Autismus-Selbsthilfe
Wir stellen In dieser BBZ-Ausgabe ein letztes Mal eine Selbsthilfegruppe aus Berlin vor. Mit dieser Serie haben wir die Chancen von Selbsthilfegruppen aufgezeigt und eventuell bestehende Vorurteile abgebaut. Diese Serie richtete sich an bereits Aktive und Interessierte der Selbsthilfe.
Ich konnte noch einmal mit einem Aktiven der Selbsthilfe sprechen, nämlich mit Mirko Hübner. Er hat im Oktober die Selbsthilfegruppe „Autismus und seelische Gesundheit“ gegründet, die sich mit psychischen Erkrankungen im Autismus-Spektrum beschäftigt.
BBZ: Herr Hübner, was sind Sie für eine Selbsthilfegruppe und haben Sie eine bestimmte Zielgruppe?
Mirko Hübner: Die Selbsthilfegruppe „Autismus und seelische Gesundheit“ wendet sich an Menschen im Autismus-Spektrum mit psychischen Erkrankungen.
BBZ: Führen Sie nur Gesprächsrunden oder machen Sie auch Aktivitäten?
Hübner: Es handelt sich ausschließlich um eine Gesprächsgruppe, bei denen Themen besprochen werden, die die Teilnehmer bewegen. Gemeinsame Unternehmungen ausserhalb der Treffen sind momentan nicht geplant.
BBZ: Berichten Sie uns gerne von Treffen, die Sie noch gut in Erinnerung haben.
Hübner: Bisher fand nur das Gründungstreffen statt. Für dieses erhielt ich jedoch sehr positive Rückmeldungen. Insbesondere die Möglichkeit, sich mit anderen Menschen im Autismus-Spektrum in harmonischer Atmosphäre über gemeinsame Erfahrungen austauschen zu können, fand großen Anklang.
BBZ: Wozu haben Sie die Selbsthilfegruppe gegründet?
Hübner: Allgemein haben Selbsthilfegruppen für Menschen im Autismus-Spektrum eine besondere Bedeutung: Sie geben ihnen erstmals die Möglichkeit, sich offen mit anderen Autisten in einem geschützten Raum auszutauschen. Dort werden sie akzeptiert, verstanden, teilen gemeinsame Erfahrungen und müssen sich nicht verstellen, wie es sonst oft der Fall ist. Das ist für manche Teilnehmer eine Erfahrung im positiven Sinne.
BBZ: Warum engagieren Sie sich persönlich für Ihre Selbsthilfegruppe? Sind Sie selbst betroffen oder gibt es andere Gründe?
Hübner: Ich habe zahlreiche negative Erfahrungen mit psychologischen Fachkräften gemacht, die ich mit vielen Autisten teile. Neben leider viel zu wenigen Psychologen, die sich in bewundernswerter Weise für die Belange ihrer autistischen Patienten einsetzen, stößt man oft auf Ignoranz und Vorurteile.
Daher finde ich es wichtig, sich in einem geschützten Raum und mit gegenseitiger Akzeptanz über psychische Erkrankungen austauschen zu können.
BBZ: Hatten Sie anfangs oder haben Sie Vorurteile oder Hemmungen in Bezug auf Selbsthilfegruppen und Gesprächsrunden?
Hübner: Ich denke, insbesondere wenn man noch nie eine Selbsthilfegruppe besucht hat, ist der erste Besuch eines Treffens schwierig. Mir ging es da nicht anders. Soziale Interaktionen und Gruppensituationen sind für Menschen im Spektrum häufig eine besondere Herausforderung. Daher spielen die Anzahl der Teilnehmer und die Art der Kommunikation für mich eine große Rolle.
Für Autisten sind sie häufig die einzige Gelegenheit, sich in einem geschützten Raum auszutauschen. Selbsthilfegruppen können aber auch der Kristallisationspunkt für weitergehende Strukturen sein. Ich denke, dass es eine Menge Potential gibt, wenn man auch bereit ist, „über den Tellerrand“ der eigenen Gruppe hinauszublicken.
BBZ: Wie viele regelmäßig teilnehmende Personen hat Ihre Gruppe?
Hübner: In allen Gruppen ist die Teilnehmerzahl auf acht begrenzt. Bisher waren fünf bis sechs Personen anwesend.
BBZ: Wie lange dauert jeweils ein Treffen und gibt es regelmäßige Termine, wie bestimme Tage und Zeiten?
Hübner: Die Gruppe findet einmal im Monat statt: jeden 2. Mittwoch von 18.00 bis 19.30 Uhr. Gerne können mich Interessierte für die Gruppe kontaktieren. Allerdings ist die Personenanzahl auf acht begrenzt. Daher werden neue Mitglieder nur aufgenommen, nachdem ein Platz frei geworden ist.
BBZ: Besten Dank für das Interview.
Ein Kontakt ist über die jeweiligen Kontaktstelle „Lichtenberg – Synapse“ möglich. Wir sind auch direkt über eine eigene Email-Adresse erreichbar:
Schulze-Boysen-Str. 38 | 10365 Berlin (Lichtenberg) 030 55 49 18 92, selbsthilfe.synapse@kiezspinne.de