der Wühlmäuse“ ist es wert. Denn „Die Wühlmäuse“ machen über den Sommer keine Theaterferien und haben volles Programm. Also einfach hingehen und lachen oder schmunzeln, nicht nur bei politischen Kabarett. Wie heißt es doch so charmant: „Lachen ist gesund und macht schön.“ Besonders hier in unserem Berlin.

 

Berliner Kabarett-Theater – Die Wühlmäuse

Pommernallee 2-4 / Ecke Heerstraße, 14052 Berlin

Kartentelefon: 030–30673011 (Täglich von 12 bis 19 Uhr), E-Mail: info@wuehlmaeuse.de, Webseite: https://wuehlmaeuse.de/

Anfahrt: U-Bahn: U2 Theodor-Heuss-Platz, Bus: 109, 139, M49

Anmerkung: Das Theater besitzt keinen eigenen Parkplatz. Parkplätze sind nur im öffentlichen Parkraum vorhanden.

Barrierefreiheit: Das Theater ist auf der Parkett-Ebene mit behindertengerechten Zugängen sowie Toiletten ausgestattet. Auf dem Rang sind keine Rollstuhlplätze vorhanden, da dieser nur über Treppen zugänglich ist. Die Behinderten-Toiletten befinden sich im Parkett auf der linken Seite.

Rollstuhl-Plätze können in Reihe 12 und 14 links außen gebucht werden. Der Rollstuhl wird an die jeweilige Reihe gestellt und der Begleiter erhält dann den dazugehörigen Nebenplatz. (Quelle: Webseite)

 

Wir sind erschüttert und traurig!

Unser Autor und „Berlin Flaneur“ Sven Przibilla ist plötzlich und unerwartet verstorben.

Hier lesen Sie den letzten „Berlin Flaneur“, den Sven der BBZ-Redaktion noch geschickt hat.

Wo Sven nun auch immer hin flaniert, die BBZ-Redaktion wird ihn immer in schöner Erinnerung halten und ihn sehr vermissen – ruhe in Frieden!

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