Ein tolles Team: Claudia Russo und Green – Glück auf zwei Rädern

Der erste Kontakt mit Frau Russo war ein Anruf bei unserer Teilhabeberatung EUTB. Es ging um einen Termin mit dem Amt. Claudia Russo fragte, ob wir sie unterstützen können. Im September war Berater Martin Schultz dann zu einer sogenannten aufsuchenden Beratung als Vertrauensperson in Karlshorst. Die Mitarbeiterinnen vom Gesundheitsamt wollten sich einen Eindruck verschaffen, warum Frau Russo aus gesundheitlichen Gründen umziehen möchte. Eine Viertelstunde vor dem vereinbarten Termin wurde ich in der Wohnung lautstark von Green begrüßt. 

Claudia Russo (49) lebt mit Green und ihren beiden Katzen aktuell in einer Seniorenwohnanlage. 2018 entdeckte sie den Mischling in einer Anzeige des Vereins „Ein Herz für Streuner e.V.“. Auf der Webseite findet man unzählige Hunde, die ein „Für immer–Zuhause“ suchen und man kann gezielt nach Hunden mit Handicap filtern. Frau Russo verliebte sich in den winzigen Kerl mit dem kaputten Rücken. Kaum einer hatte sich vorstellen können, wie die Frau im Rollstuhl und der Junghund mit Rädern es schaffen könnten. Die Versorgung eines behinderten Hundes ist eine große Herausforderung. In den ersten Monaten ließ Green Pflegepersonal nicht in die Wohnung, der Beschützerinstinkt ist trotz seines Handicaps ausgeprägt. Green ist mittlerweile seit gut zwei Jahren ein treuer Gefährte. Gemeinsam haben die beiden viel erreicht. Am Anfang konnte Frau Russo nur mit dem elektrischen Rollstuhl aus dem Haus, dann nutzte sie mühsam den Aktivrollstuhl. Der vierbeinige Begleiter motivierte sie dann, mit einem Rollator sehr kurze Gänge zu versuchen. Heute schaffen beide einstündige Spaziergänge an der nahegelegenen Trabrennbahn bis in die Wuhlheide. Green hat nicht nur dafür gesorgt, dass Frau Russo sich trotz der Schmerzen heute wieder besser bewegen kann als vor drei Jahren. Er hat ihr erst den Lebensmut gegeben, den Kampf mit der körperlichen Beeinträchtigung aufzunehmen. In den Jahren davor hatte sie nicht nur einmal daran gedacht aufzugeben, aufgrund der Erkrankungen und insbesondere der Schmerzen. Ausgerechnet ein Hund, der selbst als Welpe misshandelt, verletzt, ausgesetzt und nur durch Glück überlebt hat, wurde zum Lebensretter. Beide sind ein beeindruckendes Team. Green übernimmt heute sogar Aufgaben eines Assistenzhundes, bringt ihr Schuhe oder zieht ihr die Socken aus. Sie hat zweifellos genau den richtigen Hund adoptiert. Wenn die beiden auf der Straße im Park unterwegs sind, werden sie nicht selten angesprochen und dann berichtet Frau Russo gerne vom schweren, aber erfolgreichen Weg der letzten Jahre. Frau Russo hatte es im Leben nie leicht. 2002 nahm sich ihr Ehemann, mit dem sie seit ihrem 13. Lebensjahr liiert gewesen war, das Leben. Während ihrer Trauer sei es ihr gesundheitlich immer schlechter gegangen. Sie bekam mehrere Bandscheibenvorfälle und brach sich das Kreuzbein. Zusätzlich diagnostizierten ihre Ärzte Parkinson sowie Morbus Crohn. Seit 2014 ist die Mutter einer erwachsenen Tochter wegen ihrer schweren Erkrankung erwerbsunfähig. Früher stellte sie als selbstständige Künstlerin besondere Drucke (Spread-Art) für T-Shirts, Tassen und Kissen her. Das Geschäft habe sie schweren Herzens aufgeben müssen. Vor 2018, damals noch ohne Hund, versuchte sie dann, außerhalb Berlins ihr Leben zu meistern, aber Schwierigkeiten bei der medizinischen Versorgung in Wismar, ließen sie nach Berlin zurückkehren, wo sie in der Seniorenwohnanlage wenigstens eine barrierefreie Wohnung beziehen konnte. 

Das Sprichwort „Gib´ dem Menschen einen Hund und seine Seele wird gesund“ beschreibt nur unzureichend die besondere Beziehung von Claudia Russo und Green. Die Notwendigkeit, mit einem Hund mehrmals am Tag bei Wind und Wetter das Haus zu verlassen, hat Frau Russo auch im Kampf mit den Bewegungseinschränkungen über sich hinauswachsen lassen.  Kein Wunder, dass die beiden bereits in verschiedenen Artikeln und auch im Fernsehen zu sehen waren. Green hat natürlich ein eigenes Facebookprofil www.facebook.com/glueckaufzweiraedern/

Wir – von der Ergänzenden unabhängigen Teilhabeberatung des Berliner Behindertenverbands – unterstützten Frau Russo gegenüber dem Sozialamt dabei, dass sie ihre Wohnung unterm Dach, in der es im Sommer unerträglich heiß wird, verlassen darf. Der Einsatz hat sich gelohnt, wie Frau Russo schrieb: „Ich sitze gerade hier mit Tränen in den Augen. Nachdem die Sachbearbeiterin mir vom Amt so zugesetzt hat, ich schon regelrecht traumarisiert war und alles hinwerfen wollte, bekam ich ….. mein ok zum Umzug. Ich kann noch gar nicht glauben“. Sie darf nun mit Green und den beiden Katzen umziehen. Und der BBV Bürohund Husky Bahar und Green werden demnächst ganz sicher wieder gemeinsam eine Schnüffelrunde drehen.

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