Enttäuschendes Votum des Bundestages zur Organspende

Lange haben sich die Bundestagsabgeordneten Zeit genommen, über eine Änderung des Transplantationsgesetzes zu entscheiden. Jetzt ist die Entscheidung gefallen.

Über 9.000 Patienten, so die Organisation Eurotransplant,  warten in Deutschland auf ein Ersatzorgan. Die Anzahl der Organspender reicht jedenfalls bei Weitem nicht aus, um den Bedarf an Spenderorganen zu decken. Gerade Nieren- und Leberkranken kann immer häufiger nicht mehr geholfen werden. Laut Medienberichten sterben drei Menschen pro Tag, weil ihnen kein Organ zur Verfügung gestellt werden kann. Daher hatte Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) ein Vorschlag zur Änderung des Transplantationsgesetzes eingebracht, die auch vom SPD-Gesundheitsexperten Karl Lauterbach unterstützt wurde. Demnach sollten alle Bundesbürger potentielle Organspender werden. Es sei denn, sie widersprechen dieser Regelung. Dies wäre eine komplette Umkehrung der jetzigen Regelung gewesen. Doch 379 Abgeordnete stimmten gegen die Gesetzesänderung und nur 292 Abgeordnete waren dafür. In einer Gewissensentscheidung, ohne den sonst üblichen Fraktionszwang, haben die Abgeordnete mehrheitlich gegen die so genannte doppelte Widerspruchslösung gestimmt. Sicherlich haben es sich die Abgeordneten nicht leicht gemacht. Dennoch bleibt ein fahler Beigeschmack. Das Abstimmungsergebnis wird weiterhin dafür Sorgen, dass Menschen sterben. Obwohl dies eigentlich nicht nötig wäre. Diese Wahrheit muss jeder Abgeordnete ab sofort ertragen müssen, der gegen diese Gesetzesänderung war. Allerdings muss auch jeder Leser dieser Zeilen sich fragen, wieso er eigentlich keinen Spenderausweis im Geldbeutel stecken hat.

Erfolgreiche Maßnahmen?

Zwar sieht nun eine Regelung vor, dass Bundesbürger beim Abholen eines neuen Ausweises, auf Organspende angesprochen werden, doch das sich dadurch künftig genügend Spender finden lassen, wird von Experten stark bezweifelt. Dabei ist im Vergleich zu den europäischen Nachbarländern der Mangel an Organspendern in
Deutschland besonders ausgeprägt. In Spanien liegt die Spenderrate vier Mal so hoch und in Slowenien ist die Rate doppelt so hoch wie in Deutschland. Da Deutschland jedoch dem Verbund von Eurotransplant angehört, profitiert Deutschland zwar von der Spendenbereitschaft anderer europäischen Staaten, doch damit wird nur ein Bruchteil der eigentlich benötigten Organe abgedeckt. Deshalb sprechen heute schon viele Experten von einer vertanen historischen Chance.

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